
Die ehemalige Lohrer Brauerei ist bereits abgerissen. Und auch die Keiler Bier GmbH, Nachfolgerin der Lohrer Bier GmbH, ist für Lohr nur noch Geschichte. Unbemerkt von der Öffentlichkeit hat die Tochter der Würzburger Hofbräu bereits Anfang 2018 ihren Firmensitz von Lohr nach Würzburg verlegt. Dem aufmerksamen Biertrinker mag aufgefallen sein, dass auf dem Etikett der Keiler-Flaschen nicht mehr Lohr, sondern Würzburg als Betriebssitz genannt wird.
Die Kulmbacher Brauerei AG, zu der die Hofbräu gehört und bei der ein Teil des Keiler-Biers inzwischen gebraut wird, wollte auf Anfrage keine Angaben machen, warum die GmbH ihren Sitz verlagert hat. Zu "betriebsinternen Entscheidungen" nehme man öffentlich keine Stellung, teilt Pressesprecherin Natalia Balacka mit.
- Lesen Sie hier den Standpunkt "Verbraucher in die Irre geführt"
Möglicherweise hat es etwas mit dem Druck zu tun, den das Landratsamt Main-Spessart in Abstimmung mit dem Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) 2017 auf die Konzernmutter Kulmbacher ausgeübt habt. Es dürfe nicht der Gesamteindruck entstehen, Keiler werde weiterhin in Lohr gebraut, hieß es damals.
Laut Holger Steiger, Pressesprecher des Landratsamts, hielten es die Ämter zur Vermeidung einer Irreführung der Verbraucher deshalb für notwendig, dass auf dem Keiler-Flaschenetikett der tatsächliche Brauort genannt wird, also Würzburg oder Kulmbach. Offenbar hat das Landratsamt, das zunächst keine solch strenge Auffassung vertrat, damit auch das LGL umgestimmt. Das Landesamt hatte es in einer ersten Einschätzung ebenfalls für ausreichend gehalten, dass die Kulmbacher Brauerei die Etiketten von "Keiler Bier GmbH, Lohr a. Main" zu "Gebraut für Keiler Bier GmbH, Lohr a. Main" änderte.
Enge Verbindung von Lohr und Keiler-Bier machte Nennung des Brauorts notwendig
Dass dann doch die Nennung des Brauorts gefordert wurde, dafür war die enge Verbindung von Keiler-Bier und Lohr maßgeblich. Das Landratsamt zählt folgende Umstände auf: Keiler-Biere haben ihren Ursprung in Lohr; der Sitz des Inverkehrbringers, also der Keiler Bier GmbH, war ebenfalls Lohr; in Lohr existiert das aktive Keiler Brauhaus; außerdem bestehe ein starker Bezug zur Stadt Lohr und zur Region, etwa durch die Lohrer Spessartfestwoche, wo das Festbier aus Würzburg jetzt "Keiler-Festbier" heißt, und durch verschiedene Keiler-Veranstaltungen, wie den "Keiler Weißbierfrühschoppen", "Keiler Cup" (Handball) oder den "Keiler Bike-Marathon" (Radsport).
Folglich konnten Verbraucher leicht den Eindruck gewinnen, das Bier werde noch in Lohr gebraut, wenn auf dem Etikett nicht der tatsächliche Brauort genannt wird, aber die Keiler Bier GmbH in Lohr.
Kulmbacher vertrat andere Ansicht
Die Kulmbacher Brauerei habe jedoch eine andere Auffassung vertreten und die geänderte Etikettierung für ausreichend gehalten, so Pressesprecher Steiger. Durch die Verlegung des Betriebssitzes der Keiler Bier GmbH nach Würzburg endete die Zuständigkeit des Landratsamts Main-Spessart, so dass sich weitere behördliche Maßnahmen seitens des Amtes erübrigten. Zumal nun ja auf den Etiketten auch der letzte Bezug zu Lohr und den Spessart getilgt wurde, da jetzt "Gebraut für Keiler Bier GmbH, Höchberger Straße 28, D-97082 Würzburg" darauf zu lesen ist. Zuvor hatte die Kulmbacher Brauerei bereits auf den Spruch "nach urtypischer Brautradition aus dem Spessart" verzichtet. Auch Werbeträger mussten nach und nach umgeändert werden.
Das Geschäft mit Keiler-Bier floriert offenbar. Die Absatzmenge liegt laut der Kulmbacher Brauerei inzwischen bei über 40 000 Hektoliter. Auch an Flughäfen in Fernost wird schon Keiler-Bier zum Verkauf angeboten.
Keine Aussage zu Gewerbesteuer der Keiler Bier GmbH
Da ist die Frage interessant, wie viel Gewerbesteuer die Keiler Bier GmbH der Stadt Lohr in die Kasse gespült hat und wie viel der derzeit klammen Stadt 2018 also verloren gegangen sind. Aber dazu dürfe die Stadt keine Angaben machen, auch nicht zur Tatsache, ob in Lohr überhaupt Gewerbesteuern gezahlt wurden, teilt Lohrs Pressesprecher Dieter Daus mit. "Es ist in jedem Fall bedauerlich, wenn Gewerbebetriebe ihren Sitz in Lohr a. Main abmelden und wegziehen", so Daus.