Als Ende Februar ein erster Gesetzentwurf bekannt wurde, der vorsah, dass bereits ab kommendem Jahr praktisch keine neuen Öl- und Gasheizungen eingebaut werden dürfen, herrschte bei vielen Menschen Torschlusspanik. Auch in Main-Spessart wollten nicht wenige noch schnell einen neuen Öl- oder Gaskessel, auch wenn künftig beim als klimaschädlich geltenden Heizen mit Gas und Öl deutlich höhere Kosten aufgrund der steigenden CO2-Abgabe zu erwarten sind. "Die Heizungsbauer haben Hunderttausende Öl- und Gasheizungen bestellt", sagt der Karlstadter Heizungsbauer Horst Ruf. Das Ergebnis ist, dass der Markt seit dem Frühling wie leergefegt ist, berichten mehrere Heizungsbauer aus dem Landkreis. Die Wartezeit für einen Ölkessel betrage derzeit ein Jahr, weiß Christian Rauch aus Urspringen – die für eine Wärmepumpe aber auch.
"Es war schon richtig Ansturm", sagt Frank Lucks aus Wombach, "aber der ist ziemlich rum." Die Hersteller seien davon schlicht überfordert gewesen, nicht mehr hinterhergekommen. Horst Ruf sagt, dass die Industrie ihre Produktion schon auf Wärmepumpen umgestellt hatte und deswegen nicht auf eine so starke Nachfrage vorbereitet gewesen sei. Inzwischen wurde das angedachte schnelle Komplettverbot im überarbeiteten Gesetzentwurf zwar deutlich verlangsamt, aber auch mit Ersatzteilen werde es derzeit schwierig, sagt Ruf.
Welche Ausmaße der momentane Boom bei neuen Öl- und Gaskesseln annimmt, verdeutlicht Heizungsbauer Lucks. Habe er normalerweise etwa zehn Kessel im Jahr getauscht, seien es dieses Jahr 50. Ölkessel habe er in den vergangenen Jahren eigentlich kaum mehr eingebaut, heuer aber gleich sechs, sieben. Vor allem baue er jedoch Gaskessel ein. Meistens meldeten sich Kundinnen und Kunden mit älteren Kesseln, die mindestens 30 Prozent mehr brauchten als ein neuer. Ein, zwei Kunden habe er statt einem gewünschten neuen Kessel zu einer Wärmepumpe überreden können. Aber: "Viele wollen von einer Wärmepumpe nichts wissen, auch von Pellets nichts."
Das bestätigt auch Alexander Schreier von der Schreier GmbH in Billingshausen. Von der Kundschaft höre man häufig: "Das, was ich habe, damit bin ich zufrieden." Manche hätten angefragt, obwohl der vorhandene Kessel noch laufe, weil sie hofften, mit einem neuen die nächsten 20 Jahre ihre Ruhe zu haben. Mitunter seien die Kunden überrascht, wenn sie Öl oder Gas wollen und dann, wenn es durchgerechnet ist, erfahren, dass auch eine Wärmepumpe gehen würde. Manchen, die noch schnell tauschen wollten, habe er zu einer Wärmepumpe geraten, sagt Kollege Lucks, woraufhin die noch abwarten wollten, weil ihr Kessel noch funktioniere.
Hohe Nachfrage auch bei Wärmepumpen
Alexander Schreier beobachtet derzeit eine "hohe Nachfrage durch die Bank", auch bei Wärmepumpen. Aber im Moment schaue es am Markt auch da mau aus. Horst Ruf berichtet, dass er vergangenes Jahr fast nur Wärmepumpen eingebaut hat, dieses Jahr verstärkt wieder Gas- und Ölheizungen, im Altbau wegen des bestehenden Gasnetzes um Karlstadt vor allem Gas. Aber auch dieses Jahr überwiegen bei Ruf die Wärmepumpen.
