Bei Regenwetter zelten? Acht Jungs aus Norddeutschland, NRW und Rieneck haben das Anfang der Woche auf dem Gemündener Campingplatz Saaleinsel notgedrungen mitgemacht. In ihrem gebraucht gekauften, mehrfach geflickten riesigen Acht-Mann-Zelt wurde es dabei doch etwas nass. Gleich beim Aufbau war der Regen schneller als sie. Sie berichten von abwechselndem Schlafen an der nassen Außenseite, Pfützen im Inneren und dass sie gleich nach der ersten Nacht von Sonntag auf Montag alle eine leichte Erkältung hatten. "Dafür haben wir dieses Jahr gar kein Problem mit Mücken", erzählt Leon Neuf, 20, der Rienecker in der Runde.
"Da muss man mit rechnen", sagt der neue Gemündener Campingplatz-Pächter Andre Benkert zum wochenlangen Regenwetter. "Im Großen und Ganzen war es schon ein Verlustgeschäft." Aber bis dahin lief es für ihn, der auch noch den Campingplatz in Zellingen betreibt, "sehr gut eigentlich". Pfingsten bis Fronleichnam sei auf beiden Plätzen wahnsinnig viel los gewesen. Auch für die vergangenen Wochen habe es viele Buchungen gegeben, aber es habe Stornierungen gehagelt. Camping sei eben eine "Gut-Wetter-Sache". "Es gibt aber schon auch die, die sagen, bei schönem Wetter kann jeder campen", sagt Benkert. Vereinzelte hätten trotz Regen gezeltet.
Wenn es tagsüber regnet, hält man sich am besten im Zelt auf
David und Julian aus Frankfurt, beide 21, reißen sich nicht gerade darum, im Regen zu zelten. Ihre acht Tage auf dem Gemündener Campingplatz haben sie deshalb um eine Woche verschoben. Aber die Nacht von Dienstag auf Mittwoch, in der es noch mal ordentlich geschüttet hat, habe ihnen auch nicht viel ausgemacht. Bis auf ein paar Tropfen im Hauptzelt hätten sie im Innern nichts davon mitbekommen. Sie sind mit einem Grill ausgerüstet und berichten, dass sie vor drei Jahren schon einmal hier waren. Die beiden schätzen die schöne Umgebung, die Möglichkeit, auf der Saale zu paddeln, die Burgruinen und den kostenlosen Schwimmbadeintritt für Camper. Und was machen sie, wenn es regnet? "Da kann man die Zeit nur im Zelt verbringen." Mit Kartenspielen zum Beispiel.
"Es wird nach wie vor gezeltet", sagt Betreiber Benkert. Zeltplätze machten in Gemünden etwa 20 bis 25 Prozent der Plätze aus, in Zellingen 10 bis 15 Prozent. In Gemünden würden ganze Clubs und kirchliche Gruppen zelten. Hauptzielgruppe für die Zeltplätze sind aber die Radfahrer und Radfahrerinnen auf dem Mainradweg, vor allem wochenends auch Familien mit Kindern. Auf dem Gemündener Platz, der mit 320 bis 340 Caravan- und Wohnmobilstellplätzen etwa viermal so groß wie der Zellinger ist, gibt es viele Dauercamper. Geld, so Benkert, brächten aber eher die Durchgangscamper. "Da muss man sehen, dass man das in der Waage hält."
Gruppe aus Waldaschaff ist dem Regen entgangen, freut sich aber im Nachhinein über das Nass
Seit bald 20 Jahren kommt fast jedes Jahr eine Gruppe des Schützenvereins Waldaschaff auf den Campingplatz nach Gemünden. Am Donnerstagmittag sind sie gerade frisch für ein verlängertes Wochenende eingetroffen, der Kühlschrank läuft bereits, die Bierbänke stehen, die Schlappeseppel-Kästen stehen bereit, aber das altmodische Zelt liegt noch nicht aufgebaut da. Hat Zeit.
Sie sind dem Regen gerade entgangen, fürchten höchstens ein mögliches Unwetter am Samstag. Die Waldaschaffer sind gar nicht böse, dass es vor ihrer Ankunft so kräftig geschüttet hat. Denn 2018 hätten sie für 20 Leute Grillgut mit nach Gemünden gebracht, durften aber wegen eines Verbots von offenem Feuer, von dem sie vorher nichts wussten, weder mit Gas noch mit Kohle grillen. Sie behalfen sich, indem sie kurzerhand zwei Doppelkochplatten besorgten und "zusammenflanschten", ein Blech drüberlegten und die Steaks so brieten.
Das Außenzelt des Acht-Mann-Zelts musste mehrfach abgebaut werden
Die acht Jungs um den Rienecker Leon Neuf, der Großteil aus Sülfeld bei Lübeck, sind inzwischen wieder gesund. Das Außenzelt hätten sie mehrfach abbauen und wieder aufbauen müssen, damit das Innenzelt trocknen konnte. Anfangs sei es schon nass gewesen, allein der Gang zum vielleicht 100 Meter entfernten Klohäuschen eine Herausforderung, aber dafür hätten sie einigermaßen ausschlafen können. Denn wenn morgens die Sonne ins und aufs große Zelt scheine, erhitze es sich schon mal schnell auf 30 bis 40 Grad. Sie waren froh, dass sie sich bei Regen allesamt mit Stühlen ins Hauptzelt, das einen Innenraum mit mehreren Schlafkabinen hat, setzen konnten.
Trotz schlechten Wetters sind sie unverdrossen ins Freibad nebenan, das sie quasi für sich gehabt hätten. Auch auf dem Platz sei bislang viel weniger los als vergangenes Jahr. Sie, die sich ursprünglich über das Online-Zocken kennen, freuen sich jetzt auf das umfangreiche Sportangebot drumherum.
Buchungszahlen ziehen durch das angekündigte schöne Wetter wieder an
Dass das Wetter wieder schöner wird, habe sich gleich durch anziehende Buchungszahlen bemerkbar gemacht, sagt Benkert. Konkretes, was sich beim Gemündener Campingplatz in Zukunft womöglich ändert, könne er noch nicht sagen. Für die Ideen müssten erst Kosten ermittelt werden.