Seit Wochen ist es in Unterfranken so trocken und heiß, dass Rasensprengen und inzwischen auch die maschinelle Wasserentnahme aus kleineren Flüssen und Bächen verboten ist. Wie passt es dazu, ein Kühlaggregat mit Trinkwasser zu unterstützen? Genau das fiel einem unserer Leser am 4. August an der Norma-Filiale in Zellingen auf. Als Kunde einer in der Nähe ansässigen Wohnmobilfirma sah er hinter dem Markt Wasser quer über den Hof in einen Abfluss laufen.
Es kam von einem Kühlaggregat, dahinter war ein Gartenschlauch so an der Wand befestigt, dass aus vier hineingestochenen Löchern Wasser auf den eigentlichen Kühler spritzte. In einer Mail an die Redaktion machte er darauf aufmerksam, dass offensichtlich den ganzen Tag Trinkwasser zur zusätzlichen Kühlung auf die Klimaanlage läuft und damit verschwendet wird.
Ganz so einfach ist es allerdings nicht, wie eine Nachfrage bei dem Lebensmittelfilialbetrieb ergab. Ein Verantwortlicher des Zweigbetriebs Röttbach, der für Zellingen zuständig ist, stellte zunächst klar, dass es sich nicht um die Klimaanlage des Marktes handelt, sondern um das Aggregat für das Wandkühlregal.
Bei unterbrochener Kühlkette müssen Lebensmittel entsorgt werden
Die improvisierte Unterstützung komme vereinzelt zum Einsatz, wenn die gesetzlich geforderten Temperaturen in dem über zehn Meter langen Regal mit Lebensmitteln wie Molkereiprodukten und Wurst nicht mehr sicher erreicht werden können. Dann gebe es im Markt einen Alarm. Das trete vor allem in langen Hitzeperioden und an besonders heißen Tagen auf. Die Zusatzkühlung werde dann nur stundenweise eingesetzt. Wie oft und wie lange im Jahr, lasse sich nicht abschätzen.
Generell sei sich Norma der Verantwortung für die Umwelt bewusst und habe kein Interesse daran, Trinkwasser zu vergeuden. Allerdings müsse man auch an die Waren im Wandkühlregal denken. Bei einer unterbrochenen Kühlkette müssten sie entsorgt werden, was nicht nur ein merklicher wirtschaftlicher Schaden sei, denn es gehe ja um Lebensmittel.
Bewässerung an kühleren Tagen nicht eingeschaltet
Mit Spitzentemperaturen von über 35 Grad Celsius gehörte der 4. August zu den heißesten Tagen des Jahres. Die Zusatzkühlung mit Wasser fiel unserem Leser am Nachmittag gegen 13.30 Uhr auf. Bei sporadischen Besuchen des Reporters an einem Samstag, einem Dienstagabend und einem Mittwochnachmittag war sie nicht in Betrieb. An diesen Tagen war es jeweils kühler, insbesondere beim letzten Besuch waren 30 Grad Celsius Außentemperatur aber erreicht. Außerhalb der Geschäftszeiten dürfte der Leistungsbedarf des Wandkühlregals auch geringer sein, da es dann vermutlich allein aus wirtschaftlichen Gründen mit Vorhängen verschlossen wird.
Ein dauerhaftes Besprühen des Kühlers im Aggregat empfiehlt sich auch aus technischen Gründen nicht. Das Zellinger Trinkwasser hat 24 Grad deutscher Härte, ist also sehr kalkhaltig. Wie bei einem Wasserkocher ist auch eine Verkalkung des Kühlers zu erwarten. Tatsächlich war an den Kühllamellen stellenweise schon ein weißer Schleier zu erkennen. Eine dicke Verkalkung würde die Leistung mindern beziehungsweise den Stromverbrauch erhöhen und wäre nur aufwändig und damit teuer zu entfernen. Durch seinen Aufbau mit Kupferrohren und Aluminiumlamellen kann ein Kühler auch nicht einfach so mit herkömmlichen Reinigungsmitteln entkalkt werden.
Einmal mit Profis arbeiten, aber diese Lösung ist ja billiger…