In dieser Woche erst hat Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) gegenüber der Presse von einem "weitgehend reibungslosen Schulstart" berichtet. Bayerns Schulleiter sehen dies aber vollkommen anders. In einem "Brandbrief" macht der Bayerische Schulleitungsverband, der Rektorinnen und Rektoren bayerischer Grund-, Mittel- und Förderschulen vertritt, dem Minister heftige Vorwürfe: Die Hoffnung der Schulleitungen, nach einem extrem belasteten Corona-Schuljahr in normaleren Bahnen starten zu können, habe sich bereits jetzt in Luft aufgelöst, heißt es.
Verbandsvorsitzende Mischko: "Uns bleibt die Spucke weg!"
Wie im vergangenen Schuljahr auch jage ein kultusministerielles Schreiben das nächste, ein Schnellschuss den anderen – und Zeit zum Lesen und zum Umsetzen der oft umfangreichen Anweisungen werde nicht gewährt.
"Nach 1,5 Jahren Pandemie gibt es von Seiten Ihres Ministeriums noch immer keine klare Planungssicherheit, keine Zuverlässigkeit, keine stringente Kommunikation mit Ihren Schulleitern", klagt Verbandsvorsitzende Cäcilia Mischko im Namen der bayerischen Schulleiter. "Uns bleibt buchstäblich die Spucke weg!"
Auch deutliche Kritik aus Unterfranken
Einer der vielen Schulleiter, die den Brandbrief "zu 100 Prozent voll inhaltlich unterschreiben würden", ist Harald Scherg. Im fünften Jahr leitet Scherg die Mittelschule Schöllkrippen (Kreis Aschaffenburg) mit 365 Schülern in 19 Klassen. "Ich mag meine Schüler und ich mag meine Arbeit", betont Scherg. Aber derzeit zwinge seine Funktion als Schulleiter ihn, den ganzen Tag zu arbeiten und trotzdem sei er spätabends noch nicht fertig mit seinen Aufgaben.
Er habe gerade zwölf neue Kollegen bekommen, die stünden jeden Morgen da "mit Fragezeichen im Gesicht", er müsse sie eigentlich einweisen. Gleichzeitig solle er zum Schulbeginn neue Brückenkurse für Schüler mit Defiziten organisieren, abfragen, welche Schüler dafür geeignet seien, dafür die Zustimmung der Eltern einholen und zudem in Zeiten des Lehrermangels dafür Personal organisieren. Zudem stehe er als Mittelschulleiter in der Pflicht, den Impfstatus seiner Schüler abzufragen und selbständig Schülerimpfungen zu organisieren, etwa durch Buchung eines Impfbusses.
Neues Projektfach "Alltagskompetenzen" wird in Frage gestellt
Damit nicht genug: Zusätzlich sei vom Ministerium die Anweisung gekommen, ein neues Projektfach namens "Alltagskompetenzen" für eine gesamte Klassenstufe zu organisieren; dafür müssten aber erst mal rund 50 Seiten Anweisungen durchgelesen werden, berichtet Scherg.
Auch im Brandbrief ist die Vorgabe von Minister Piazolo, ein neues Fach zu installieren, der Autorin Mischko einen Aufschrei wert: "Meinen Sie wirklich, jetzt ist der richtige Zeitpunkt noch etwas Neues in den Schulen zu installieren? Sollen Schulen tatsächlich dafür nun Zeit und personelle Ressourcen aufbrauchen, wo es an allen Ecken und Enden brennt?"
Schulleiter: Ministerium weiß nicht, "wie wir hier auf dem Land Schule machen müssen".
"Ich glaube, dass im Ministerium totale Unklarheit darüber besteht, wie wir hier auf dem Land Schule machen müssen", kritisiert ein unterfränkischer Grundschulrektor, der aus Angst vor Sanktionen lieber anonym bleiben möchte. "Ist dort nicht klar, dass Rektoren von kleinen Grundschulen die Schulleitung neben ihrer Lehrertätigkeit machen, dass sie zu rund 80 Prozent unterrichten und nur 20 Prozent ihres Zeitbudgets für die Verwaltung übrig haben? Ist denen nicht klar, dass es kleine Schulen gibt ohne Schulsekretärin? Offenbar nicht –denn sonst würde uns das Ministerium nicht genauso viele Anweisungen schicken wie einem großen Gymnasium mit einem gut besetzten Sekretariat!"
Was diesen Rektor besonders erzürnt hat, waren die ministeriellen Anweisungen zu den Pooltests in Grundschulen: "Die Anweisungen aus dem Ministerium kamen zu spät und waren kompliziert; der Start zum gewünschten Termin war einfach nicht umsetzbar."