Christian Rauch aus Urspringen berichtet im Vergleich Überraschendes zur Nachfrage nach Öl- und Gasheizungen: "Bei mir ist sie definitiv nicht angestiegen." Er habe nur ein, zwei Anfragen gehabt, aus denen aber dann erst einmal auch nichts geworden sei, weil sich die Kunden so lange Zeit gelassen hätten. Ölkessel baue er grundsätzlich relativ wenige ein, Gas ebenso, da es in Urspringen kein Erdgas gibt. Er sei hingegen auf Pellets und Wärmepumpen spezialisiert. Wärmepumpen im Altbau sind für ihn Tagesgeschäft, das gehe in den meisten Fällen, sagt Rauch.
Pelletsanlagen seien bei Rauch seit einer stark zurückgegangenen Förderung seit Mitte August hingegen kaum noch nachgefragt worden, da sie relativ teuer seien. Aber gerade habe er im Radio gehört, dass die Förderung für Pellets wieder steigen solle. Er sei gespannt.
Verfahren A oder Verfahren B beim hydraulischen Abgleich?
Kollege Lucks ärgert sich derweil über eine neue Vorgabe beim sogenannten hydraulischen Abgleich, bei dem die Heizung so eingestellt wird, dass die Wärme im Haus gleichmäßig verteilt wird. Wenn Kunden KfW-Förderung beim Heizungstausch in Anspruch nehmen wollen, ist neuerdings ein laut Lucks "wahnsinnig zeitaufwendiges" Verfahren B zur Berechnung der raumweisen Heizlast vorgeschrieben. In der Zeit, die dafür nötig sei, könnte er eine Wärmepumpe mehr einbauen.
Das bisher übliche Verfahren A auf Basis von Erfahrungswerten sei ziemlich einfach gewesen, während manche Heizungsbaukollegen vom Verfahren B überfordert seien und jetzt die Hilfe von Ingenieurbüros brauchten, sagt Lucks. Das aufwendigere Verfahren treibe zudem die Kosten in die Höhe, auch wenn es bei geförderten Maßnahmen einen Teil des Geldes zurückgebe. Zum Nutzen des Verfahrens B sagt Lucks: "Was es bringt, steht in den Sternen."
Was passiert, wenn einem Kunden diesen Winter der Öl- oder Gaskessel kaputtgeht? "Das wäre absolut schwierig", sagt Lucks. Kollege Horst Ruf glaubt: "Dann wird er keinen neuen bekommen." Es gebe derzeit keine Kessel auf dem Markt.
Wenn ich so zurückdenke war das schon immer so. Wer in den Markt eingreift oder den Hype herbeiredet, muss sich nicht wundern wenn der Markt explodiert. Die Gas und Strompreise wären wie die Butter längst wieder runter wenn es keine Subventionen gegeben hätte.
Wer vorausschauend plant wird nicht abgezockt. Vor 10 Jahren war eine Wärmepumpe mit PV-Anlage bereits zukunftsweisend und noch bezahlbar und dabei CO2-senkend und Betriebskosten-senkend.
Mit steigenden Produktionszahlen sollen die Kosten eigentlich sinken.
Lasst das Gesetz Gesetz sein, aber ohne Subventionen und der Markt würde sich in Kürze selbst regeln und Wärmepumpe mit PV-Anlage würden in kürze wieder bezahlbar.
Eine kWh Gas kostet in MSP derzeit 20 Ct.
Eine kWh Strom kostet 40 Ct.
Mit einer Wärmepumpe wird aus 1 kWh Strom 6-7 kWh Wärme erzeugt.
Eine Wärmepumpe wird von den Handwerksbetrieben derzeit mit 65000 € berechnet. Das ist absurd.
Eine Wärmepumpe sollte - mit Einbau - nicht mehr als 30000 € kosten. Und davon übernimmt der Staat ja 2/3 der Kosten - vorausgesetzt, die Marktpreis spielten nicht mehr verrückt.
Wer auf Wasserstoff setzt, kann einem nur leid tun. Unser Gasnetz müsste dann vollkommen erneuert werden - und wer soll das bezahlen? Vorsicht also vor Geschäftemachern, die behaupten, ihre Gasheizung könnte auf Wasserstoff umgestellt werden. Dazu müssten sie ein Wasserstofflager anlegen - und das kommt richtig teuer!
