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Marktheidenfeld
Kein Badespaß im und auch wenig Spaß mit dem Wonnemar
Die Positionen von Stadt Marktheidenfeld und Besitzgesellschaft interSPA sind so weit auseinander, dass an einem Schiedsgerichtsverfahren wohl kein Weg vorbeiführt.
Ein Bild aus besseren Tagen, aufgenommen im Juni 2019, zeigt das Wonnemar in Marktheidenfeld mit wassergefüllten Becken und Besuchern.
Foto: Lukas Kutschera | Ein Bild aus besseren Tagen, aufgenommen im Juni 2019, zeigt das Wonnemar in Marktheidenfeld mit wassergefüllten Becken und Besuchern.
Joachim Spies
Joachim Spies
 |  aktualisiert: 16.02.2024 20:35 Uhr

Wenn wie in der vergangenen Woche die Hitze über Marktheidenfeld steht, wird es besonders vermisst: das Wonnemar. Seit langem ist das Erlebnisbad geschlossen. Viele Badebegeisterte können das nicht verstehen. Geht wirklich nichts? Die Anfrage an die Stadt beantwortet Bürgermeister Thomas Stamm so: "Wir tun alles, um das Bad wieder öffnen zu lassen." Doch viel Hoffnung macht er nicht auf eine kurzfristige Lösung.

Wie Klaus Tappmeier, der Rechtsanwalt der Stadt, ergänzt, ist das Freibad vom Betreiber nicht ausgewintert worden. "Selbst wenn interSPA der Stadt das Freibad jetzt übergeben würde, würde eine Durchführung der notwendigen Arbeiten und die Bestellung von Ersatzteilen mindestens drei Monate in Anspruch nehmen."

Die Sommersaison im Wonnemar fällt also aus. Vielleicht noch mehr, denn die Forderungen von Stadt und interSPA stehen sich diametral gegenüber. Mit Schreiben vom 22. Juni hat die Stadt erneut den Heimfall des Bades ausgeübt, weil aus ihrer Sicht die interSPA ihren im Erbbaurechtsvertrag von 2010 vereinbarten Pflichten nicht nachkommt und das Wonnemar nicht betreibt. Die Stadt will das Bad zurück. Die Besitzgesellschaft interSPA wiederum sieht die Schuld bei der Stadt und fordert 171 000 Euro, um angeblich von der Stadt während des Notbetriebs verursachte Schäden beheben zu können.  

Was vor einer Öffnung investiert werden müsste

Für Anwalt Tappmeier ist diese Forderung "unverschämt". Schon lange vor dem Ende Dezember begonnenen Notbetrieb durch die Stadt, nämlich am 15. Oktober 2020, habe der Centermanager des Wonnemar in einer Kostenaufstellung für interSPA die beim Freibad erforderlichen Instandhaltungen und Reparaturen auf 265 000 Euro geschätzt. In einem Zeitraum von bis zu sechs Monaten hätten demnach Reparaturen im Freibad mit 52 000 Euro in Auftrag gegeben und durchgeführt werden müssen.

Seit interSPA am 4. März die Schlösser ausgetauscht hat und die Stadt aussperrte, sei im Bad nichts passiert. Davon konnten sich Kämmerin Christina Herrmann und die Bäder-Sachverständigen der Stadt beim letzten Kontrollbesuch am 31. Mai überzeugen. Die nächste Visite ist Anfang Juli geplant. Bereits am 27. Mai habe die Stadt die Besitzgesellschaft laut Tappmeier aufgefordert, "entweder das Freibad an die Stadt wegen des erklärten Heimfalls herauszugeben, damit die Stadt die für die Öffnung notwendigen Maßnahmen selbst vornimmt und das Freibad wieder eröffnen kann, oder aber selbst für die Öffnung zu sorgen".

Je länger nichts passiert, umso größer werden Schäden

Das habe interSPA verweigert. In einer Antwort vom 11. Juni sei gar die Rede davon gewesen, dass interSPA angeblich ein "Testzentrum" am Wonnemar beantragt habe. Den von der Stadt dazu befragten Behörden sei ein solcher Antrag aber nicht bekannt. Je länger die Becken leer sind und das Wonnemar nicht seinem eigentlichen Verwendungszweck entsprechend betrieben wird, umso größer werden die Schäden. Klaus Tappmeier stellt klar: "Wir sehen nicht tatenlos zu, wie das Bad weiter vor die Hunde geht."

