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Sendelbach
Gemeinsamer Kampf gegen B26n: Bund Naturschutz und Bürgerinitiative fordern von neuer Regierung, Straßenprojekt zu stoppen
Bei einer Veranstaltung in Sendelbach trugen die Interessengruppen ihre Argumente vor. Die geplante Straße sei zu teuer und würde die Landschaft zerschneiden.
Bund Naturschutz und Bürgerinitiative fordern von der künftigen Bundesregierung, die Planungen zur B26n zu stoppen. Bei einem Treffen am Mittwoch sahen sie sich den Bereich des geplantes Zubringers Lohr an.
Foto: Wolfgang Dehm | Bund Naturschutz und Bürgerinitiative fordern von der künftigen Bundesregierung, die Planungen zur B26n zu stoppen. Bei einem Treffen am Mittwoch sahen sie sich den Bereich des geplantes Zubringers Lohr an.
Wolfgang Dehm
 |  aktualisiert: 21.02.2025 02:39 Uhr

Die künftige Bundesregierung soll alle Planungen zur B26n stoppen. Das forderten der Bund Naturschutz (BN) und die Bürgerinitiative (BI) "Bürger und Kommunen gegen die Westumgehung Würzburg/B26n" bei einer gemeinsamen Veranstaltung am Mittwoch im Gasthaus "Frankenhof" im Lohrer Stadtteil Sendelbach. Dort ist ganz in der Nähe der Bau des Zubringers Lohr vorgesehen.

Laut Armin Beck, stellvertretender Vorsitzender der 23 Mitgliedskommunen zählenden BI, beschäftigen sich die Planer seit über 40 Jahren mit der B26n. Zunächst sei eine vierspurige autobahnähnliche Straße geplant gewesen, nun eine zwei- bis dreispurige Bundesstraße. Ein wirklicher Sieg sei dies für die Gegner des Projektes jedoch nicht, denn auch diese 41,5 Kilometer lange Straße zerschnitte die Landschaft und hätte einschließlich des 17 Kilometer langen Zubringers Lohr einen Flächenverbrauch von rund 216 Hektar. "Wollen wir unsere Heimat zubetonieren?", fragte Beck.

Bundesverkehrsministerium geht von Kosten in Höhe von über 600 Millionen Euro aus

Was die Kosten der B26n einschließlich des Zubringers Lohr betrifft, ging der stellvertretende BI-Vorsitzende von mehr als 600 Millionen Euro aus. Die letzte Schätzung des Bundesverkehrsministeriums von Juni 2024 liegt bei 637 Millionen Euro.

Dass man seit einigen Jahren kaum noch etwas von dem Projekt höre, hängt Beck zufolge damit zusammen, dass die Behörden das Thema Klimaschutz zunächst vernachlässigt hätten und nacharbeiten müssten. Ein weiteres Problem sei das Vorhandensein sehr vieler Fledermausarten im Raum Heßlar, weshalb dort nun eine Tunnellösung geprüft werde – was laut Beck hohe zusätzliche Kosten nach sich zieht.

Torsten Ruf (Zweiter von links) sagte bei dem Treffen, durch diese Straße würde der gesamte Bereich für Mensch und Tier 'komplett entwertet'.
Foto: Wolfgang Dehm | Torsten Ruf (Zweiter von links) sagte bei dem Treffen, durch diese Straße würde der gesamte Bereich für Mensch und Tier "komplett entwertet".

Nach Becks Einschätzung löst die B26n keine Verkehrsprobleme, sondern verlagert sie und zieht sogar noch weiteren Verkehr an. Zudem gab er zu bedenken, dass Deutschland heute schon über ein dichtes Straßennetz verfüge – und Probleme habe, dieses zu erhalten.

Bund Naturschutz will notfalls auch mit Klagen gegen B26n vorgehen

Steffen Scharrer, Mitglied im Landesvorstand des BN in Bayern, sagte mit Blick auf die B26n, dies sei nicht das einzige Straßenbauprojekt in Bayern, aber das "skurrilste", denn es sei "völlig aus der Zeit gefallen". Angesichts eines zunehmenden Treibhausgasausstoßes durch den Verkehr müsse man weg vom Individualverkehr kommen. Als Sofortmaßnahme zur Verringerung des Treibhausgasausstoßes sah er die Einführung eines Tempolimits.

"Völlig unhaltbar" sei der tägliche Flächenverbrauch von elf bis zwölf Hektar in Bayern, zumal sich die Staatsregierung selbst ein Limit von fünf Hektar gesetzt habe.

Die zweite große Menschheitskrise neben der Klimakrise betreffe die Biodiversität, sagte Scharrer, denn das Tempo des Artensterbens sei aktuell viel höher als am Ende der Kreidezeit. Für den BN habe der Artenschutz hohe Priorität. Man werde die Macht des BN mit seinen 270.000 Mitgliedern in Bayern nutzen, um gegen die B26n vorzugehen, notfalls auch mit Klagen, so Scharrer.

Zubringer entwerte Gebiet für Mensch und Tier

Steffen Jodl, BN-Regionalreferent für Unterfranken, bezeichnete die B26n als "Dinosaurier-Projekt" und brachte ein weiteres Argument gegen den Bau dieser Straße ein: "Wir können es uns eigentlich überhaupt nicht leisten, Ackerfläche zuzupflastern", denn Äcker seien notwendig zur Nahrungsmittelproduktion.

Für Erwin Scheiner, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Main-Spessart, wäre der Bau der B26n angesichts rund 10.000 maroder Brücken in Deutschland ein Unding: Das wäre so, als wenn es ins Dach reinregnete und man einen Wintergarten bauen wolle, statt das Dach zu reparieren.

Abschließend zeigte Torsten Ruf, Vorsitzender der BN-Ortsgruppe Lohr/Lohrtal, welche Auswirkungen der Bau des Zubringers Lohr im Bereich Sendelbach hätte. Dort würde ihm zufolge eine Landschaft mit extensiver, kleinbäuerlicher Struktur, die eine hohe Dichte an Orchideen, Schmetterlingen und Heuschrecken aufweise, zerschnitten. Durch die Zubringerstraße würde der gesamte Bereich, der auch als Naherholungsgebiet diene, für Mensch und Tier "komplett entwertet".

 
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