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Gemünden
Gemünden wurde 1945 so stark zerstört, dass manche die Stadt gar nicht mehr aufbauen wollten
Gemünden wurde von Ende März bis Anfang April 1945 schwer zerstört.
Foto: Willi Starz | Gemünden wurde von Ende März bis Anfang April 1945 schwer zerstört.
Helmut Hussong
 |  aktualisiert: 03.04.2025 02:38 Uhr

Ihre Lage als Verkehrsknotenpunkt von wichtigen Eisenbahnlinien und der Straße zwischen Würzburg und Frankfurt machte vor genau 80 Jahren Gemünden kurz vor Kriegsende zum Ziel von schweren Bombenangriffen. An diese katastrophale Zeit erinnert nun eine Veranstaltungsreihe der Stadt, des Historischen Vereins, des Kulturamtes, des Stadtarchivs und der Kreisheimatpflege.

"Die Stadt war am Ende so stark zerstört, dass es vereinzelte Stimmen gab, die diese nicht wieder aufbauen wollten", erläuterte Kreisheimatpfleger Bruno Schneider in seinem VHS-Vortrag über die Tage der Zerstörung Gemündens innerhalb eines kurzen Zeitraumes vom 26. März bis zum 6. April 1945. Aber der damalige Bürgermeister Josef Büchner habe in dieser schweren Zeit den Spruch "Eine kleine Stadt geht nicht unterer" geprägt und sich gemeinsam mit den Menschen vor Ort intensiv um den Wiederaufbau gekümmert.

Vortrag fand großen Anklang

Der Vortrag von Bruno Schneider über diese Schicksalstage der Stadt fand so großes Interesse bei überwiegend Gemündener Bürgerinnen und Bürgern, dass fast doppelt so viele Plätze benötigt wurden, wie ursprünglich vorgesehen. Manche der Anwesenden kannten die leidvolle Situation Gemündens aus den Erzählungen ihrer Eltern, Großeltern oder Verwandten und trugen weitere Details zu den Ausführungen bei. Der Kreisheimatpfleger verwies auch auf das 1988 erschiene Heft "Eine Stadt stirbt" in dem der historische Verein Zeitzeugenaussagen zu den Ereignissen dokumentierte.

Großes Interesse fand der Vortrag des Kreisheimatpflegers Bruno Schneider, der an die an die große Zerstörung Gemündens vor 80 Jahren im Zweiten Weltkrieg erinnerte.
Foto: Helmut Hussong | Großes Interesse fand der Vortrag des Kreisheimatpflegers Bruno Schneider, der an die an die große Zerstörung Gemündens vor 80 Jahren im Zweiten Weltkrieg erinnerte.

Gemünden hatte damals rund 2500 Einwohner. An diesem Verkehrsknotenpunkt trafen sich fünf Eisenbahnlinien, die Flüsse Main, Saale und Sinn sowie die wichtige Straße zwischen Würzburg und Frankfurt. Zudem waren in den letzten Kriegstagen in der Umgebung Einheiten der Wehrmacht, Marine und Pioniere stationiert. Dies machte die Stadt zum Ziel der Zerstörungen.

Engländer wollten den Widerstandswillen der Zivilbevölkerung brechen

Den Engländern sei das "Morale Bombing", also das Flächenbombardement der Zivilbevölkerung und die Zerstörung der zivilen Infrastruktur, wichtig gewesen, um so den Widerstandswillen der Menschen zu brechen. Die Amerikaner konzentrierten sich dagegen auf die Zerstörung von kriegswichtigen Anlagen wie Fabriken, Verkehrswege. Knotenpunkte und die stationierten Einheiten der Wehrmacht.

Anfangs blieb Gemünden von schweren Kriegsfolgen verschont. Angriffe der Alliierten habe es lediglich am 15. Oktober 1944 (Tieffliegerangriff), 24. März 1945 (Bombenabwurf auf das Landratsamt) und am 25. März 1945 (Tieffliegerangriff auf die Bahn) gegeben, bevor dann mit dem 26. März die folgenschweren Tage für die Dreiflüssestadt begannen.

Luftangriff der Amerikaner sollte eigentlich Bahnhof treffen

Der Kreisheimatpfleger zeigte Originaleinträge aus dem Luftmeldebuch, das "Gemündens schwarzen Tag" dokumentierte. "Rund 300 Bomber und Jagdflugzeuge der United States Army Air Force warfen zuerst Bomben auf Würzburg und griffen dann um 16.30 Uhr Gemünden an", erläuterte Schneider. Eigentlich waren die Bahnhöfe das Ziel. Doch die in mehreren Wellen angreifenden Flugverbände trafen überwiegend die am Rande liegenden Häuser. Der vom Bahnhofsviertel bis zur Stadtmitte reichende Bombenteppich hatte große Zerstörungen angerichtet und in der Altstadt waren Brände ausgebrochen.

Am Folgetag wollte die Task Force Baum nach Hammelburg durchbrechen, doch die Saalebrücke konnte rechtzeitig gesprengt werden. Auf ihrem Alternativweg über den Zollberg schossen diese Panzer von dort aus dann Kleingemünden in Brand. Am 4. April 1945 erreichte schließlich die 14. US Panzerdivision Gemünden. Auch dabei gab es wieder Luftunterstützung mit Bombenabwürfen auf Häuser und Straßen sowie Beschuss von Hofstetten aus und dadurch entstehende Brände. Am 5. April abends endete der Widerstand und am 6. April erfolgte der Einmarsch. Bruno Schneider zeigte schließlich noch Fotos von vor und nach dem Wiederaufbau.

 
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