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GEMÜNDEN
Wirt kehrt Gemünden den Rücken
„Vorübergehend geschlossen“: Das griechische Restaurant „Dionysos“ am Mühltorturm.
Foto: B. Kohlhepp | „Vorübergehend geschlossen“: Das griechische Restaurant „Dionysos“ am Mühltorturm.
Von unserem Redaktionsmitglied Björn Kohlhepp
 |  aktualisiert: 17.10.2017 11:51 Uhr

18 Jahre lang hat Ioannis Karapanagiotis das „Dionysos“ (Backo) am Mühltorturm in Gemünden betrieben. Seit 15. März ist das griechische Restaurant jedoch geschlossen. Wirt Karapanagiotis kehrt Gemünden nun enttäuscht den Rücken und eröffnet am Freitag ein neues „Dionysos“ in Wertheim. Über Gemünden sagt er: „Die Stadt hat sich nicht entwickelt.“ In Karlstadt, Lohr und Marktheidenfeld sei das anders. In Gemünden seien die Brücken gesperrt, es gebe keine Innenstadtbelebung, keine Fahrradständer in der Stadtmitte, nur 60 Stühle auf dem Marktplatz, zählt der Wirt auf.

Seit 2011 habe er sich in anderen Städten nach einem neuen Restaurant umgesehen, sagt Karapanagiotis. Der Grund war sein Ärger über die Stadtverwaltung. Weil im Sommer 2011 wegen Arbeiten am Mühltorturm drei Container vor der Tür seines Lokals standen, seien die Gäste weggeblieben. „Der ganze Sommer war katastrophal“, klagt der aus Griechenland stammende Wirt. Er habe die Stadtverwaltung gebeten, die Container doch bitte woanders aufzustellen, aber vergebens. Doch das war nur der letzte Tropfen, der für Karapanagiotis das Fass zum Überlaufen brachte. So hatte er bereits im Juni 2009 seinem Unmut Luft gemacht und war aus dem – bis vor Kurzem von Bürgermeister Georg Ondrasch geführten – Verein „Gemünden Aktiv“ ausgetreten. Außerdem stellte er damals sein Engagement in der Stadtmarketing-Arbeitsgruppe „Tourismus“ ein. Als Grund gab er seinerzeit auf Anfrage der Main-Post an, der Rückzug solle ein Signal sein, ein Signal gegen die Untätigkeit der Verantwortlichen der Stadt beim für Gemünden existenziell wichtigen Stadtmarketing.

Den Ausschlag dazu hatte damals letztlich die Ablehnung des von ihm beantragten und seit Jahren vorgeschlagenen Biergartens auf dem Parkplatz Plattnersgasse zwei Monate zuvor gegeben: Mit elf zu zehn Stimmen hatten sich Stadtrat und Bürgermeister dagegen entschieden. Ein Jahr davor hatte Karapanagiotis, da es zunächst einen ebenso knappen zustimmenden Beschluss des Stadtrats gab, das erforderliche Mobiliar gekauft. Wenige Wochen später wurde der positive Beschluss jedoch aus formalen Gründen gekippt. Das habe ihn alles sehr geärgert, wie er nun noch einmal betont. Auch habe ihn erzürnt, dass sich bei der Stadt offenbar niemand verantwortlich dafür fühle, die Äste der Bäume in der Plattnersgasse zu schneiden.

Sein neues Restaurant in Wertheim, das ebenfalls „Dionysos“ heißt, liegt direkt am Main und hat eine große Außenbewirtschaftung. Er habe sich mit seinem griechischen Restaurant in Wertheim sehr willkommen gefühlt, die zuständige Mitarbeiterin der Stadtverwaltung habe ihn persönlich willkommen geheißen. In Gemünden habe er sich Dinge anhören müssen wie: „Der kann den Hals nicht vollbekommen“, das hatte er vor vier Jahren dieser Zeitung anvertraut. Dabei habe er jahrelang hart für seinen Erfolg gearbeitet, erklärt Karapanagiotis.

Über Wertheim sagt der Wirt: „Die Stadt bietet mehr.“ Die Innenstadt sei jeden Tag voller Touristen, für Fahrradfahrer gebe es prima Abstellmöglichkeiten. Vor dem Lokal lägen immer zwei, drei Schiffe vor Anker, erzählt der Wirt. In Gemünden hingegen fehle seit über zehn Jahren eine Schiffsanlegestelle und damit kämen keine Passagiere als potenzielle Kundschaft. Seine Frau Manuela und die Kinder nimmt Ioannis Karapanagiotis mit nach Wertheim. „Wo du dein Geld verdienst, da ist deine Heimat“, sagt der Wirt.

Eröffnen neu in Wertheim: Manuela und Ioannis Karapanagiotis.
Foto: Michael Fillies | Eröffnen neu in Wertheim: Manuela und Ioannis Karapanagiotis.
 
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  • n.blatterspiel@web.de
    Ich muß Herrn Ioannis Karapanagiotis in fast allen Punkten recht geben. Die "Stadt" Gemünden macht sich selbst kaputt. bald ist die Innenstadt eine Geisterstadt. Aus den Fehlern der letzten Jahre will der ganze Stadtrat einfach nichts lernen. Schade.
    Es hieß früher schon : ä gemünne un käs mehr!!
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