Leere Rohre! Leere Rohre! Kaufen Sie leere Rohre! So oder so ähnlich pries Karlstadt wohl seine Leerrohre an, über deren Verkauf wir kürzlich berichteten. Kaufen will sie die Telekom für schlappe 50 Euro pro laufendem Meter – diese Maßeinheit entspricht einem halben Söder. Zum Glück ist keine Teilung nötig, der Söder will ja zum Spatenstich des Zentralklinikums kommen. Leere Bauruinen sind übrigens vom Verkauf ausgeschlossen. Das heißt, das Klinikum muss wirklich fertig werden.
Unter den Karschter Leitungen sind auch sogenannte Speedpipes, die besonderen Spaß versprechen. Man munkelt, sie seien auf direktem Wege vom Drogen-Hotspot Frankfurt bis nach Karlstadt verlegt. Wenn auch die Planer und Entscheider des Zentralklinikums Lohr ohne Umschweife angeschlossen werden, könnte die Erschließungsstraße doch noch 2023 fertig werden.
Zahlen sind relativ
Zahlen sind jedoch relativ. Was sind heutzutage schon elf Jahre Planungs- und Bauzeit? Also nach aktuellem Stand. Das kann ja noch werden. Stuttgart 21 ist immerhin seit mehr als 30 Jahren in Planung und seit 13 im Bau. Noch ein paar Diskussionsrunden und Krankenhausreformen und wir schaffen das auch! Dann hieße das Projekt einfach Lohr 45. Hoffen wir zumindest auf den Spatenstich vor Weihnachten.
Weitere relative Zahlen: 50 oder 51 Jahre ist der Landkreis Main-Spessart jetzt alt, je nach Gusto und Status der Partyplanung. 6339,80 Meter Karlstadter Leerrohre, das ist kürzer als die Woche nach Pfingsten. 3,5 Kilometer Meter Leerrohr will übrigens die berüchtigte Firma Circet kaufen, reichte aber die Unterlagen nicht bis zum Sitzungstermin ein. Auch diese Planer brauchen also etwas mehr Tempo, um nicht zu sagen: Speed.
Relativ fand außerdem ein Autofahrer in der vergangenen Woche seinen Pegel: Fast drei Promille Alkohol im Blut waren hinterm Steuer aus seiner Sicht legitim. Relativ jung war jedoch der 12-Jährige, der in Gemünden eine Flasche Wodka aus einem Supermarkt klaute. Er wurde erwischt, so wie der volltrunkene Autofahrer, den die Polizei glücklicherweise anhielt.
Betrunkener stieg direkt wieder ins Auto
Er traute der Pegelmessung per Blasröhrchen und Blutabnahme aber nicht und fuhr kurz darauf einfach weiter Auto. Und wurde noch einmal erwischt. Allerdings nicht zwischen Zell und Retzbach, was verwundert. Auf der dortigen Umleitung der gesperrten B27 hat man immer öfter das Gefühl, dass mehr Besoffene als üblich am Verkehr teilnehmen. Seinen Ersatzschlüssel bekommt der Volltrunkene jedenfalls so schnell nicht wieder, vermuten wir. Auch für eine Ersatzleber dürfte es schwierig werden. Und ein Ersatzhirn ...?
Wer etwas für den Kopf sucht, könnte im Franck-Haus in Marktheidenfeld fündig werden. Für "Bewegung im Denkraum Kopf" möchte der Künstler einer neuen Ausstellung sorgen. Schwierig wird es, wenn nur Leerrohre durch die betrachtenden Köpfe laufen. Leere Rohre, leere Köpfe, fehlen nur noch die leeren Versprechungen, die uns mit dem Wahlkampf in aller Fülle wohl bald bevorstehen. Wenn ich so daran denke ... vielleicht sollten wir auch für die Redaktion einen Anschluss an die Speedpipes beantragen. Wenn bis dahin genug Rohr und Erschließungsstraßenbelag verlegt wird, fühlt sich der Speed des Landkreises an wie relativ weiße Weihnachten.