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Marktheidenfeld
interSPA sperrt Stadt Marktheidenfeld vom Wonnemar aus
Am Freitagmorgen kamen die Techniker der Bädergesellschaft, die seit Dezember den Notbetrieb des Erlebnisbades sicherstellt, nicht mehr ins Bad: die Schlüssel passten nicht mehr.
Seit Freitag hat die Stadt Marktheidenfeld keinen Zutritt mehr ins Wonnemar. Die Besitzgesellschaft interSPA hat am Donnerstag ohne Ankündigung die Schlösser ausgetauscht.  
Foto: Joachim Spies | Seit Freitag hat die Stadt Marktheidenfeld keinen Zutritt mehr ins Wonnemar. Die Besitzgesellschaft interSPA hat am Donnerstag ohne Ankündigung die Schlösser ausgetauscht.  
Joachim Spies
Joachim Spies
 |  aktualisiert: 14.02.2024 22:00 Uhr

Feuerwehrkommandant Bernhard Nees war der Erste, der die überraschende Wende mitbekam. Am Donnerstagabend hätten ihm drei Männer einen Schlüssel für das Wonnemar übergeben, damit die Feuerwehr im Notfall ins Haus komme, berichtete er Bürgermeister Thomas Stamm. Am Freitagmorgen standen die Techniker der Marktheidenfelder Bädergesellschaft, die seit Dezember den Notbetrieb sicherstellt, vor verschlossenen Türen. Die Schlösser waren ausgetauscht. Die Stadt wusste von der Aktion nichts, informierte am Freitag in sichtlich betroffener Bürgermeister bei einem eilig einberufenen Pressegespräch. Das sei "sehr enttäuschend, sehr kurios", meinte Stamm.

Am Vormittag habe er von Projektentwickler Rupert Atzberger per SMS eine Kurznachricht bekommen, dass AIM Spa Deutschland gezwungen gewesen sei zu handeln, informierte Stamm. Der Rechtsanwalt des Unternehmens werde auf die Stadt zukommen, um für die kommenden Monate und Jahre eine Lösung zu finden. AIM ist neuer Gesellschafter der InterSPA Besitzgesellschaft, die bislang das Bad betrieben hatte und deren Betreibergesellschaft in Insolvenz geraten war. Möglicherweise war die Schlösseraktion eine Reaktion auf die in nichtöffentlicher Sitzung getroffenen Entscheidungen des Stadtrates.

Stadt will rund 215 000 Euro in InterSpa

Bereits am 13. Januar hatte die Stadt den "Heimfall" des Bades erklärt: Weil der Vertragspartner InterSPA seinen Verpflichtungen aus dem Erbbaurechtsvertrag nicht nachgekommen sei, sollte die Besitzgesellschaft das Bad an die Stadt zurückgeben. Am 2. März hat der Stadtrat erneut den "Heimfall" erklärt, nachdem auch seit dem 13. Januar nichts passiert war. Zudem wurden am 3. März die bisher aufgelaufenen Forderungen für den Notbetrieb – laut Kämmerin Christina Herrmann über 150 000 Euro – der InterSPA in Rechnung gestellt. Dazu kamen rückständige Forderungen an die Besitzgesellschaft von 65 000 Euro. Von Letzteren, so Herrmann im Pressegespräch, seien bislang 30 000 Euro überwiesen worden.

"Wir haben jetzt eine insgesamt sehr schwierige Situation", sagt Bürgermeister Stamm. Das Handeln von AIM und interSPA stoße im gesamten Stadtrat auf großes Unverständnis. Es habe zwar einen persönlichen Besuch von AIM-Investor Robert Maier und seinem Projektentwickler Atzberger sowie danach einige informelle Telefonate gegeben, aber bis heute habe die Stadt trotz mehrmaliger Aufforderung keine schriftlichen Informationen über den neuen Kommanditisten AIM Spa und über die Pläne der Besitzgesellschaft für das Wonnemar bekommen. 

Schon seit Jahren Unstimmigkeiten zwischen Stadt und Betreiber

"Ist nur Corona an der Lage des Wonnemar schuld?" stellte Stamm die rhetorische Frage, um sie so zu beantworten: "Aus unserer Sicht nicht, es gab schon in den Jahren davor Unstimmigkeiten." Im Jahr 2010 wurde der Vertrag über die Partnerschaft mit Laufzeit bis 2042 besiegelt. Seit Oktober 2018 gebe es Uneinigkeit über die Umsetzung. So forderte InterSPA im März 2018 einen mittleren sechsstelligen Betrag für die Jahre 2013 bis 2018 von der Stadt, weil diese aus Sicht des Unternehmens den Vertrag "anders gelebt" habe als ursprünglich gedacht. 

Der geschäftsleitende Beamte der Stadt, Matthias Hanakam, einer der Geschäftsführer der neu gegründeten Bädergesellschaft, fragte sich, welches Personal den Notbetrieb im Wonnemar jetzt übernehme. Zugleich sei offen, was nun mit den bei der Stadt beziehungsweise der Bädergesellschaft angestellten drei Fachleuten werde. Mehrere Bereiche in der Stadt seien in Kurzarbeit. Nach der Insolvenz der InterSPA-Betreibergesellschaft habe die Stadt für den Notbetrieb die Verträge mit den Versorgern übernommen. Die wurden zwangsläufig jetzt gekündigt.  

