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Main-Spessart
Karlstadt: Kandidat Armin Beck liebäugelt mit schwarz-grüner Koalition
Bekannt ist der 53-Jährige vor allem als Gegner der B26n. Nun will er nach Berlin und sich dort für Mobilität und digitale Infrastruktur einsetzen. Es ist nicht sein erster Wahlkampf.
Der Bundestagskandidat Armin Beck (Grüne) auf dem Saupurzel. Dass die Natur dort vom Bau der B26n beeinträchtigt werden soll, lehnt er ab.
Foto: Corbinian Wildmeister | Der Bundestagskandidat Armin Beck (Grüne) auf dem Saupurzel. Dass die Natur dort vom Bau der B26n beeinträchtigt werden soll, lehnt er ab.
Corbinian Wildmeister
Corbinian Wildmeister
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:10 Uhr

Mit leichter Verspätung kommt Armin Beck am Parkplatz auf dem Saupurzel in Karlstadt an. Gerade hat der grüne Bundestagskandidat noch in der Gemündener Fußgängerzone um Stimmen gebuhlt. Die Arbeit am Infostand beginne immer zäh, sagt er. Mit einem "lockeren Spruch" versuche er, die Leute dann anzusprechen, und letztlich verstricke er sich doch immer schnell in Diskussionen.  

Becks Fortbewegungsmittel überrascht im ersten Augenblick. Dass ausgerechnet er als Grünenpolitiker mit einem Diesel unterwegs ist, sieht er aber pragmatisch: "Der hat 200 000 Kilometer. Ich könnte den jetzt abstoßen, dann geht der nach Afrika und ich kaufe mir ein Elektroauto. Aber was meinen Sie, was das für eine Ökobilanz hat?" Lieber fahre er seinen Diesel noch ein paar Jahre, bis dieser sein Lebensende erreicht und steige dann auf Elektromobilität um. 

Autos ja, B26n nein 

Gelassen reagiert der 53-Jährige auch, wenn es heißt, dass die Grünen immer alles verbieten wollen. "Das ist einer der großen Mythen dieser Republik." Niemand müsse bangen, dass die Grünen ihm sein Auto wegnehmen. Gerade im ländlichen Raum, also auch in Main-Spessart, werde es immer einen Individualverkehr brauchen. Dieser müsse allerdings CO2-arm sein. Deshalb setze sich seine Partei auch für die Förderung von E-Mobilität ein. 

Wenn es um die B26n geht, hört die Autofreundlichkeit von Armin Beck jedoch abrupt auf. Seit Jahren engagiert er sich in der Bürgerinitiative gegen den Bau der Bundesstraße zwischen Arnstein und Karlstadt. Es ist daher auch kein Zufall, dass er sich am Saupurzel zum Gespräch mit dieser Redaktion treffen wollte. Der Jurist zeigt über das Tal östlich des Bergs, wo eine Autobrücke über die Wern geplant ist. Er spricht von "Landschaftszerstörung", vom Raum zur Naherholung, der den Menschen durch den Bau der B26n verloren gehen würde. 

Bahnstrecken reaktivieren und Ortsdurchfahrten entlasten

Doch wie dann die Mobilität in Main-Spessart verbessern? Beck fordert, bestehende Straßen in einen vernünftigen Zustand zu bringen. Außerdem strebt er eine Änderung der Straßenverkehrsordnung an, um den Fernverkehr auf die Autobahn zu lenken und Ortsdurchfahrten zu entlassen. Ein zweiter Hebel ist für Beck die Stärkung des Bahnverkehrs. Dieser sei "das Rückgrat des öffentlichen Nahverkehrs". So sollen Bahnhöfe wie der in Karlstadt attraktiver werden. Beck will aber auch Zugstrecken reaktivieren, zum Beispiel die Werntalbahn. Die Maintalbahn zwischen Miltenberg und Aschaffenburg müsse überhaupt erstmal elektrifiziert, also auf den Stand der Technik gebracht werden.

