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Frammersbach
Zwei Heizungsbauer verschiedener Generationen über ihren Job: Aufregung um Heizungsgesetz hat sich noch nicht gelegt
Heizungsbauer mit über 30-jähriger Berufserfahrung: Harald Born aus Frammersbach.
Foto: Annette Helfmann | Heizungsbauer mit über 30-jähriger Berufserfahrung: Harald Born aus Frammersbach.
Annette Helfmann
 |  aktualisiert: 05.06.2024 02:43 Uhr

Im Heizungsbau hat sich praktisch alles grundlegend verändert. Es sei technischer und innovativer geworden, zieht Heizungsbauer Harald Born (61 Jahre) aus Frammersbach als Fazit aus seiner über 45-jährigen Berufserfahrung. Auch der 22-jährige Luis Hergenröder aus Pflochsbach stellt das mit Blick auf die Firmengeschichte seiner Familie fest.

Hergenröder ist Heizungsbauer in dritter Generation. Sein Opa hatte in Pflochsbach eine Schlosserei und damals war es üblich, dass Schlossereien auch Heizungen einbauten. Als sein Vater Alfred schließlich die Firma übernahm, vollzog sich bereits ein Wandel. Der Schlossereibetrieb trat zunehmend in den Hintergrund und der Heizungsbau gewann an Bedeutung, sagt Hergenröder. Nicht zuletzt, weil dieses Handwerk eine rasante Entwicklung durchlaufen hat.

Im Heizungsbau ist zunehmend technisches Wissen gefragt

Der Heizungsbau gehört zu den Branchen, die in den vergangenen Jahrzehnten viele Veränderungen erfahren haben. In den 1970er- und 1980er-Jahren waren Öl- und Gas- oder Zentralheizung mit Holz das Mittel der Wahl. Jetzt steht die Wärmepumpe ganz vorn in Sachen moderne Heiztechnik. Aber auch die Brennwerttechnik der Öl- und Gasheizungen habe sich grundsätzlich immer weiter entwickelt, erklärt Harald Born.

Das Installationsschema einer Wärmepumpe müssen Heizungsbauer von heute kennen. Das Foto entstand im SHK-Bildungszentrum in Schweinfurt.
Foto: Torsten Leukert (Symbolbild) | Das Installationsschema einer Wärmepumpe müssen Heizungsbauer von heute kennen. Das Foto entstand im SHK-Bildungszentrum in Schweinfurt.

Diese Verbesserungen erfordern immer mehr technisches Wissen. Seit zwei Jahren ist der 22-jährige Luis Hergenröder Geselle. Gelernt hat er sein Handwerk bei der Energieagentur, die Dienstleistungen im Bereich der Energiewirtschaft anbietet. Derzeit arbeitet er bei Stegerwald Haustechnik in Sendelbach. Auch dieses Unternehmen entwickelte sich über drei Generationen aus einer Schlosserei.

Wechsel vom Großkonzern zum Familienbetrieb bringt mehr Verantwortung mit sich

Hergenröder hat seinen Wechsel vom Großkonzern zu einem Familienbetrieb nicht bereut. Jetzt habe er mit Aufgaben zu tun, die komplexer seien als in einem Großunternehmen. In einem kleineren Betrieb bekomme man mehr Verantwortung übertragen, ist seine Erfahrung. Dazu gehöre auch, als Geselle den Auszubildenden etwas beizubringen, sagt er.

Sein Ziel ist, den Meister zu machen und den elterlichen Betrieb weiterzuführen. Aber die Meisterkurse sind gefragt. Erst 2028 sei in Würzburg wieder ein Platz frei, bedauert er. Diesen Schritt hat Born schon lange absolviert. Ende der 1970er-Jahre machte der heute 61-jährige seine Lehre zum Zentralheizungs- und Lüftungsbauer, setzte später seinen Meister drauf und machte sich 1993 selbstständig. Seitdem sei er in Schulungen und Weiterbildungen jede technische Innovation mitgegangen.

Heizungsbauer-Handwerk steht in Konkurrenz zu Industrie

Born hat während seines Berufslebens mehrere Lehrlinge ausgebildet. Aktuell sucht er keine Auszubildenden. Schulabgänger wüssten meist nicht, welchen Beruf sie wählen sollen, es sei denn, sie haben schon einige Praktika gemacht, blickt Hergenröder auf die Herausforderung der Berufswahl. Er habe eigentlich Schlosser lernen wollen, aber sein Vater habe ihm zum Heizungsbauer geraten, erzählt er. Bereut habe er es bisher nicht. Er bedauert, dass das Handwerk bei jungen Frauen und Männern nicht so beliebt sei.

Das führt er darauf zurück, dass die Ausbildungsvergütung in einem Industriebetrieb höher sei als in einem Handwerksbetrieb. Und auch die Zulagen eines Dreischichtbetriebs in der Industrie brächten mehr Gehalt, hat er im Vergleich mit seinen Jahrgangskollegen festgestellt. "Aber wenn sich jemand fürs Handwerk interessiert, ist es ein guter Beruf – ich würde ihn empfehlen", sagt er und ergänzt: "Ich mache meinen Beruf gerne und kann Leuten helfen, wenn sie Hilfe brauchen." Diese Einschätzung teilt Born.

Born: Zertifizierter Wärmepumpenfachberater darf in Betrieb nehmen

Seit 2023 ist Born zertifizierter Wärmepumpenfachberater. Das hat den Vorteil, dass er die Inbetriebnahme der Wärmepumpen selbst vornehmen darf. Heizungsbauer ohne diese Zusatzqualifikation müssen für die Erstinbetriebnahme einen Kundentechniker kommen lassen, erklärt er.

Mit Blick auf die Turbulenzen, die das neue Heizungsgesetz der Bundesregierung in seiner ursprünglich vorgelegten Form für den Beruf mit sich gebracht hat, meint er: "Früher hat man nur dann gemerkt, dass eine Heizung da ist, wenn sie nicht funktioniert hat." Soll heißen: Alle hatten eine Heizung im Keller und über die hat man nur nachgedacht, wenn mal irgendwas war.

Als das seinerzeit geplante Gesetz der Bundesregierung öffentlich wurde, habe es den Anschein gehabt, als würden die Gedanken der Menschen um nichts anderes mehr kreisen als um die Zukunftsfähigkeit ihrer Heizung. Das sei die "verrückteste Zeit" in seinem gesamten Berufsleben gewesen und noch immer habe sich die Aufregung nicht ganz gelegt, sagt er.

 
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