Seit gut zwei Wochen gibt es in Lohr teils massive Kritik an der Qualität der Arbeiten zum unter der Regie der Telekom laufenden Ausbau des Glasfasernetzes. Jetzt äußerten sich Verantwortliche der beteiligten Unternehmen ebenso wie Bürgermeister Mario Paul bei einem Pressetermin im Rathaus zu dem Thema. Tenor der eineinhalbstündigen Veranstaltung: Es ist in den vergangenen Wochen manches schiefgelaufen. Nun verschärfe man die Bauüberwachung und strebe eine höhere Arbeitsqualität an, erklärten die beteiligten Unternehmen ebenso wie Paul.
Seit Ende März graben sich die Firma Circet Deutschland und deren Subunternehmer durch Lohr. Sie sind im Auftrag der Telekom unterwegs, die im gesamten Stadtgebiet in Eigenregie ein Glasfasernetz baut. Es geht um bis zu 6000 Anwesen und 9000 Haushalte. Das Angebot ist, dass sich jeder Haushalt kostenfrei einen Anschluss bis ins Haus legen lassen kann, sofern er einen Glasfaservertrag mit der Telekom abschließt.
Rund 25 von 130 Kilometern sind gebaut
Insgesamt, so erklärte Telekomsprecher George-Stephen McKinney, müssen für das Glasfasernetz in Lohr rund 130 Kilometer Gräben gezogen werden. Rund 25 Kilometer seien bereits erledigt. Bisher liefen beispielsweise Arbeiten in Ruppertshütten, Rodenbach und Wombach. Aus all diesen Orten gab es Kritik an der Bauausführung.
Die öffentliche Diskussion hatte vor rund zweieinhalb Wochen der Wombacher Walter Siegler losgetreten. In einem offenen Brief an die Stadt listete der 58-Jährige mit jahrzehntelanger Erfahrung als Bauleiter im Hoch- und Tiefbau eine Vielzahl an Punkten auf, bei denen seiner Beobachtung nach gegen geltende Baustandards verstoßen werde. Es ging um den Aufbau unter Geh- und Fahrwegen, um die Sandummantelung frisch verlegter Leitungen, auch um kaputte Steine, Senkungen und viel zu große Fugen in frisch verlegtem Pflaster und etliche weitere Punkte.
Bauarbeiter sollen in private Garagen uriniert haben
Nach der Berichterstattung über Sieglers Kritik meldeten sich weitere Baufachleute, die die Vorwürfe untermauerten. Anwohner aus Wombach, Rodenbach und Ruppertshütten schilderten der Redaktion in ähnlicher Weise ihren Unmut über die Arbeitsqualität beim Verlegen der Hausanschlüsse auf Privatgrund. Die Rede war unter anderem davon, dass Bauarbeiter in Ermangelung einer Bautoilette in private Garagen uriniert und auch andere Geschäfte an nicht dafür vorgesehener Stelle verrichtet hätten.
Die Vertreter der Telekom und Bürgermeister Mario Paul erkannten beim Pressegespräch weitgehend an, dass die Kritik berechtigt ist. Sie räumten Qualitätsmängel ein. "Uns ist nicht verborgen geblieben, dass es je nach Bautrupp ziemlich geknirscht hat", sagte Paul. Es gebe nichts zu beschönigen, man entschuldige sich für die Fehler, erklärte Telekomsprecher McKinney.
Um Relativierung bemüht
Wenngleich Fehler eingeräumt wurden, mühten sich die Vertreter von Telekom und Circet jedoch in teils forschem Auftreten auch um Relativierung. Man müsse die Größe des Projektes sehen und die Verbesserung, die der Glasfaserausbau insgesamt für die Stadt bringe. Kritik gebe es immer, sagte McKinney, aber auch eine große Erwartungshaltung derjenigen, die schnell einen Glasfaseranschluss wollten. "70, 80, 90 Prozent der Kunden applaudieren", sagte Marcus Böker, bei Circet für die Betreuung von Schlüsselkunden zuständig.
