
Birgitta Böhme und Bernard Esposito haben vor neun Jahren das Fronhofer Schlösschen in Burgsinn erworben, nachdem dieses jahrelang zum Verkauf stand. Erbaut wurde es im Jahr 1607 von Werner II. von Thüngen als Witwensitz für seine Frau Philippina Agatha. Beim Kauf 2014 wohnten Böhme und Esposito noch in Paris, wo sie ein Antiquariat betrieben. Erstmal hieß es: Geduld, denn erst nach gut zweieinhalb Jahren konnte an den Beginn der notwendigen, aufwendigen Sanierung gedacht werden.
Und die gestaltete sich für die Eigentümer, die wegen der Corona-Pandemie zeitweise länger nicht nach Deutschland einreisen durften, schwierig. Aber mittlerweile ist die Sanierung abgeschlossen, und das Paar wohnt, nachdem es das Antiquariat in Paris aufgegeben hat, im Schlösschen. Einige Einrichtungsgegenstände brachten sie mit, viele Original-Möbel von den Grafen von Thüngen hat man hinzuerworben.
Schon die zweite Auszeichnung für die Sanierung des Fronhofer Schlösschens
Schmuckstücke wie das Schloss haben ihren Preis, und manche haben sogar zwei: Für seine Sanierung sind das Eigentümer-Ehepaar sowie das Architekten-Büro Gruber, Hettiger & Haus in Karlstadt/Marktheidenfeld nun schon zum zweiten Mal mit einem Preis ausgezeichnet wurden. Das Karlstadter Architekturbüro hatte bereits erfolgreiche Sanierungsprojekte, unter anderem die Neumühle Karbach, die Burg Büchold oder das Künzinger-Haus in Lohr.
Bei Begehungen des Burgsinner Schlösschens dokumentierten die Architekten mit vielen Fotos, dass der Vorbesitzer im Sinne der Denkmalpflege wenig aktiv gewesen war. Bei der denkmalpflegerischen Voruntersuchung tauchte eine Fülle von Fragen auf, wie zum Beispiel: Welche begonnenen Sanierungsarbeiten sind zu korrigieren? Muss die Statik erneuert werden? Was weiß man über frühere Bauabschnitte ? Gibt es alte Farbbefunde ? Was ist unbedingt zu verbessern? Aufmessen, Befunduntersuchung, Statik: Erfreulicherweise würde man die ursprüngliche Grund- und Raumstruktur erhalten können.
Es musste viel erneuert werden

Nach der Kostenermittlung waren Anträge auf Fördermittel an die Bayerische Landesstiftung und den Entschädigungsfond des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst zu stellen. So viel wie möglich der historischen Bausubstanz sollte erhalten werden.
Viele Zimmererarbeiten standen an, mehrere eingelassene Tafeln und Steinplatten waren Herausforderungen für die Steinmetze, umfangreiche Dach- und Schreinerarbeiten waren zu leisten. Maler und Verputzer waren gefragt, Teilflächen des versotteten Mauerwerks der äußeren Mauerwerksschale waren auszutauschen bzw. zu erneuern, ebenso wie einige der bauzeitlichen Naturwerksteine aus der Renaissance. Ferner galt es, Wand- und Putzflächen der Stuckdecken komplett zu sanieren, Heizung und Elektrik waren zu erneuern.
Erst der Preis vom Bezirk Unterfranken, jetzt der Bundespreis
Im Juni dieses Jahres erhielten die Eigentümer vom Bezirk Unterfranken den "Förderpreis zur Erhaltung historischer Bausubstanz", Ende Oktober kam nun – nach 2015 erstmals wieder nach Bayern – ein weiterer Preis hinzu. Im Kuppelsaal der Bayerischen Staatskanzlei überreichte Staatsministerin Melanie Huml den "Bundespreis für Handwerk in der Denkmalspflege" als Sonderpreis. Gemeinsam erhielten ihn die Eigentümer, die Zimmerei Gerald Kraus in Brebersdorf für herausragende Leistungen im Zimmererhandwerk und die Architekten Gruber, Hettiger & Haus, die –so die Laudatio – hierbei in besonderem Maße Anerkennung verdienen.