Für Armin Beck hängt die Zukunft des ländlichen Raums aber nicht nur von der Mobilität, sondern auch von digitaler Infrastruktur ab. Dabei sieht er großes Potenzial im mobilen Arbeiten. "Das ist doch unsere Chance! Wer will schon in Frankfurt wohnen und einen Haufen Miete bezahlen? Mittlerweile kann ganz viel digital laufen." Dafür brauche es aber eine gute digitale Funkstruktur und digitale Struktur im Boden. Da sei der Status Quo "relativ jämmerlich", kritisiert Beck. "Es braucht  ein Umdenken." Solange "die Milliarden in Beton und Asphalt versenkt" würden, fehle eben das Geld für die Digitalisierung. 

Beck hat Kanzlerin Baerbock noch nicht aufgegeben 

Erst kürzlich gab es zur B26n einen verbalen Schlagabtausch zwischen Armin Beck und seinem politischen Kontrahenten Alexander Hoffmann von der CSU, der den Bau der Fernstraße unterstützt. Dieser gipfelte darin, dass Beck den Unionsabgeordneten als "klimapolitischen Geisterfahrer" bezeichnete. Im Gespräch mit dieser Redaktion beschwichtigt Beck: Er schätze Hoffmann als "ernstzunehmenden Politiker". Doch wie steht er zu einer Zusammenarbeit mit den Unionsparteien im Bund? Sind die Gräben in der Klimapolitik zu tief? 

Für Beck offenbar nicht. Er sieht eine schwarz-grüne Regierung sogar als Chance, "dass wir uns ehrlich den Antipoden unserer Gesellschaft stellen, den Konflikt austragen und versuchen, etwas Produktives daraus zu machen." Wieder gibt Beck also den pragmatischen Realo-Grünen. Wobei es ihm natürlich noch lieber wäre, wenn seine Partei eine solche Koalition anführen würden. Sein Ziel sei immer noch eine Bundeskanzlerin Anna-Lena Baerbock. Wie wahrscheinlich das nach Plagiatsvorwürfen und den Fehlern in ihrem Lebenslauf ist, steht auf einem anderen Blatt Papier. "Es war mal eine Zeit lang realistisch", meint Beck. Auch wenn er findet, dass Baerbock zu Unrecht in der Kritik steht, räumt er ein, dass seine Partei jetzt in einer schwierigeren Phase steckt.

Ökologie als zentrale Motivation

Seit 2014 sitzt Armin Beck im Stadtrat in Karlstadt, seit 2021 im Kreistag. Der Wahlkampf ist ihm gut vertraut, Wahlniederlagen allerdings auch. Bereits 1990 trat er in seiner früheren Heimat Schweinfurt bei einer Bundestagswahl als Direktkandidat für die Grünen an, vorher wollte er dort Landrat werden. In Karlstadt strebte er schon zweimal das Amt des Bürgermeisters an. Geglückt sind diese Kandidaturen nicht.

"Es ist nicht so, dass ich die Politik zum Beruf machen muss. Ich habe einen Beruf und verdiene mein Geld", erklärt Beck. Da ihm seine Parteifreunde aber zutrauen, dass er "grüne Positionen vernünftig und glaubwürdig vertritt", fragen sie ihn immer wieder – und er sagt gerne zu. Seine zentrale Motivation sei immer das Thema Ökologie gewesen, so Beck. "Das heißt im Endeffekt nichts anderes für mich, als dass ich gesund und gut leben möchte. Außerdem habe ich drei Kinder und will natürlich, dass die nächsten Generationen auch gut leben können."

Mit dem Listenplatz 56 sind Becks Aussichten auf einen Einzug in den Bundestag nicht besonders groß. Doch hat er eine Chance, das Direktmandat in Main-Spessart zu gewinnen? Es werde nicht leicht, gesteht der 53-Jährige. "Im Landkreis gibt es große Beharrungskräfte. Dabei sage ich immer: Wir Grünen sind die Konservativen, wir schützen unser Land. Die CSU betoniert es zu."