Fraglich, ob es 2021 eine Freibadsaison im Wonnemar gibt

"Es war nicht einfach für uns, den Notbetrieb zu übernehmen", erinnerte auch Geschäftsführerin Herrmann. Der zeitliche wie finanzielle Aufwand für die Stadt war enorm. Hanakam machte deutlich, dass die Stadt das Kontrollrecht besitze, zu prüfen, ob der künftige Betreiber den Notbetrieb ausreichend leiste. Was die Öffnung des Bades anbelangt, so macht sich Hanakam keine Illusionen: "Ich persönlich glaube, dass es keine Freibadsaison in diesem Jahr gibt." 

Bürgermeister Stamm betonte jedoch abschließend, dass Stadt und Stadtrat weiter gesprächsbereit seien. Dazu sei aber eine schriftliche Darlegung durch die InterSpa nötig. Der Stadtrat könne jedenfalls nur mit konkreten Vorschlägen über Lösungen beraten und entscheiden. 

Weder InterSpa noch die AIM Spa Deutschland GmbH waren am Freitagnachmittag für eine Stellungnahme zu erreichen.

 
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Kommentare
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  • martina.biedermann@stadtbau-wuerzburg.de
    Grundbedürfnisse wie Gesundheit , Energie , Wasser , ÖPNV , Wohnen u.ä. dürfen nicht vollständig Marktmechanismen unterliegen - allerdings gehört dazu dann auch , die öffentlichen Finanzen dafür ausreichend auszustatten - das ist auf Dauer auch wirtschaftlicher als im Nachhinein gescheiterte private Konzepte mit Steuergeld zu „ retten „
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  • henner59
    Wenn eine Gemeinschaft Arglistig getäuscht wird, sollte immer das Allgemeinwohl der Bürger in Vordergrund stehen.
    Die Stadt muss für immer übernehmen, ein Schwimmbad mit Sauna in der Gemeinde ist ein Sozialer, Sportlicher, der Gesundheit dienender und Kommutativer Treffpunkt.

    Meine Stadt Marktheidenfeld, Einkaufen wo du Wohnst! Sonst nichts?

    AIM Center GmbH mit Sitz in Passau.

    Sozial geht anders.
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  • georg-ries@web.de
    Hoffentlich werden nicht auch bald am Rathaus die Schlösser ausgetauscht..... Das wurde in einem ähnlichen Konstrukt verrxxxxx. Die dafür Verantwortlichen wird man leider nicht zur Verantwortung ziehen können.
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  • Franken48
    Ich bin der Meinung, die Stadt hat sich bei den Verträgen, über den Tisch ziehen lassen. Bin sehr gespannt, wie die Sache ausgeht.
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  • Erding
    Darum prüfe, wer sich "ewig" bindet, ob sich nicht doch besser was "Eigenes findet". Herr oder Frau sein im eigenen Haus. Die obigen Kommentatoren sagen es richtig. Man sollte sich nicht mit fremden Federn schmücken. Investoren aus "aller Herren Länder" kochen auch nur mit Wasser und tun alles nur für den eigenen Gewinn, besser ausgedrückt: Reibach. Jetzt haben diese Herren dies ganz deutlich gezeigt, wer der Herr im Haus hier im Maradies ist. Wer das Sagen hat und die Schlüsselgewalt. Die Stadt darf nur zahlen, zahlen und nochmals draufzahlen. Ob die Stadt gleichwertige Anwälte hat? Oder sich zurückzieht und damit zeigt: Macht doch Euren Kram selber. Damit den Schwarzen Peter den Investoren zurück gibt. Ansonsten wird es ein Fass ohne Boden und ohne Sagen. Die nachvollziehbaren Rettungsversuche der Stadt wurden wohl von der Gegenseite als Schwäche gesehen. Wer hat und hatte die besten Anwälte? Wirecard und Co lassen grüßen.
    Stadtverwaltungen geht es da wie den kleinen Leuten. Wiederum
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  • seitz-marco@web.de
    So läufts wenn eine Stadt sich bzw seine Schätze vermeintlich gut vermarktet. Abhängigkeit von Investoren ist oft nur am Anfang das beste Geschäft nicht selten nach kritischen Momenten kein Zuckerschlecken mehr. Da hilft die Nostalgie des Maradieses nichts mehr. Das ehemalige Sahnehäubchen Maradies ist nun knallhartes Business das am Ende der Bürger „ausbaden“ muss bzw nicht mehr baden kann.
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  • diener
    Es kommt auf den Vertrag an , welcher im Jahre 2010 mit Interspa geschlossen wurde.
    Anscheinend liegt da schon seit längeren ein Leiche im Keller , welche jetzt erst ganz
    langsam an die Öffentlichkeit gelangt .
    Da sieht man wie blauäugig die Stadt Marktheidenfeld mit dem " Maradies " und
    dem " Krankenhaus " umgegangen sind.
    Der hinterlassene Scherbenhaufen wird immer größer ! ! !
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  • Horst R
    Für mich ist bis heute unverständlich, warum eine Stadt wie Marktheidenfeld, ein Bad wie das Wonnemar nicht selbst unterhalten kann, oder vielleicht gar nicht will??
    Irgendwie ein Armutszeugnis.
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