Was bedeutet das? Es wird wohl zu einer Klage vor dem Schiedsgericht kommen, wie es im Erbbaurechtsvertrag geregelt ist. Vor der Einleitung des Verfahrens wird es am 5. Juli noch eine Beiratssitzung geben. interSPA habe dringend darum gebeten, sagt Klaus Tappmeier. Er wird gemeinsam mit Christina Herrmann die Stadt dabei vertreten, für die andere Seite werden Rupert Atzberger vom interSPA-Investor AIM und Rechtsanwalt Christian Nunn teilnehmen. Dass man dabei eine Lösung findet, ist unwahrscheinlich.

Schiedsgerichtsurteil für alle verbindlich 

"interSPA verlangt eine Änderung des Erbbaurechtsvertrages und zusätzliche, jährliche Zahlungen der Stadt von einer Million Euro und dies rückwirkend für drei Jahre", berichtet Tappmeier. Er hofft auf ein zügiges Schiedsgerichtsverfahren, dessen Urteil dann verbindlich für alle Parteien ist. Wobei "zügig" schon ein Jahr bedeuten kann. Für das dreiköpfige Gremium könnten interSPA und Stadt Marktheidenfeld jeweils einen Schiedsrichter benennen, wobei dieser unabhängig sein müsse, dazu komme als Dritter ein von diesen ausgesuchter Vorsitzender – zumeist fällt hier die Wahl auf ehemalige OLG-Vorsitzende. 

Bei allem Hin und Her und zunehmendem Druck aus der Bevölkerung freut sich Bürgermeister Stamm eines feststellen zu können. "Wir sind uns im Stadtrat völlig einig und sehen uns auf dem richtigen Weg." Den werde man besonnen und gesprächsbereit gehen, aber nicht unvernünftig und wild.

 
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Kommentare
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  • H. M.
    Wo bleibt eigentlich eine Reaktion von UGM oder ProMar? Jetzt kann man mal nicht dem restlichen Landkreis die Schuld in die Schuhe schieben.
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  • R. D.
    Ist die Stadt Marktheidenfeld nicht selbst schuld dass es mit diversen Themen heute so ist, wie es ist? Geld war immer ausreichend da aufgrund hoher Steuereinnahmen durch die Firmen. Schwimmbad verkauft und trotzdem subventioniert, Krankenhaus dicht gemacht,... Die anderen Städte im Landkreis haben aus der Kreisumlage gerne das Geld aus Marktheidenfeld genommen. In Lohr gibt es alles. Karlstadt hat auch ein Schwimmbad,...
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  • Veraltete Benutzerkennung
    JA , Lohr hat alles aber auch sehr hohe Schulden. Marktheidenfeld hat dafür sehr viel Geld auf der hohen Kante und könnte locker alles bezahlen. Jedoch sollte man gewissen Firmen die Stirn bieten beim abzocken . Nicht einfach.
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  • B. F.
    Ich glaube dass derStadtrat alles versiebt hat weil er einen Teil der Anlage zurück haben will. So ein Schwachsinn, anstelle froh zu sein dass sich ein Investor gefunden hat,scheint hier pure Sturheit zu singen im Spessart. Richtig erbärmlich.
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  • T. D.
    Glauben heißt nicht W I S S E N !!
    Der Stadtrat hat aus seiner Sicht alles dafür getan , das das " Wonnemar " wieder
    der Bevölkerung zur Verfügung steht .
    Das Problem ist der Investor , welcher jetzt auf einmal mehr Geld will und die
    Unkosten getilgt haben möchte , welche aber nicht die Stadt Marktheidenfeld verursacht hat .
    Der Fehler wurde damals vor Jahren gemacht einen Investor mit ins Boot zu nehmen , weil die einfach nur Geld sehen wollen . Hat man der Bevölkerung für gut verkauft ,
    manch Euro gespart welche man jetzt doppelt und dreifach wieder bezahlen muss.
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  • R. B.
    Ist das den Bürgerinnen und Bürgern noch zu vermitteln?
    Fakt ist, dass plötzlich Forderungen aufkommen wo ein Außenstehender nicht mehr weiß auf welcher Grundlage diese beruhen. Bleibt das Bad, wie berichtet, nicht mal im standby Modus wird das ein Kostengrab für die Stadt werden.
    Hoffen wir, dass hier mutige Entscheidungen getroffen werden, ansonsten können wir uns hier vom Wonnemar verabschieden und es bleibt eine riesige fehlinvestion in Millionenhöhe übrig zum Nachteil der gesamten Bevölkerung incl. der Schülerinnen und Schüler.
    Die Hoffnung stirbt zuletzt.
    Glück auf.
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