Baureferent Peter Interwies' Lieblingsvokabel lautete am Montagabend: "unspektakulär". Ein Wort, das die knapp halbstündige Sitzung des Gemündener Bauausschusses gleichzeitig treffend zusammenfasst. Über fünf Tagesordnungspunkte hatten die elf Ausschussmitglieder abzustimmen, fünfmal wurde der entsprechende Antrag einmütig bewilligt.
Ob private Fahrradgarage, ein Haus mit Pool oder der quaderförmige Funktionsbau für die Schaltanlage des Pumpspeicherkraftwerks – die drei Anträge auf Langenprozeltener Gemarkung kamen im Ausschuss gänzlich ohne Wortmeldung zur Zustimmung. Als es darum ging, dass die kleine Tankstelle in der Frankfurter Straße in Gemünden in ihrer Außenwerbung von OMV auf Esso wechseln will, erkundigte sich Matthias Kübert (Bündnis für Bürgernähe) nach der städtischen Regulierung der Beleuchtungsstärke und -dauer. Interwies knappe Antwort: Ab 22 Uhr ist das Licht aus, um die Lichtverschmutzung gering zu halten.
Bürgermeister Lippert bügelt Frage zur Dauer der Gymnasiums-Sanierung ab
Nicht ganz nachvollziehen konnte Bürgermeister Jürgen Lippert (Bündnis für Bürgernähe) die Wortmeldung seines Parteifreundes Wolfgang Remelka zum Aufstellen eines dreistöckigen Klassenzimmercontainers – dem ersten Teil der sogenannten "Ausweichschule", in der die Schülerinnen und Schüler des Friedrich-List-Gymnasiums während der Sanierung des Schulgebäudes untergebracht werden sollen.
"Mich interessiert das überhaupt nicht", erwiderte Lippert auf die Frage Remelkas, ob man wisse, wie lange der Sanierungsprozess dauern werde. "Das dauert so lange, wie es dauert. Wir können das ohnehin nicht beeinflussen und wir werden dem Ganzen ganz sicher auch keine Steine in den Weg legen", betonte der Bürgermeister. Ganz im Gegenteil, man werde bei Bedarf so viele Container bewilligen, wie eben nötig seien, damit die Sanierungsmaßnahme erfolgreich umgesetzt werden könne. "Das muss ja in unserem Interesse sein." Ein Fazit, dem auch Remelka nichts mehr hinzuzufügen hatte.
Regionalwerk soll mit erneuerbaren Energien für kommunale Versorgungssicherheit sorgen
Das zentrale Thema der anschließenden Stadtratssitzung war die Gründung eines Regionalwerks für den Landkreis Main-Spessart. Energieversorgung mit erneuerbaren Energien in kommunaler Hand ist ein Thema, das für Lippert besonders durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine enormen Bedeutungsschub erlangt habe.
Über die Versorgungssicherheit hinaus sollen die mehrheitlich kommunal getragenen Regionalwerke zudem das Ziel verfolgen, die Energiewende aus den Städten und Gemeinden heraus aktiv mitzugestalten und die Wertschöpfung in der Region zu halten, heißt es im Antrag der Verwaltung. Ein Gedanke, gegen den die 22 Stadträte und die Stadträtin nichts einzuwenden hatten.
Matthias Risser kritisiert Vorgehen als "Aktionismus"
Einzig Matthias Risser (CSU) kritisierte die Beschlussvorlage der Verwaltung als "bisschen schwammig". Ihm erscheine das jetzige "Vorpreschen" in Sachen Regionalwerke als von der freien Wirtschaft angefeuerter "Aktionismus". Auch sei ihm wichtig, den zeitlichen Rahmen des Projekts zu erfahren. Dem widersprach Lippert, konnte Rissers Frage nach dem angestrebten Zeitplan aber nicht konkret beantworten. Er gehe jedoch davon aus, dass das Landratsamt als Projektkoordinator im Spätsommer konkretere Pläne erarbeitet haben werde.