 Armin Beck, Bundestagskandidat der Grünen

Armin Beck ist 53 Jahre alt, verheiratet und hat drei Kinder. Er wohnt in Karlstadt. Aufgewachsen ist Beck in Ettleben und Waigolshausen im Landkreis Schweinfurt. Nach dem Abitur am Humboldt-Gymnasium in Schweinfurt und dem Zivildienst beim Malteser Hilfsdienst studierte Beck Rechtswissenschaften in Würzburg und in Genf. 1997 beendete er das Studium mit dem zweiten juristischen Staatsexamen. Im Anschluss eröffnete er mit Kommilitonen in Schweinfurt eine eigene Kanzlei. Sein Fachbereich umfasst das Familienrecht und das Wirtschaftsrecht und er betreut Unternehmer, vom Arzt in der Einzelpraxis bis zu Softwareunternehmen mit 900 Arbeitnehmern. 
Quelle: gi
 
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  • molinarius21
    Reinhard_Mainpost: Es geht nicht darum, Herrn Beck das Bundestagsmandat nicht zu wünschen. Wer allerdings n a c h h a l t i g, wie seine Partei für Klimaschutz und CO2-Neutralität steht, der sollte sich anders verhalten. In diesem Sinne geht es mir auch um den Sozialkonsens, der von "Grün" angeblich propagiert wird. Wenn ich ihn nämlich ernst nehme, dann kann ich E-Mobilität nicht fördern. Lesen Sie bitte den Report: "Das weiße Gold" - Umwelt- und Sozialkonflikte um Lithium. Spätestens nach Lesen dieses Reports werden sie von der "Lithium-Mobiliät" nicht mehr überzeugt sein. Der Lithium-Abbau schadet nämlich der Umwelt und zerstört die Lebensgrundlage indigener Völker. Zurück zur Zukunft kann ich nur sagen - wenn Sie wissen, was ich meine. Und Alternativen zu Lithium gibt es genug, das kann man täglich, u. a. auch in der Main-Post nachlesen.
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  • jochen.schoen79@web.de
    Herr Becks Arbeitsplatz (Kanzlei) ist nach "Google-Suche" offensichtlich in Schweinfurt.
    Also fährt Herr Beck (mit seinem Diesel) wahrscheinlich regelmäßig durch das Werntal um nach SW zu kommen.
    Und sein größtes Ziel ist die Verhinderung der B26n ==> Genau mein Humor.
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  • reinhard_mainpost
    Armin Beck beweist seit Jahren in der Kommunalpolitik, dass er verantwortungsvoll und integer Politik macht. Er würde auch in Berlin nachhaltige und bürgernahe Politik machen und die Region gut vertreten. Ich drücke ihm die Daumen. Von AfD Politikern kenne ich keine einzige konstruktive Lösung. Wer die wählt, kann auch gleich einen Zaun-Pfosten wählen. Und den anderen Kommentatoren hier, die Armin Heuchelei vorwerfen, weil er einen alten Diesel fährt, wählen wahrscheinlich CSU, weil sie fest davon überzeugt sind, dass alle CSU Politiker sozial sind und jeden Sonntag in die Kirche gehen...
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  • Mementomori
    @Reinhat....Beck ist angeblich Grüner, das sollte sich aber in seinem Tun widerspiegeln! Ich kann einfach nicht Wasser predigen und Wein trinken....das nennt man verlogene Doppelmoral...so schauts aus! Es reitet keiner so auf den ach so dreckigen Autos rum wie die Grünen Weltretter. Und mit seiner restlichen politischen Meinung kann ich ganz und gar nichts anfangen...meine Meinung!
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  • Mementomori
    Fährt er einen Diesel…..und dass ohne sich als Grüner zu schämen? Wie kommt der Armin drauf, dass sein alter Diesel nach Afrika kommen würde? Etwas weltfremd finde ich, sowas brauchen wir nicht in der Politik!
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  • Franken48
    Die Grünen braucht nur eine kleine Minderheit. Also unwichtig wie ein Kropf. Haben in der Regierung, nichts zu Suchen.
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  • Davera18021612
    Das entscheiden zum Glück alle BürgerInnen dieses Landes und nicht Sie allein!
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  • steffen.cyran@freenet.de
    Haha.

    Wer von der Reaktivierung der Werntalbahn für den Personenverkehr schwadroniert, hat sich fachlich bereits komplett diaqualifiziert..

