Das markante „Keiler Bier“-Logo mit einem Keiler, der ein Glas Bier in der Hand hält, ist in Lohr und Umgebung an allen Ecken und Enden zu sehen. Nur das Bier kommt schon seit einigen Jahren nicht mehr aus Lohr (Lkr. Main-Spessart). Zwar gibt es auf dem Lohrer Brauereigelände das neue „Keiler Brauhaus“, doch dort wird nur für den Hausgebrauch und die Lohrer Spessartfestwoche, die am Freitag wieder begonnen hat, gebraut. Das „Keiler“ in Flasche und Fass kommt von der Hofbräu aus Würzburg, „Keiler“-Biere in der Bügelflasche aus Kulmbach.
Nun wurde die Konzernmutter Kulmbacher Brauerei AG von der Lebensmittelüberwachung am Landratsamt Main-Spessart aufgefordert, die Etiketten auf Flaschen mit „Keiler Bier“ zu ändern. „Es darf nicht der Gesamteindruck entstehen, dass das Bier in Lohr gebraut wird“, sagt auf Anfrage Hans-Joachim Engler, Leiter der Lebensmittelkontrolle. Zugleich seien Änderungen an den Keiler-Bierkästen erforderlich, in weiteren Schritten auch an Werbeträgern und Logos, etwa Gläsern, Wirtshausschildern und Bierdeckeln. Den Anstoß zu dieser Neubewertung durch das Landratsamt gaben Recherchen und Anfragen dieser Redaktion.
„Keiler“ hieß einst nur das Weißbier der Lohrer Brauerei
Bei der ehemaligen Lohrer Brauerei gab es einst nur das „Keiler Weißbier“. 2007, da war die Lohrer Brauerei längst an die Würzburger Hofbräu und die Hofbräu an die Kulmbacher Brauerei AG verkauft, ging der erfolgreiche Name „Keiler“ auf alle Lohrer Biersorten über. Die Lohrer Bier GmbH nannte sich 2010 in Keiler Bier GmbH um. 2012 wurden die Brauanlagen in Lohr abgebaut. Die Keiler Bier GmbH mit Sitz in Lohr gibt es heute noch, zur Kontaktaufnahme muss man jedoch eine Nummer in Würzburg wählen.
Bisher schauen die Etiketten des Keiler-Biers so aus: Vorne prangt der Spruch „nach urtypischer Brautradition aus dem Spessart“ – obwohl etwa das Keiler-Weißbier in Kulmbach mit einer „verfeinerten“, also anderer Rezeptur gebraut wird, wie Helga Metzel, Pressesprecherin der Kulmbacher Brauerei, uns auf Anfrage bestätigte. Der Spruch steht auch auf dem „Kellerbier“, das es zu Lohrer Zeiten noch gar nicht gab. Auf dem Etikett auf der Flaschenrückseite steht: „Keiler Bier GmbH, Postfach 1364, 97803 Lohr a. Main“. Dem unbedarften Biertrinker drängt sich so der Eindruck auf, das Keiler-Bier werde weiterhin in Lohr gebraut.
Landratsamt fordert „Anpassung an geltendes Recht“
Deshalb sagt Hans-Joachim Engler von der Lebensmittelüberwachung: „Eine Anpassung an geltendes Recht ist zwingend erforderlich.“ Er verweist auf den Artikel 26 der EU-Lebensmittelinformationsverordnung, der verpflichtend die Angabe des Herkunftsorts bestimmt, „falls“, so der Wortlaut des Artikels, „ohne diese Angabe eine Irreführung der Verbraucher über den tatsächlichen Herkunftsort des Lebensmittels möglich wäre, insbesondere, wenn die dem Lebensmittel beigefügten Informationen oder das Etikett insgesamt sonst den Eindruck erwecken würden, das Lebensmittel komme aus einem anderen Herkunftsort“.
Dass etwas an den Etiketten geändert werden muss, stellte auch ein vom Landratsamt in Auftrag gegebenes Gutachten beim Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit in Erlangen fest.
Alte „Lohrer Bier“-Kästen dürfen nicht mehr verwendet werden
Das Kennzeichnungsrecht ändere sich häufig, so Engler. Den Artikel 26 etwa habe es vorher so nicht gegeben. Zuvor hieß es nur, dass der Hersteller oder der Inverkehrbringer zu nennen ist. Deswegen und wegen der Veränderungen im Eigentumsgefüge der ehemaligen Lohrer Brauerei habe das Landratsamt eine Weile gebraucht, bis es auf die Etiketten des Biers aufmerksam geworden sei und diese intensiv prüfte.
Schon vorher allerdings habe das Landratsamt die Brauerei darauf hingewiesen, dass die alten „Lohrer Bier“-Kästen so nicht mehr verwendet werden dürfen. Diese waren aber noch diesen Monat im Handel zu sehen. Inzwischen werden die in Würzburg gebrauten Keiler-Biere aber in anderen Kästen verkauft, in Lohr etwa in schlichten schwarzen mit dem seitlichen Schriftzug „Bad Meinberger Mineralbrunnen“.
Werbespruch „Nach urtypischer Brautradition aus dem Spessart“ schon kassiert
Zum weiteren Vorgehen äußert Lebensmittelkontrolleur Engler: „Die Verantwortlichen der Brauerei sollen uns jetzt Vorschläge machen, wie sie sich das vorstellen.“ Erste Gespräche zwischen der Kulmbacher Brauerei und dem Landratsamt hat es bereits gegeben, erste Etiketten-Entwürfe seien bereits vorgelegt worden. Wie genau die Etiketten aussehen sollen, wolle das Landratsamt der Brauerei nicht vorschreiben. Was es nicht mehr geben wird, ist laut Lebensmittelkontrolle der Werbespruch „Nach urtypischer Brautradition aus dem Spessart“.
