Wo früher Döner über die Ladentheke gingen, werden jetzt Haare geschnitten und Bärte rasiert. Im Ladenlokal am Mühltorberg 4 in Gemünden hat im Juli Mohammad Almahmud einen Barbershop eröffnet und nach seinem Spitznamen Hamo benannt. Mit dabei ist auch die Aschaffenburger Friseurmeisterin Stella Zournatzi. Ohne eine Friseurin oder einen Friseur mit Meistertitel dürfte er den Barbershop nicht betreiben, erzählt der 27-Jährige. So will es die Handwerkskammer. Barbershops sind inzwischen auch im Landkreis keine Seltenheit mehr, in Gemünden gibt es noch einen weiteren. Allerdings gelten sie als Männerdomäne. Die Anstellung einer Friseurin bringt nun jedoch den Nebeneffekt, dass am Mühltorberg 30 Stunden die Woche auch Frauen die Haare geschnitten bekommen.
Almahmud selbst frisiert und rasiert nur männliche Kundschaft. Der Syrer, der vor sieben Jahren vom nordsyrischen Qamischli nach Deutschland kam und Wert darauf legt, dass er Kurde ist, sagt, er habe sein Handwerk bei seinem Onkel gelernt – in Waren an der Müritz in Mecklenburg-Vorpommern. 2015 sei er nach Wertheim gekommen, aber dann für sechs Jahre nach Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg, um bei seinem Onkel zu lernen und selbst zu barbieren. Auch sein Vater habe in Syrien einen Barbershop gehabt.
Anders als bei einem normalen deutschen Friseur arbeite Almahmud zur Entfernung von Gesichts-, Nasen- und Ohrenhaaren etwa mit der Fadentechnik, mit Wachs und Feuer. Die frisierwilligen Männer kämen alle ohne Termin, auch das ein Unterschied zu vielen deutschen Friseursalons. Frauen allerdings werden gebeten, vorher einen Termin zu vereinbaren.
Ganze Fußballmannschaft lässt sich Haare schneiden
Auf einem Tisch liegt ein kleines Fotoalbum, das gewissermaßen eine Leistungsschau von Almahmuds Können ist. Viele Bilder zeigen Muster, die er seiner Kundschaft in die Haare an der Kopfseite rasiert hat – abstrakte Muster sind ebenso darunter wie die Logos deutscher Sportartikelhersteller. Und Fotos einer Fußballmannschaft aus einem Gemündener Stadtteil finden sich in dem Album. "Die ganze Mannschaft kommt zu mir", sagt Almahmud.
Der 27-Jährige war zwar jahrelang in Ostdeutschland, aber um Freunde zu besuchen, sei er immer wieder nach Wertheim gekommen. Irgendwann sei bei ihm der Entschluss gereift, wieder hierherzukommen und sich irgendwo im Bereich Wertheim/Main-Spessart/Hammelburg selbstständig zu machen. Zunächst machte er sich auf die Suche nach einem geeigneten Salon. Gerne wäre er nach Lohr gegangen, aber da habe es schon einen Barbershop gegeben, der, anders als der vorhandene in Gemünden, rund um die Uhr aufhat. Im März sei er schließlich in Gemünden fündig geworden. Inzwischen wohnt er auch hier.
Ladenlokal mit bewegter Vergangenheit
Das Barbershop-Gebäude stammt aus den 1980ern und ist an den 240 Jahre alten "Backo" am Mühltorturm angebaut, in dem von 1995 bis 2013 das griechische Restaurant "Dionysos" untergebracht war und der seither leer steht. In dem Anbau mit nun dem Barbershop war von 1996 bis 2010 der Dönerimbiss "Klein Istanbul" beheimatet, danach wurde es unstet. 2011 eröffnete das "El Greco" des "Dionysos"-Wirts, dann der Dönergrill "Metropol" und 2015 kurz das Döner-Pizza-Lokal "La Saporita". Danach herrschte jahrelang Leerstand. Während hier nun statt Dönerfleisch Haare geschnitten werden, lief es auf der gegenüberliegenden Straßenseite, wo es seit 2015 einen Dönerimbiss gibt und wo sich früher ein Friseursalon und später ein Jack-Wolfskin-Laden befanden, übrigens genau andersherum.
Barbershop läuft offenbar gut
Jetzt schaut es so aus, als würde das Ladenlokal wieder für längere Zeit genutzt. Der Barbershop kommt offenbar gut an. Gemündener berichten beeindruckt von einem regen Kommen und Gehen. Man sehe immer mindestens einen Kunden. Hamo Almahmuds Bruder Hazni schaut sich derzeit das Ganze an. Auch er möchte Barbier werden, lebt aber in Darmstadt und muss noch überlegen, ob er die Großstadt gegen das beschauliche Gemünden tauschen und bei seinem Bruder einsteigen möchte.
Die Öffnungszeiten des Barbershops sind Montag bis Samstag von 8 bis 19 Uhr.
https://www.nd-aktuell.de/artikel/1156718.geldwaesche-aus-schwarz-mach-weiss.html
Die Betreffende Aussage habe nicht ich, sondern @mementomori getroffen.
Und auch er unterstellt nicht dem Gemündener Barbershop Geldwäsche, sondern gibt die belegte Aussage wieder, daß dies in solchen Branchen oft der Fall ist (siehe Link).