    Also von wegen "pragmatischer Realo-Grüner" - ganz normaler, ideologiedurchseuchter Träumer.
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  • Lebenhan1965
    @ nogel

    Warum nicht die Werntalbahn für Personenverkehr nutzen?

    Als Kind bin ich öfter auf dieser Strecke unterwegs gewesen und auch meine Schwestern fuhren damit nach Gemünden.

    Wenn der Kandidat seine Kanzlei in Schweinfurt hat könnte er doch mit einer wiederbelebten Werntalbahn gut dorthin kommen.

    Und ich bin mir sicher, diese Wiederaufnahme des Personenverkehrs bleibt wesentlich billiger als der Neubau und Unterhalt der autobahnähnlichen B26 n.
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  • steffen.cyran@freenet.de
    Es sei Ihnen verziehen, daß Sie als einfacher Bürger das nicht überblicken, aber ein Politiker sollte es wissen.

    Die Parallelstrecke Gemünden - Würzburg ist die meistbefahrene (!) Strecke Deutschlands.

    Deshalb wird soviel Güterverkehr wie möglich auf die Werntalstrecke verlagert. Diese eingleisige (!) Strecke ist KOMPLETT ausgelastet.

    Daß da noch Personenzüge, in beide Richtungen und mit zahlreichen Halten, fahren sollen ist völlig undenkbar.

    Außerdem müßte man Bahnhöfe bzw. Unterstände bauen, Bahnsteige auf aktuelles Niveau anheben, Zufahrtsstraßen, behindertengerechte Zugänge, Unter-/Überführungen, Park+Ride-Parkplätze und vieles mehr.

    Das geht in die zig-, wenn nicht hunderte Millionen....

    Wie billig wäre es da, ein paar Busse zu kaufen, die könnten die bestehenden Straßen ohne Zusatzkosten nutzen.

    Und wenn dann der ÖPNV von den Menschen angenommen wird und die Busse zwei Mal in der Stunde (nicht zwei Mal am Tag) fahren, DANN und erst DANN kann man über Bahnstrecken reden.
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  • Lebenhan1965
    @ nogel

    Und wieviel kostet im ersten Ansatz die B26n?
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  • steffen.cyran@freenet.de
    Unsinnige Frage. Die Alternative zum Personenverkehr auf der Werntalbahn habe ich genannt: Busse. Und die fahren natürlich nicht auf einer B26n, sondern auf der bisherigen Strecke mit Halt in jedem Ort.

    Die B26n dient dazu, den überörtlichen Verkehr, insbesondere die LKW aus den Orten rauszubekommen.

    Also zwei verschiedene Themen.
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  • berndschebler@mail.de
    Das ist immer so, vor den Wahlen das große versprechen und nach den Wahlen bleibt alles so wie es ist.
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  • Carlos175276
    Da sind wir wieder mal bei einem wunden Punkt gelandet.
    Politik sprechen und Politisch verantwortungsvoll handeln bekommen leider nur ganz wenige auf die Reihe.
    Herr Beck stellt sich gerne als grüner dar als er in Wirklichkeit ist.
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  • molinarius21
    Oköbilanz Herr Beck: Keinen CO2-Ausstoß, Klimawandel wie von Ihrer Partei propagiert. Ich höre nichts mehr anders und habe schon ein schlechtes Gewissen, wenn ich aufstehe. Deswegen sollten Sie als Grüner keinen Diesel fahren, sondern sich, wie die Rest-E-Mobilisten am Lithium-Abbau beteiligen und den Bauern in den Anden das Grundwasser entziehen - für die Öko-Bilanz sozusagen. Oder müssen Sie und auch ich doch kein schlechtes Gewissen haben? Ich fahre nämlich auch einen alten Diesel mit 4,8 ltr. auf Hundert und 250.000 km.
    Siehe hierzu auch: www.brot-fuer-die-welt.de/fileadmin/mediapool/blogs/Online-Redaktion/bfdw_analyse_lithium-broschuere_report.pdf
    Also so ganz grün ist mir die Politik der Grünen noch nicht.
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  • Blum66
    Diesel Baujahr 2000,. 387 000 km.
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