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Inhaber Winfried Roß gibt Kupsch am Lohrer Marktplatz auf
Gerüchte kursieren schon seit Wochen. Jetzt bestätigt Edeka: Winfried Roß gibt den Kupsch-Markt zum Jahresende auf. Doch was kommt danach?
Der Kupsch-Markt in der Hauptstraße in Lohr.
Foto: Roland Pleier | Der Kupsch-Markt in der Hauptstraße in Lohr.
Roland Pleier
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:47 Uhr

Gerüchte kursieren schon länger: Der Kupschmarkt am Lohrer Marktplatz soll schließen. Jetzt bestätigt die Unternehmensgruppe Edeka Nordbayern-Sachsen-Thüringen auf Anfrage der Redaktion: Winfried Roß, der Inhaber, werde den Markt in der Hauptstraße zum Ende dieses Jahres aus Altersgründen aufgeben. "Am 30. November gehe ich in Ruhestand", bestätigte nunmehr auch Roß selbst.

Zieht sich zurück: Winfried Roß, auf dieser Aufnahme aus dem Jahr 2016 mit Christa Funk an der Brot- und Backwarentheke.
Foto: Dorothea Fischer | Zieht sich zurück: Winfried Roß, auf dieser Aufnahme aus dem Jahr 2016 mit Christa Funk an der Brot- und Backwarentheke.

Vor wenigen Wochen noch hatte sich der 62-Jährige auf Nachfrage gewunden, wollte er keine Angaben zu diesem Thema machen. Nun ist aus dem Kreis der Beschäftigten zu hören: "Weiter wissen wir gar nichts. Wir haben nur die Kündigungen." Roß zufolge beschäftigt er insgesamt 28 Mitarbeiter. Mit allen seien Gespräche geführt worden, so die Stellungnahme der Unternehmensgruppe Edeka.

Edeka weiß nicht, wie es weitergeht

Wie es weitergeht, das weiß auch die Edeka nicht, die im Jahr 2000 die damals 74 Kupsch-Märkte übernommen hat. Die verbliebenen 20 Kupsch-Märkte seien heute alle in der Hand von selbstständigen Kaufleuten, so das Unternehmen. Doch dass Roß seinen Ruhestand antritt, bedeutet nicht zwangsläufig das Ende des Marktes im Herzen der Stadt. "Wir halten weiter an dem für die Nahversorgung bedeutenden Standort fest und prüfen derzeit mögliche Marktübernahme-Optionen", teilt das Unternehmen mit. Dies werde noch einige Wochen in Anspruch nehmen.

Der Gasthof zum Hirschen Mitte der 1930er Jahre. In den Zimmern dort gab es damals 20 Betten, fließendes Wasser und Zentralheizung zu einem Pensionspreis von 4,50 bis 5 Mark.
Foto: Sammlung Eduard Stenger | Der Gasthof zum Hirschen Mitte der 1930er Jahre. In den Zimmern dort gab es damals 20 Betten, fließendes Wasser und Zentralheizung zu einem Pensionspreis von 4,50 bis 5 Mark.

Ihren Markt in der Südost-Ecke des Neubaus am Lohrer Marktplatz hatten Bernhard Kupsch junior und  sein Vater Hermann Kupsch im Jahr 1966 eröffnet. Vorgängerbau war der Gasthof zum Hirschen, in dem von 1833 bis 1847 sogar die erste Poststation Lohr untergebracht war.

Dessen Abriss "in Kürze" kündigte die Lohrer Zeitung im Juli 1964 an mit der Überschrift: "Wieder fällt ein Stück Lohr". Zwei Jahre später, im September 1966, würdigte Lohrs damaliger Zweiter Bürgermeister Andreas Rummel das neue Geschäftshaus bei der Eröffnung als "nicht nur ein bauliches, sondern auch ein wirtschaftliches Zentrum der Stadt", das "sicherlich auch wesentliche wirtschaftliche Veränderungen bringen" werde. 

Winfried Roß übernahm den Kupsch-Markt in der Fußgängerzone eigenen Angaben zufolge 1984/85 als Geschäftsführer. Als sich Edeka nach dem Kauf im Jahr 2000 von einigen der übernommenen Läden trennte und etliche privatisierte, waren die beiden Lohrer Filialen (die zweite ist in der Jahnstraße) nicht dabei: Beide liefen als firmeneigene Filialbetriebe weiter. Ende 2005 wurden beide Lohrer Kupsch-Filialen privatisiert: Seitdem fungiert Roß wieder als selbstständiger Inhaber. 

Roß legte immer Wert darauf, dass die Produkte aus der Region kommen. Backwaren liefern die Bäckerei Otter aus Urspringen und die Würzburger Bäckerei Rösner, Wurst- und Fleischwaren vom Edeka-Tochterunternehmen Franken-Gut mit Sitz in Rottendorf. Kunden im Marktplatz-Kupsch sind vor allem Menschen, die beruflich oder privat in der Innenstadt zu tun haben. "Deshalb verkaufen wir auch nur Lebensmittel des täglichen Bedarfs", erklärte Roß 2016. 

Nicht selten bilden sich (zumindest kurzzeitig) lange Schlangen vor dem Außenfenster zur Bäckertheke: Brötchen mit Fleischkäse, Schnitzel, Braten oder Hähnchenkeulen, Laugenstangen mit Schinken oder Angemachten füllen mittags die Mägen von Dutzenden hungriger Menschen. 

Hotel und Gasthof zum Hirschen, Lohr (Postkarte um 1897, abgebrochen Mitte der 1960er Jahre.
Foto: Repro Anderlohr | Hotel und Gasthof zum Hirschen, Lohr (Postkarte um 1897, abgebrochen Mitte der 1960er Jahre.

Wie die Räume ab 2020 genutzt werden, ist noch offen. Zwar sind in der Innenstadt weitere Veränderungen absehbar sind: Keine 200 Meter weiter westlich soll noch der Neubau auf dem Gelände der ehemaligen Brauerei Stumpf fertiggestellt werden. In dem Wohn- und Geschäftshauskomplex mit seniorengerechten Wohnungen, einer Tagespflegeeinrichtung und einem Boarding-Haus wird auch ein Rewe-Markt einziehen. Zudem wird sich auch die dm-Drogerie vom Unteren Marktplatz dort einnisten. 

Doch nicht nur die Unternehmensgruppe Edeka erklärt, dass sie einen neuen Inhaber suchen werde. Zumindest von einem der beiden Eigentümer der zweigeteilten, im Erdgeschoss aber baulich vereinten Immobilie kommt ein eindeutiges Signal: "Wir würden es begrüßen, wenn Edeka einen neuen Inhaber fände", spricht Elmar Menzel für seine Schwiegermutter Sigrid Imgrund. Die zweite Eigentümerin war am Donnerstag kurzfristig nicht erreichbar.

Franz-Wilhelm Schäfer (1872-1951), erster Lohrer Berufsfotograf, hat den Gasthof zum Hirschen fotografiert.
Foto: Franz-Wilhelm Schäfer | Franz-Wilhelm Schäfer (1872-1951), erster Lohrer Berufsfotograf, hat den Gasthof zum Hirschen fotografiert.
 
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