Der auffälligste Unterschied zu vorher sind die gähnende Leere und, vom Rauschen der Beckenüberläufe abgesehen, die Stille. Ansonsten ist das Marktheidenfelder Wonnemar so einladend wie gewohnt, am liebsten würde man ins freie Becken springen. Auch dieser typische Schwimmbadgeruch, diese Mischung aus Wärme und Chlor, hängt noch in der Luft. Doch der Badespaß ist derzeit aus zwei Gründen tabu: Corona ist der eine, die Insolvenz der Betreibergesellschaft von interSPA der andere. Das Bad ist geschlossen; die Stadt hat den Notbetrieb übernommen.
Sichergestellt wird er von der eigens gegründeten Marktheidenfelder Bäder GmbH. Deren Gesellschafter, Bürgermeister Thomas Stamm, und die beiden Geschäftsführer Christina Herrmann und Matthias Hanakam, haben sich am Donnerstagmorgen im Wonnemar eingefunden, um mit dem Personal zu sprechen. Dessen Zahl ist übersichtlich: Es sind die beiden von der Bäder GmbH angestellten Techniker Kurt Neger und Marco Osborne sowie Martin Meckelein, Fachangestellter für Bäderbetriebe, der bei der Stadt beschäftigt ist.
Schäden an Technik und Einrichtung verhindern
Rund 30- bis 40 000 Euro im Monat muss die Stadt für den Notbetrieb aufbringen, kalkuliert Christina Herrmann, die auch Kämmerin im Rathaus ist. Das meiste an Kosten fällt an für Heizung, Strom, Wasser, geleaste Geräte und Chemikalien. Der Betrieb muss laufen, um Schäden an der Technik und den Einrichtungen zu verhindern. Das Wasser kann nicht abgelassen werden, erklärt Martin Meckelein, weil beispielsweise sonst Frost im Außenbereich und im Innern die Trockenheit die Fliesen beschädigen würden. Während der Feiertage haben sich die drei Beschäftigten abgewechselt, am Donnerstag wurden nun die Betriebsabläufe für die Zukunft besprochen.
"Ich hab ein paar Tage gebraucht, um den kürzesten Weg durchs Haus herauszufinden", berichtet Kurt Neger. Jede Menge Zähler und Messgeräte sind über die gesamte Anlage verteilt, täglich müssen sie abgelesen werden. Je nachdem sind dann Chemikalien nachzufüllen oder etwas neu einzustellen. Die rund um die Uhr laufenden Pumpen im Technikkeller sorgen dafür, dass das Wasser ausgetauscht und mit dem Notwendigen versetzt wird. "Schwefel, Flockungsmittel, Salzsäure, Natriumchlorid", zählt Marco Osborne auf. Dazu kommt Salz für die Entkalkungsanlage. Alle drei Tage müssen alle Wasserhähne mal laufen, die Gullys müssen gespült und voll sein, die Pflanzen gegossen werden.
Bürgermeister Stamm: Abgrenzen ist schwierig
Langeweile kommt da nicht auf. Eigentlich könnten die drei noch viel mehr tun, jetzt, da kein laufender Badebetrieb ist. Beispielsweise ein Gerüst stellen, um Glühbirnen an den Deckenlampen auszutauschen, oder Ausbesserungsarbeiten. Aber Bürgermeister Stamm muss bremsen: "Ich bin im Moment extrem vorsichtig. Wir haben den Zugriff für den Notbetrieb, aber nicht mehr." Was dazu zählt, das ist laut Christina Herrmann nicht bis ins letzte Detail abgestimmt. Stamm: "Das Abgrenzen ist schwierig." Zudem sei die Haftungsfrage offen.
Für die Stadt könnte das bedeuteten, das die Bäder GmbH womöglich Leistungen und Geld einbringe, aber unklar ist, ob sie dies wieder zurückbekomme. "Es gibt nichts Neues von interSPA", ergänzt Matthias Hanakam. Noch könne man nicht sagen, wie das Insolvenzverfahren laufe. Die Frage, wie es weitergeht, ist offen. Hanakam fürchtet, dass es noch einige Monate dauern wird, bis Klarheit herrscht.
Manches Gerät, bei dem eigentlich eine Wartung ansteht, wird deshalb noch länger auf einen Monteur warten müssen. Den zuständigen Firmen ist es offenbar zu unsicher, ob sie vom insolventen Unternehmen ihr Geld bekommen würden. Was aber über die Stadt weiter läuft, sind der Sicherheitsdienst, die Alarmanlage und die Brandmeldeanlage.
Über eine Whatsapp-Gruppe halten die im Wonnemar Verbliebenen noch Kontakt mit den früher hier Beschäftigten. Das waren einmal rund 50. Ob sie denn nach ihrer Meinung wieder in die Therme kämen, wenn der Betrieb wieder anlaufe, so die Frage an die drei noch hier Arbeitenden. Zwei, drei würden morgen wieder anfangen, wenn sie nur könnten, heißt es. Andere hätten sich inzwischen eine neue Stelle gesucht. Auch Bürgermeister Stamm erkennt das Dilemma. Sein Kommentar: "Egal von wem und wie das Bad hier weiter betrieben wird, das Personal dafür zu bekommen wird ein Problem."