Bürgermeister Paul sprach davon, dass für die Stadt bei dem Projekt zwei Aspekte im Vordergrund stünden: Zum einen der möglichst zügige Ausbau der Glasfasertechnologie in der Stadt, zum anderen aber auch der Schutz der städtischen Infrastruktur vor Schäden. Der Verpflichtung zur Überwachung der Arbeiten sei man von Anfang an "sehr klar und deutlich nachgekommen", sagte Paul. Auf Beschwerden habe die Stadt schnell reagiert, erklärte er und zeigte eine Liste mit rund 50 Kritikmeldungen, die im Rathaus eingegangen waren.
Man habe sich in diesen Fällen mit der Baufirma in Verbindung gesetzt, so Paul. Mängel seien mit wenigen Ausnahmen "immer gut und zügig" behoben worden. Die Stadt könne aber "nicht überall sein", so Paul, der mehrfach auf die beschränkte Personalausstattung des Bauamts verwies. Daher dankte Paul ausdrücklich jenen Bürgern, die sich mit Hinweisen an das Rathaus gewandt haben. Man hoffe auch weiterhin auf solche Hinweise.
Auch die Vertreter der Telekom beteuerten, die Baustelle regelmäßig überwacht zu haben. Auf die Frage, wie es trotz der von Stadt und Telekom geschilderten Kontrollen der Baustelle zu den kritisierten Zuständen kommen konnte, gab es keine wirklich schlüssige Antwort.
Telekom will den Kontrolldruck erhöhen
Nun jedenfalls, so erklärten die Telekom-Verantwortlichen, werde man den "Kontrolldruck erhöhen" und die Baustellen in Lohr "über Gebühr" überwachen, um "Ruhe reinzubringen". Circet-Manager Böker versprach das Sicherstellen der eigenen Qualitätsansprüche. Dazu, wie es dazu kommen konnte, dass Bauarbeiter in Garagen urinierten, wollte sich der Vertreter der Baufirma nicht äußern. Man habe Toiletten und Duschen an den Lagerplätzen, sagte er, ohne weitere Details zu nennen.
Die Telekom-Vertreter verwiesen darauf, dass das Gewerbeaufsichtsamt die Baustelle besichtigt habe. Bei dieser Besichtigung, die allerdings erst etliche Tage nach dem Lautwerden massiver Kritik erfolgte, seien nur fünf Bagatellverstöße festgestellt worden, wie man sie auf jeder Baustelle finde, wenn man danach suche.
Fünf Jahre Gewährleistung
Bürgermeister Paul kündigte an, dass sich die Stadt für die Überwachung der Glasfaserbaustelle durch das Hinzuziehen der Expertise einer örtlichen Baufirma verstärken werde. Die Kosten dafür trage zunächst die Stadt, so Paul auf Nachfrage. Er erklärte, dass man die Arbeiten enger beobachten und Stichprobenkontrollen durchführen werde. Man behalte sich auch vor, die bereits verschlossenen Gräben punktuell wieder zu öffnen. "Wir wissen das Vermögen der Bürger zu schützen", erklärte Paul.
Auf die Frage, warum die Stadt angesichts der offensichtlichen Baumängel keinen Baustopp verhängt habe, verwies der Bürgermeister auf drohende Schadenersatzforderungen. Die Stadt sei überdies formal gar nicht befugt, einen Baustopp zu verhängen. Bauherr sei die Telekom, die die Kabel rein rechtlich sogar ohne Zustimmung der Kommune verlegen dürfe. Überdies gehe es ja auch darum, die Infrastruktur der Stadt durch Glasfaseranschlüsse zügig zu verbessern.
Die Furcht, dass die Stadt infolge unsachgemäß ausgeführter Arbeiten später Folgekosten für Reparaturarbeiten zu tragen haben könnte, ist im Rathaus offenbar nicht allzu groß. Der Gewährleistungszeitraum für die Arbeiten betrage fünf Jahre, Schäden zeigten sich in solchen Fällen üblicherweise jedoch meist bereits nach ein bis zwei Jahren, sagte Paul.
und muß erst immer ein Bürger in der Öffentlichkeit darauf hinweisen ?
Gibt einfach ein schlechtes Bild nicht nur für die Behörden in Lohr, weil dies leider
überall der Fall ist
Wundert sich da jemand, wenn die Qualität so nicht 100%ig ist?