Es ist eine schlechte Nachricht für die Befürworterinnen und Befürworter der B26n. Die Fledermausvorkommen zwischen Heßlar und Schönarts gelten als so hochsensibel, dass eine Durchquerung des Waldstücks mit einer Straße "grundsätzlich verboten" ist. Dies geht aus einer Antwort des Staatlichen Bauamts Würzburg auf eine Anfrage dieser Zeitung hervor. Eine Verlegung der geplanten Trasse gilt wegen der dortigen Flora-Fauna-Habitate (FFH) als schwierig, da diese ebenfalls streng geschützt sind. Eine Lösung könnte allerdings ein Tunnel sein. Dies wird derzeit geprüft.
Über die konkrete Länge, den Verlauf und die Kosten eines möglichen Tunnels entlang der dortigen Hermannsleite kann das Staatliche Bauamt noch keine Aussage treffen. Die Planungen dazu seien ganz am Anfang. Das Bauamt kündigte an, ein auf Tunnelplanungen spezialisiertes Fachbüro damit zu beauftragen. Fest steht aber schon jetzt, sollte es zu einer Tunnellösung kommen, muss der Tunnel in bergmännischer Bauweise gebaut werden. Das heißt, der Bau erfolgt vollständig unter der Erde und wird über die beiden Tunnelportale abgewickelt. Somit lasse sich der an der Oberfläche vorhandene, hochsensible Naturraum schützen.
14 Fledermausarten in der Hermannsleite
Das Bauamt hat das Gebiet geprüft und nennt insgesamt 14 unterschiedliche Fledermausarten in dem Waldstück zwischen Schönarts und Heßlar. Darunter sind die streng geschützten Arten der Mopsfledermaus und Bechsteinfledermaus. Der Waldbereich sei daher artenschutzrechtlich als sogenanntes "Fledermaus-Quartierzentrum" einzustufen. Von einer Untertunnelung würden auch verschiedene geschützte Spechtarten wie beispielsweise der Mittelspecht profitieren, die ebenso in diesem Waldbereich leben.
Für den Planungsabschnitt 1 von der Anschlussstelle B26a zwischen Arnstein und Schwebenried bis nach Müdesheim läuft das Planfeststellungsverfahren. Derzeit bearbeitet das Staatliche Bauamt die über 1000 Einwendungen beziehungsweise Stellungnahmen. Für den Bauabschnitt 2 von Müdesheim nach Karlstadt wird die geeignete Trasse gesucht. Dabei werden auch Varianten geprüft, die ohne einen Tunnelbau durch das Fledermaus-Quartierzentrum auskommen. Allerdings sind die Möglichkeiten durch die ausgewiesenen FFH-Gebiete nördlich und südlich des geplanten Trassenverlaufs (vergl. Grafik) begrenzt.
Die Kosten für einen Tunnel zwischen Heßlar und Schönarts stehen noch nicht fest, klar aber ist, dieser würde das Projekt B26n noch einmal erheblich verteuern. Die Gegner sehen sich daher in ihren Mahnungen bestätigt. "Der Tunnel würde das Kosten-Nutzen-Verhältnis weiter verschlechtern", sagt Armin Beck, stellvertretender Vorsitzender der Bürgerinitiative gegen die B26n. "Das in einer Zeit, in der man jeden Euro in anderen Bereichen braucht." Für Beck zeigt dies, dass der geplante Bau der B26n naturschutzfachlich nicht möglich ist. Als für die Planer nächstes großes Problem nennt Beck die Querung des Buchentals.
Beck meint, es sei "traurig", dass man für den Stopp des Projekts die Fledermaus braucht. "Eigentlich reicht doch der gesunde Menschenverstand." Denn die B26n ist für ihn ein Projekt, dass nicht in die Zeit passe. Man habe sich damit verrannt, meint er. Unter anderem aus Gründen des Klimaschutzes müsse man "einen Exit aus dem Projekt finden".
Arnstein erstickt im Verkehr
Das sieht Franz-Josef Sauer, Bürgermeister von Arnstein, anders. Er weist auf die notwendige Entlastung des Werntals hin. "Wir ersticken im Verkehr", sagt er. Dieser gefährde die Sicherheit der Bürger und Kinder. Sauer geht daher davon aus, dass das Bauamt eine vernünftige Lösung für Mensch und Natur bei der Querung zwischen Schönarts und Heßlar finden wird. Die Bewahrung der Schöpfung sei ihm ganz wichtig, sagt er, allerdings dürfe auch nicht der Mensch übersehen werden.
Sauer sieht die Gefahr, dass es durch die aktuelle Entwicklung zu einer Blockade kommen kann. "Es muss aber dringend vorangehen mit dem Bau der B26n", sagt er. Arnstein habe schon 30 Jahre auf eine Entlastung von Verkehr gewartet. "Wir können nicht noch einmal 30 Jahre warten, Arnstein stirbt, wenn wir den Verkehr aus dem Ort nicht rausbringen."
Das Staatliche Bauamt nimmt auch Stellung zur Kostenentwicklung. Im Jahr 2021 wurden für den ersten Planungsabschnitt von Arnstein nach Müdesheim Gesamtkosten in Höhe von rund 80 Millionen Euro berechnet. Diese Berechnungen sind laut Bauamt noch aktuell, da sich die Preisentwicklung im Straßenbau nicht in einer ähnlichen Form verändert habe wie im Hochbau, heißt es.
Allerdings gibt es eine neue Schätzung für das Gesamtprojekt der B26n mit Zubringer nach Lohr und mit der Weiterführung der Straße mit Anschluss an die A3 bei Helmstadt. Als die B26n im Jahr 2015 im Bundesverkehrswegeplan in den vordringlichen Bedarf aufgenommen worden ist, wurden die Kosten dafür auf 172 Millionen Euro geschätzt. Das Bauamt gibt diese nun mit 700 Millionen Euro an. Die prognostizierten Kosten sind demnach gewaltig gestiegen. Nach Ansicht von Armin Beck wurde die B26n damals mit einer niedrigen Kostenschätzung "in den Bundesverkehrswegeplan gemogelt".
Es ist keine Schande Fehler einzugestehen, ganz im Gegenteil!
Mit diesen jetzt 700(!) Millionen Euro können Umgehungsstraßen, wo immer nötig in diesem Bereich, gebaut werden und sämtliche sanierungsbedürftige Straßen in MSP ertüchtigt werden mutmaße ich mal.
Und das dann noch übrige Geld kann in den Naturschutz gesteckt werden.