Ob die vorgelegten Etiketten-Entwürfe auch den gesetzlichen Vorgaben entsprechen, prüfe das Landratsamt gemeinsam mit dem Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit. Zum zeitlichen Rahmen heißt es, auch mit Rücksicht auf die bevorstehende Urlaubszeit, aus dem Landratsamt: „Wir wollen und werden da nichts übers Knie brechen.“
Die Kulmbacher Brauerei möchte sich auf Anfrage nicht zu „Betriebsinterna“ äußern.
Nur im Keiler Brauhaus und auf der Festwoche gibt es „Keiler“ aus Lohr
Einstweilen herrscht in Lohr bei der Spessartfestwoche wieder Ausnahmezustand. 2012, dem Jahr des Abbaus der Brauanlagen in Lohr, gab es nach der Festwoche den „Bierskandal“. Ein örtlicher Gastronom ließ damals das Festbier testen. So kam ans Tageslicht, dass das damalige Bier für das Volksfest, anders als von der Stadt Lohr im Liefervertrag vorgeschrieben, mit kalkigem Würzburger Wasser gebraut worden war. Den Bierliefervertrag bekam trotzdem wieder die Keiler Bier GmbH.
Seither hatten die Lohrer nichts mehr zu beanstanden. Das Festbier wird im kleinen Keiler Brauhaus in Lohr eingebraut, danach zum Lagern und Reifen nach Würzburg zur Hofbräu transportiert. Es soll eben, so will es die Stadt Lohr, Lohrer Festbier sein, mit weichem Lohrer Wasser gebraut. Ein Keiler-Bier also, das tatsächlich aus Lohr kommt.
Wo andere Brauereien bereits Ärger bekamen
Die kleine Bielefelder Brauerei Ravensberger sorgt in diesen Tagen für Schlagzeilen über Bielefeld hinaus. Der Grund: Das Bier „Bielefelder Flutlicht“ lässt sie von einer anderen Brauerei in Höxter produzieren, nennt aber auf den Etiketten den Brauort nicht. Jetzt müssen bis Oktober Tausende Flaschen mit „falschen“ Etiketten verkauft sein.
Dem Chiemgauer Brauhaus wurde im März vergangenen Jahres vom Oberlandesgericht in München untersagt, ihr Bier weiterhin „Chiemseer“ zu nennen. Die Begründung: Der Brauort Rosenheim liegt nicht am Chiemsee. Geklagt hatte in dem Fall die Zentrale zur Bekämpfung unlauteren Wettbewerbs.
Wer sich mit fremden Federn schmückt möchte dadurch auch etwas erreichen, der Kunde muss aber für diesen Betrug Geld bezahlen, deshalb ist es auch die Aufdeckung dieser Machenschaften sehr wichtig!
Trainierte Keilertrinker merken eh nix mehr
was genau versuchen Sie mit diesem Artikel - ausgerechnet pünktlich zur Festwoche - eigentlich zu bezwecken?
Es ist bei den Keilertrinkern längst bekannt, dass ihr Bier bicht mehr aus Lohr kommt. Und trotzdem können diese damit leben und lassen sich nicht durch ein Etikett täuschen.
Sie könnten es also langsam auch mal gut sein lassen. Oder drängt sie "ein Loherer Gastwirt" dazu, weiter Öl ins Feuer zu gießen, weil er seine Schmach nicht eingestehen will?
Und übrigens, wenn Sie schon rechachieren, dann bitte richtig. Bei den neuen Kästen handelt es sich um sogenannte Unica-Kästen. Diese sind, wie der Name ja sagt in Deutschland weit verbreitet und haben ein Standartaussehen. Anlagenbedingt kann es daher vorkommen, dass ein "Fremdkasten" nicht erkannt und somit wiederbestückt wird.
Sie müssen alse nicht durch diesen Einwurf den Eindruck erwecken, man würde das Bier von irgendeiner anderen Brauerei oder einem Brunnen abfüllen lassen.
Keilertrinker lassen sich durch Etiketten nicht täuschen? Dann kann man sie ja ehrlich gestalten.
Mich interessiert lediglich die Frage, wie viel Aufrichtigkeit in Ihrer Branche sein muss und wie viel Irreführung sein darf. Seien Sie versichert, dass kein Gastwirt seine Finger im Spiel hat.
Dass der Artikel zur Festwoche kommt, ist Zufall. Diese Woche kam die Information vom Landratsamt.
Solange das Keiler schmeckt, macht es Biertrinkern sicher nichts aus, wenn der Brauort angegeben wird.
Habe die Ehre
B. Kohlhepp
"Die Droge Alkohol gefährdet Ihre Gesundheit und die Ihre Mitmenschen"
Ansonsten haben Sie aber meine generelle Zustimmung.
Aber wenn man sich schon um falsche Standorte kümmert sollte das auf alle Bereiche ausgeweitet werden. Ich bin jetzt schon gespannt was demnächst auf unseren Lebensmitteln stehen wird. Insbesondere die Lebensmittel deren Herstellung und Vertrieb zu Grosskonzernen gehören und deren Aufdruck lediglich den Verwaltungssitz angibt aber nicht wo das Produkt wirklich entstanden ist.
Das geht ja gar nicht ...
Mit solchem Schwindel machen Konzerne den lokalen Mittelständlern das Leben schwer.