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Karlstadt
Protest gegen Schließungspläne bei Düker in Karlstadt: Geht in der altehrwürdigen Eisengießerei der Kupolofen aus?
Mitte 2024 will die Geschäftsführung der Düker GmbH die Eisengießerei in Karlstadt schließen. Die Belegschaft protestierte am Mittwoch direkt nach der Betriebsversammlung. Es geht um 100 Arbeitsplätze.
Die gesamte Tagschicht der Firma Düker protestierte am Mittwochmorgen vor dem Werkstor gegen die Pläne der Geschäftsführung, die Produktion in Karlstadt zu schließen und in Laufach zu verkleinern. Insgesamt drohen 100 Entlassungen.
Foto: Jürgen Kamm | Die gesamte Tagschicht der Firma Düker protestierte am Mittwochmorgen vor dem Werkstor gegen die Pläne der Geschäftsführung, die Produktion in Karlstadt zu schließen und in Laufach zu verkleinern.
Jürgen Kamm
 |  aktualisiert: 15.07.2024 16:43 Uhr

"Wir sind es wert" stand auf den Blättern, die die Mitarbeiter der Eisengießerei Düker am Mittwoch bei einer Protestkundgebung vor dem Werkstor in den Händen hielten. Unmittelbar davor hatten sie bei kurzfristig einer anberaumten Betriebsversammlung erfahren, dass die Geschäftsführung der Düker GmbH den Standort in Karlstadt bis zum 30. Juni 2024 schließen und am Standort Laufach (Lkr. Aschaffenburg) ein Viertel des Personals abbauen will. Es drohen jeweils 50 Entlassungen. "Das ist eine Katastrophe für die gesamte Region, wir sind schockiert", sagt dazu Norbert Zirnsak, der erste Bevollmächtigte der IG Metall Würzburg. Es gehe um einen altehrwürdigen Industriestandort, an dem seit über 100 Jahren Eisen gegossen wird.

"Das können wir nicht akzeptieren", sagte Stefan Rümmer als Betriebsratsvorsitzender und Vorsitzender des DGB Kreisverbandes. Zu den Hintergründen erklärte er, dass die Produkte für Wasser- und Abwasserleitungen – in Karlstadt werden vor allem Rohre und Armaturen aus Gusseisen für den Hochbau produziert – derzeit wenig am Markt gefragt seien, weil sich die öffentliche Hand mit Investitionen zurückhalte.

Bekenntnis der Politik zum Industriestandort Deutschland gefordert

Deshalb erwarte man von der Politik ein Konjunkturprogramm und auch ein Bekenntnis zum Industriestandort Deutschland. Ein Industriestrompreis sei nur die Spitze des Eisberges. Bei Düker gehe es um ein Fortsetzungskonzept für die Produktion am Standort Karlstadt. Die Entlassungspläne seien ein Schlag ins Gesicht insbesondere der langjährigen Mitarbeiter. Die Geschäftsführung wolle sich künftig auf die Produktion für den Tiefbau konzentrieren.

Die Beschäftigten protestierten am Mittwoch gegen die Pläne zum Stellenabbau bei Düker.
Foto: Jürgen Kamm | Die Beschäftigten protestierten am Mittwoch gegen die Pläne zum Stellenabbau bei Düker.

Die wirtschaftlichen Probleme gebe es nicht erst seit gestern, stellte Percy Scheidler, erster Bevollmächtigte der IG Metall Aschaffenburg, fest. Die insgesamt 350 Beschäftigten bei Düker seien es wert, um ihre Arbeitsplätze zu kämpfen und über belastbare Fortsetzungskonzepte zu sprechen. Anständige Abfindungsmöglichkeiten für Ausscheidende und Zukunftsperspektiven für Beschäftigte, die seit Jahrzehnten für Düker arbeiten, seien da inbegriffen.

Die Verhandlungen über ein Fortsetzungskonzept sollen nächste Woche beginnen. Unterstützt wurde die Kundgebung von den ehemaligen Betriebsräten Helmut Hauptmann (Procter & Gamble), Gerhard Geisbauer (Schmitter Group) und dem Betriebsrat Alexander Thauer (Warema).

Die Geschäftsleitung von Düker war amMittwoch für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

In einer früheren Version dieses Artikels waren Hoch- und Tiefbau vertauscht. Wir bitten Sie, den Fehler zu entschuldigen.

 
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  • Karl Weeth
    Obwohl das idyllische Leben in Bullerbü in Astrid Lindgrens Geschichten sicherlich charmant und reizvoll ist, sollten wir bedenken, dass es sich um eine fiktive Darstellung handelt. Die Realität unseres modernen Lebens und unserer Gesellschaft ist komplexer und vielfältiger.
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  • Hiltrud Erhard
    Danke IG Metall für die Erpresserischen Forderungen und ihre Haltung gegenüber Arbeitgebern!
    Ihr habt alles getan, um immer mehr Betriebe den Garaus zu machen!
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  • Natürlich, liebe Frau Erhard. Was wir hier in Deutschland brauchen, sind Arbeitskräfte, die zu Niedriglöhnen ausgebeutet werden und Firmen, die sich dadurch die Taschen vollmachen, gell? Was haben Sie eigentlich beruflich gemacht oder machen es noch? Hoffentlich stets aus Nächstenliebe und ohne auf eine anständige Bezahlung, die die Lebenshaltungskosten deckt, zu achten?
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  • Detlef Erhard
    Sind das jetzt die Habeck oder die Ampel-Arbeitslosen? Bedankt Euch bei Rot-Grün für die Energiewende.
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  • Eugen Endres
    Quellenangaben fehlen. Bitte belegen Sie Ihre Aussagen mit entsprechenden Links und fügen Sie diese in Ihren Kommentar ein.
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  • Matthias Braun
    Die Energiepreisen werden im Wesentlichen nicht von Hr. Habeck gemacht. Es sind Weltmarktpreise an den Börsen welche beim Gas z.B. wieder auf Vorkriegsniveau liegen. Es ist eine teilweise Gierflation der Energie Konzerne feststellbar welche die Preise diktiert. Das will aber keiner hören. Die Ampel hat Schuld ist doch viel einfacher. Früher hatte Fr. Merkel Schuld heute die Ampel und morgen Frau Weidel.
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  • Helga Scherendorn
    und morgen Frau Weidel? Sie sind ein Optimist
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  • Hans-Karl Heil
    Herr Braun: Es sind eben NICHT Weltmarktpreise! Wenn dem so wäre, dann wäre die dt. Industrie nicht in dieser Lage! In Asien sind wir bei 1/7 Energiekosten....aus Kohle und Atom!
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  • Johannes Metzger
    Energie ist grundsätzlich ein Weltmarktpreis. Dass viele Staaten Energie subventionieren steht auf einem anderen Blatt.
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  • Hans-Karl Heil
    ??? wie kommen Sie nur auf dieses schmale Brett? Energie und Weltmarktpreis?
    Vielleicht stimmt das noch halbwegs beim Rohöl, aber dann wars das schon!
    Erkundigen Sie sich! Selbst im kleinen EU gibt es deutliche Unterschiede und DE steht halt an oberster Stelle! ...was für die Wirtschaft schlecht ist.
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