Am 11. Oktober verkündete der Gusseisenexperte Düker, den Gießereistandort in Karlstadt zur Jahresmitte 2024 zu schließen und am Standort in Laufach Stellen abzubauen. Insgesamt wären 150 Arbeitsplätze betroffen. Eine Investorensuche der Geschäftsleitung verlief erfolglos. Zwei Tage später nahmen der Betriebsrat, die IG Metall sowie die Belegschaft das Heft selbst in die Hand und starteten die Investorensuche in Eigenregie. Gleichzeitig geht es der Belegschaft darum, ein Fortführungskonzept auszuarbeiten. Der Betriebsratsvorsitzende Stefan Rümmer stand dieser Redaktion zum Interview zur Verfügung.
Stefan Rümmer: Erstmal muss ich sagen, dass wir hier von zwei unterschiedlichen Themen sprechen. Zum einen haben wir dem Arbeitgeber klar gesagt, dass wir uns für ein konstruktives Fortführungskonzept einsetzen werden. Darauf ist man zunächst eingegangen und seit letzter Woche sind wir permanent in Gesprächen in Arbeitskreisen, auch mit Beteiligung der Geschäftsleitung von Düker. In beiden Werken, Karlstadt und Laufach, kamen und kommen unterschiedliche Runden zusammen, um das Thema zu besprechen.
Rümmer: Vor allem in Karlstadt, wo es um die Zukunft der ganzen Gießerei geht, laufen die Gespräche sehr positiv. Uns ist wichtig, dass die Ungewissheit bald ein Ende hat. Man kann noch nicht sagen, wie es weitergehen wird, wir sind noch nicht durch die Tür. Nach den letzten Tagen kann ich aber sagen, dass eine gute Chance besteht, eine Lösung zu finden, mit der alle leben können.
Rümmer: Wir wissen, dass es intern mehrere Probleme gibt, die teilweise auch auf der Hand liegen. Als energieintensives Unternehmen haben wir an den hohen Preisen zu knabbern. Wir waren eines der ersten Unternehmen, die 2021 direkt von der Preissteigerung beim Strom betroffen waren und durch den russischen Krieg dann auch von den höheren Gaspreisen.
Rümmer: Wir sind natürlich sehr abhängig von der Bauindustrie und haben gemerkt, dass die gesamte Baubranche insgesamt langsamer läuft. Das gilt interessanterweise beziehungsweise leider auch für den kommunalen Bau – und genau da liegt das Problem. In der Vergangenheit war es so, dass beispielsweise eine langsamer werdende Autoindustrie durch entsprechende Baumaßnahmen der Kommunen im Hoch- und Tiefbau ausgeglichen wurde. Dazu gehört der Straßenbau ebenso wie der Bau von Schulen und anderen Gebäuden. Dieser Ausgleich fehlt uns aktuell.
Rümmer: Überhaupt nicht. Es hat uns sehr überrascht, als der Arbeitgeber auf uns zugekommen ist. Ich kann aus den genannten Gründen nachvollziehen, dass es schlecht läuft. Aber ob im schlimmsten Fall eine Standortschließung dazu beiträgt, die Gesamtsituation zu verbessern, halte ich für mehr als fraglich.
Rümmer: Das kann ich nicht beurteilen, wir waren nicht involviert. Wir wussten, dass die Investorensuche lief und Gespräche geführt wurden. Wir wussten aber nie konkret, wie viele Gespräche und mit wem genau.
Rümmer: Nachdem der Arbeitgeber die Suche für beendet erklärt hatte, sind wir mit der IG Metall in den Suchprozess eingestiegen. Wir haben dann einen Aufruf gestartet, um den ein oder anderen potenziellen Interessenten wachzurütteln. Natürlich funktioniert aber auch unsere Investorensuche nicht komplett ohne die Geschäftsleitung, der wir relevante Rückmeldungen direkt weitergeben.
Rümmer: Kurz nach der Anzeige sind einige auf einmal auf uns zugekommen. Aktuell trudelt noch der ein oder andere Interessent ein. Insgesamt liegen uns heute etwa zehn Rückmeldungen seit der Anzeige vor. Die Leute haben die unterschiedlichsten Vorstellungen. Einer möchte das Grundstück komplett abwickeln, andere wollen Geld einbringen. Die Frage ist, wie sinnvoll es ist, wenn ein Privatmann eine Summe x einbringt. Bei den Rückmeldungen war aber durchaus die ein oder andere dabei, die wir an den Arbeitgeber weitergegeben haben.
Weiß er nichts davon?