Bayerns Schulleiter: Poolsoftware des Ministeriums für Abstürze anfällig
Die überstürzte Einführung der Pooltests haben auch Würzburger Schulleiter bereits kritisiert: Grundschulleiterin Martina Rothmund von der Grundschule aus dem Würzburger Stadtteil Versbach etwa und etliche ihrer Kollegen berichteten von "enormem bürokratischen Aufwand" und "Problemen bei der Anmeldung" im Portal des Ministeriums. Laut Brandbrief-Unterzeichnerin Cäcilia Mischko hätte man den Druck auf die Schulleiter herausnehmen können, wenn das Ministerium den Schulen für die Einführung der Pooltests mehr Zeit gegeben hätte: Schließlich hätten die Schulen noch genügend Selbsttests für viele Wochen eingelagert.
"Und der Witz an der Sache ist, dass wir mit der ministeriellen Pooltest-Software das gleiche Problem haben wie zuvor mit der Lernplattform Mebis", berichten hinter vorgehaltener Hand unterfränkische Schulchefs. "Weil alle Lehrkräfte zur gleichen Zeit drauf zugreifen müssen, um die Testdaten einzugeben, stürzt die Software aktuell oft ab", heißt es. Unterricht zu halten, gleichzeitig Pooltestdaten einzugeben und dabei mit der Software herumzukämpfen, sei Wahnsinn. Am Dienstag dieser Woche musste Minister Piazolo gegenüber Journalisten zugeben, dass erst an einem Drittel der bayerischen Grundschulen die Pooltests funktionierten.
GEW und BLLV kritisieren Hektik, Druck und Ärger zum Schulstart
Nicht nur der Schulleitungsverband, sondern auch der Bayerische Lehrerinnen- und Lehrerverband (BLLV) sowie die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) lassen aktuell an Kultusminister Piazolo kein gutes Haar. "Die Pool-Tests haben bisher nur für Ärger und Unmut gesorgt und auch bei den Luftfilteranlagen gibt es wenig Positives", kritisiert die Vorsitzende der GEW Bayern, Martina Borgendale. "Wir wollen Schule live und sicher. So kann sie aber nicht starten: Mit Hektik, mit riesigem Druck und mit einem Organisationswahnsinn, der nicht zu stemmen ist", erklärt auch BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann.
Ministerium sieht Pooltests als Projekt, dessen Mehrwert der Schulfamilie zu Gute kommt
Was sagt der Minister selbst zur flehentlichen Bitte der Schulleiter, "das Tempo Ihrer fulminanten Anweisungen endlich zu drosseln"? Seit Beginn der Pandemie werde "die gesamte Schulfamilie immer wieder mit neuen Herausforderungen konfrontiert", kommt die Antwort aus der Ministeriumspressestelle in München. Die Dynamik werde dabei durch den Verlauf der Pandemie vorgegeben. Die Einführung der Pooltestungen sei ein ambitioniertes Projekt, dessen Mehrwert jedoch der gesamten Schulfamilie zu Gute komme. Und das Projekt "Alltagskompetenzen" sei für Schulen "nicht gänzlich neu". Es sei bereits im Januar 2020 vorgestellt, dann aber wegen Corona verschoben worden.
Auf die Frage dieser Redaktion, ob Piazolo auf den Brandbrief der Schulleiter antworten werde, erklärte ein Sprecher, der Minister stehe "im regelmäßigen Austausch mit der Schulfamilie".
leider nichts.
Der bayrische Kultusminister ist davon unabhängig vermutlich bis zur nächsten Landtagswahl im Amt.
Wird das unter Querdenker Regie laufen?
Das ist eine Phantasterei der "Leerdenker", ohne wirkliche Basis in der Realität, wie so vieles was diese Hohlköpfe so absondern
Sie haben Recht, es ist erschreckend, wie schlecht unser Bildungsniveau geworden ist.
Die Anführer der "Quarkdenker" können mit unbegründeten und völlig sinnfreien Äußerungen Menschen aufwiegeln und kassieren von ihren Fans ja sogar noch "Schenkungen" um sich selbst ein sorgenfreies Leben zu gönnen.
Darüber hinaus schüren Ballweg und Co Hass und Hetze deren schlimmste Auswirkung wir gerade in dem Mord an der Tankstelle erlebt haben.
Die Regierung kommt mit Vernunft und Wahrheit ja gar nicht mehr durch weil dumme und unbegründete Stimmungsmache einen Großteil der Bürger mit Unwahrheiten und Halbwissen der "YouTube und Google Universität" dumm hält. Mit so einem Bruchteil an Wissen fühlen sich dann die Anhänger und Mitläufer der "Leerdenker" den wirklichen Fachleuten überlegen.
Oh Herr lass Hirn regnen, kann man da nur beten.
Bei vielen Politikern ist es die Einzige.
Aber vor allem bei den "Leerdenkern".
Nichts, aber gar nichts funktioniert
Die Regierenden aus München stellen sich halt immer hin, was sie für tolle Hechte sind und dass alles super läuft. Was die Basis dazu sagt, juckt eh net.
Ein kinderloser Jurist ist ja auch prädestiniert für solch einen Posten...