Eigentlich sollten die Lollitests an den bayerischen Grund- und Förderschulen am heutigen Montag starten. Eigentlich. Denn wieder einmal hat ein Staatsministerium in Coronazeiten einen Vorstoß gemacht, der in der Kürze der vorgegebenen Zeit scheinbar nicht zu erfüllen ist.
Dass Schulleiter sich über die Eile und Hektik wundern, ja sogar verärgert sind, ist absolut verständlich. Zwar haben auch sie die für die jüngeren Kinder leichter handhabbaren und sichereren Tests herbeigesehnt. Doch das Eilverfahren, in dem sie durchgesetzt werden, setzt alle unter Druck. Kurz vor knapp werden in der ersten Schulwoche die Lollitests geliefert, Daten müssen eingegeben werden, im Eilverfahren gehen Einverständniserklärungen an die Eltern heraus. Diesen wird keine Zeit gegeben, um das mehrseitige sieben Punkte umfassende Papier mit Erklärungen zum Testverfahren zu erfassen. Und warum?
Eigentlich herrscht keine Not. Denn in der ersten Schulwoche haben sich die Grund- und Förderschüler - wie im vergangenen Schuljahr auch - mit Antigen-Selbsttests im Unterricht getestet. Das könnten sie problemlos auch noch zwei weitere Wochen so durchführen - um dann Anfang Oktober in Ruhe und ohne Hektik mit den Pool-Tests zu starten.
Ministerium rudert zurück
Übrigens ist es nicht zum ersten Mal so, dass gut gemeinte Vorstöße der Ministerien im Hau-Ruck-Verfahren umgesetzt werden und - weil es eben nicht "schnell-schnell" funktioniert - so auch Vertrauen der Bevölkerung einbüßen, so zum Beispiel bei der Einführung der FFP-2-Masken, beim Einrichten der Teststellen in Apotheken oder bei der Vergabe kostenloser Teststäbchen für Kita-Kinder.
Manchmal zählt Sorgfalt mehr als Eile: Das hat wohl auch das bayerische Kultusministerium jetzt erkannt und kurz vor knapp die eigentliche Startwoche als Probedurchlauf deklariert. Für manche Schulleiter wird angesichts des enormen Verwaltungsaufwands aber auch an "Probe" kaum zu denken sein.
Dumm nur, dass der Starttermin der Öffentlichkeit schon längst kommuniziert worden war und sich Eltern kleinerer Kinder auf die Lolli-Pool-Tests ab 20. September eingestellt haben. Die Schulleiter und Lehrer werden sich also so oder so rechtfertigen müssen. Den schwarzen Peter sollten sie sich aber auf gar keinen Fall zuschreiben lassen.