Und - last not least - ein Vergleich: Aus einem kWh Strom, das für die Wasserstoffgewinnung eingesetzt wird, wird incl. Verdichtung und Transport ein halbes kWh Wärmeenergie. Mit einer Wärmepumpe werden daraus 6-7 kWh Wärme.
Soso. „Auf das von mir gewünschte schlechte Ergebnis“. Bestimmt habe ich deshalb gerade in einen Neubau mit PV und Wärmepumpe investiert.
Fakt ist: Ihre Aussage samt Rechnung ist falsch. Eine JAZ von 6-7 bei Luft/Wasser-Wärmepumpen gibt es nicht, erst recht nicht im Altbau. Schon eine tatsächliche JAZ von 4-5 wäre ein top Wert.
Aber anstatt das eigene Geschreibsel nochmal zu durchdenken ist es offenbar leichter, Menschen, die höflich nachfragen, schlechte Intentionen zu unterstellen. Schade!
Da haben dann diejenigen, die diese Brennstoffe verkaufen, erfolgreich Ihre Helfershelfer geschickt.
Wer klug ist, behält die Heizung so lange es geht. Die Zeit nutzt er, um sich einen qualifizierten Berater zu suchen (wird gefördert) und baut sich dann eine ökologisch sinnvolle Heizung ein, wenn die alte nicht mehr geht.
In den Übrigen Punkten gebe ich ihnen Recht. Wer eine gut funktionierende Gasheizung hat, einfach entspannen und abwarten.
Die Gas Infrastruktur ist auch für die Wasserstoff Lieferungen später nutzbar.
Momentan wird von einem theoretisch maximalen Anteil von 30% Wasserstoff im Erdgas ausgegangen. In der Praxis - so bei den Stadtwerken Hassfurt - wird nur bis zu einem Anteil von 5% eingespeist (Nur die naheliegende Mälzerei verträgt einen Anteil von 8%).
Merke: Wer Wasserstoffheizungen propagiert, will tatsächlich nur, dass die Erdgaswirtschaft so lange wie möglich künstlich am Leben gehalten wird.
Ich stimme Ihnen voll und ganz zu: es geht nur um Sicherung der Pfründe der fossilen Branche.
Wasserstoff für Gasthermen ist eine Utopie. Das würde umfangreiche Investitionen am Gasnetz voraussetzen. Die müßten auf den H2/Gaspreis umgelegt werden. Den resultierenden Preis wollen die Gasbefürworter hier sicher nicht bezahlen.
Privat wird sich erst recht niemand einen H2 Tank in den Garten stellen. Wer Interesse hat, kann sich ja mal erkundigen, was sowas kostet...
Wasserstoff ist seit 40 Jahren der ewige "heilige Gral", den man dem Verbraucher vor die Nase hält: demnächst gibt es Wasserstoff! Aber diesmal musst du nochmal ein fossiles System kaufen ...
H2 hat seine Berechtigung in bestimmten Bereichen, aber nicht für Heizzwecke und auch nicht im PKW Individualverkehr.
Bei älteren Menschen ist der hydraulische Abgleich oft nur eine teure und sinnlose Geldschneiderei.
Diese Generation denkt nämlich oft noch in der "Ein-Raum-ein-Ofen-Kategorie", d.h. die lassen nicht alle Heizkörper im gesamten Haus und auf allen Etagen laufen, sondern drehen oft nur die in den gerade benötigten Räumen auf, während die in den nicht genutzten Keller-Räumen oder anderen Bereichen der oft viel zu großen Häuser gar nicht in Betrieb genommen werden.
Da ist dann eine hochwissenschaftlich und für viel Geld erstellte hydraulische Abgleichsberechnung völlig für die Katz.
Natürlich ist das Verhalten der alten Leuten falsch - aber leider sehr oft Realität.
„Christian Rauch aus Urspringen berichtet […] Ölkessel baue er grundsätzlich relativ wenige ein, Gas ebenso, […] Er sei hingegen auf Pellets und Wärmepumpen spezialisiert. Wärmepumpen im Altbau sind für ihn Tagesgeschäft, das gehe in den meisten Fällen, sagt Rauch.“