
Markus Söder bietet mit seiner Politik vielen Menschen Halt. Keinen Halt konnte er jedoch am Freitag den Schaippachern anbieten, deren Umgehung jetzt den amtlichen Stempel "unwirtschaftlich" trägt. Die Schaippacher waren über das vorläufige Ende ihres Umgehungstraums sicher nicht erfreut, zeigen wollten sie dies dem durchfahrenden Söder aber nicht. Selbst Plakate, so die Befürchtung, hätten den Mittelsinnern die Eröffnung ihrer Christbaumsaison vermiesen können. Menschenskind, da fragt man sich natürlich, was sie draufschreiben wollten oder für wie empfindlich sie die Mittelsinner halten. Schaippach scheint nicht gerade die Heimat des Protests zu sein.
Einen Trost für die Schaippacher hatte Thorsten Schwab. Als Alternative für Umgehungen stünden in Bayern 50 Millionen Euro zur Verfügung, teilt er mit. Diese könnten etwa für Baumaßnahmen zur Geschwindigkeitsreduktion, Lärmreduzierung, sichere Fußgängerüberwege und Beseitigung von Gefahrenstellen eingesetzt werden. Ob die Schaippacher jetzt Lärmschutzwände beidseitig der Hauptstraße fordern? Und dazu eine sinngrundübliche Überführung?
Rentiert sich eine Zollstation bei rapide abnehmenden Verkehrszahlen überhaupt?
Oder warum sollten sie die Zollstation am Zollberg nicht wieder in Betrieb nehmen und Geld für die Umgehung sammeln? Wahrscheinlich weil auch das unwirtschaftlich wäre. Denn eine Verkehrszählung hat 2022 ergeben, dass am Tag nur noch 5300 Fahrzeuge durch Schaippach rollten, 2007 waren es noch 7200. Wenn der Trend so weitergeht, war es das in ein paar Jahren mit durchfahrenden Fahrzeugen. Vielleicht erzählen sich schon bald Schaippacher Kinder und Kindeskinder: "Weißt du noch, als damals Autos durch Schäbbich gefahren sind?" Sofern man dann noch "Schäbbich" sagt.
Froh über etwas mehr Verkehr im Ort wäre man jetzt schon in Halsbach. Der Ort ist seit 2018 offiziell, ausweislich aufgestellter Schilder, eine Sackgasse. Aber das war nur der Anfang. Inzwischen fährt auch der Bus zwischen Karlstadt und Lohr fast immer an Halsbach vorbei. Wollen Halsbacher mitfahren, müssen sie die zwei Kilometer hoch zur Haltestelle "Abzweigung Halsbach" laufen. Stichfahrten in die Sackgasse sind kaum noch vorgesehen. Und nach dem Rufbus können sie manchmal lange rufen.
Was kommt als nächstes? Mit dem Handyempfang im Ort sieht es schon schlecht aus, und die Emma hat leider auch zu. Wahrscheinlich müssen sie bald die Post an einem Sammelbriefkasten abholen und der Strom wird abgeklemmt. Arme Halsbacher. Zum Glück ist der Ort, was die Bier-, Eier- und Obstversorgung angeht, weitgehend autark.
Bernd Rützel und Anna Stolz machen sich zum Narren
Das Halsbacher Bier ist ja bekanntlich nach den Rieneckern benannt. Die Göikel wollen jetzt irre einen Faschingszug wie vor 500 Jahren auf die Beine stellen. Und wer wird das Prinzenpaar? Der Rützels Bernd und die Stolz Anna. Rützel freut sich als Eisenbahner ja über alle Züge, auch die verspäteten. Der Rienecker kommt mit nur vier Jahren Verspätung.