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Burgsinn
Paar aus Paris renoviert das Fronhofer Schlösschen
Fronhofer Schlösschen: Das Renaissance-Gebäude wurde für die Witwe eines Grafen erbaut. Brände und Wasser setzten dem leer stehenden Anwesen zu. Nun hat ein Pariser Ehepaar das Schloss erworben.
Wildwuchs: Das Schlösschen, bevor die neuen Besitzer die wuchernden Bäume und Büsche stutzen ließen.
Foto: Lorenz Hofmann | Wildwuchs: Das Schlösschen, bevor die neuen Besitzer die wuchernden Bäume und Büsche stutzen ließen.
Von unserem Mitarbeiter Lorenz Hofmann
 |  aktualisiert: 03.12.2019 08:43 Uhr

Seit Anfang der 1990er Jahre war das „Fronhofer Schlösschen“ in der Burgsinner Kreuzgasse in Besitz eines Frankfurter Anwaltes. Obwohl dieser Einiges sanieren ließ, ist das Anwesen seit diesem Zeitpunkt bis auf Ausnahmen unbewohnt. Das soll sich in Zukunft ändern, jedenfalls wenn alles nach den Vorstellungen von Bernard Esposito und Brigitta Böhme läuft. Das in Paris sesshafte Ehepaar erwarb das Schloss Anfang 2014.

Für Bernard Esposito, ein in Paris tätiger Antiquar, war es das Ende einer langen Suche, die Jahre zuvor begonnen hatte. Sein Traum sei schon immer gewesen, einmal in ein altes Schloss zu ziehen und es nach seinen Vorstellungen zu renovieren. Da ihn in Frankreich kein Objekt vollends überzeugt hatte, entschied er sich für das Schlösschen im Spessart, nachdem er im Internet darauf aufmerksam geworden war.

Wichtig bei der Auswahl sei ihm neben der Beschaffenheit des Schlosses auch die Lage gewesen. So sollte es durchaus in einer ländlichen Gegend angesiedelt sein, in der dennoch eine gute Infrastruktur vorliegen sollte. Diese beiden Aspekte seien in Frankreich nicht vereinbar gewesen, und so entschied sich das Ehepaar für das Heimatland der gebürtigen Schwäbin Brigitta Böhme.

„Als ich das Bild im Internet gesehen habe, war ich sofort von der Sandsteinmauer der Frontseite beeindruckt“ sagt Esposito und gerät ins Schwärmen. „Wie ein Dornröschenschloss“ habe es auf ihn gewirkt. Zudem ähnele die Gegend seiner Heimat sehr, und vor allem an den vielen Wäldern um Burgsinn habe er Gefallen gefunden.

Obwohl sich das Gebäude wegen eines Wasserschadens und einiger Brände zum Teil in einem katastrophalen Zustand befindet, hat Bernard Esposito eine klare Vorstellung davon, wie es einmal aussehen soll. Besonders wichtig ist Esposito die Gestaltung eines Ausstellungsraumes. In diesem sollen einmal seine Antiquitäten, die er über die Jahre gesammelt hat, zur Geltung kommen. „Diese befinden sich zurzeit noch in einigen Kellern verstreut,“ erklärt seine Frau.

Trotz aller Träume und Vorstellungen bleiben die beiden realistisch. Sie seien sich im klaren, welch ein harter Weg noch vor ihnen liege. So gibt es im gesamten Schloss kaum Elektrik, wegen des Ausfalls der Heizung sind Wasserleitungen geplatzt, ein neues Dach muss eingebaut werden, und auch die Statik des Hauses weist deutliche Mängel auf. Dem letzten Problem gilt primär die Aufmerksamkeit.

Die übrigen Mängel sollen in den kommenden Jahren bei den regelmäßigen Besuchen des Ehepaares im Sommer behoben werden. Da sie sich noch am Anfang der Planung befinden, können sie keinen genauen Einzugstermin nennen. Dennoch sei es ihr Wunsch, in etwa fünf Jahren einzuziehen.

Der Anfang ist gemacht. So ist der Garten überarbeitet worden. Auf die Straße wachsende Bäume wurden beispielsweise entfernt. Dies sei mit der Hilfe einiger Nachbarn geschehen, diese haben das Ehepaar herzlich empfangen. „Wir sind beeindruckt von der Freundlichkeit und Herzlichkeit, mit der wir hier aufgenommen wurden,“ betont Brigitta Böhme.

Das dritte Burgsinner Schloss

Das dritte Schloss der Herren von Thüngen in Burgsinn, das „Fronhofer Schlösschen“, stammt aus der Renaissancezeit. Werner II. von Thüngen hat es 1607 erbaut. Er ließ es als Witwensitz für seine Gattin Phillipina Agatha von Thüngen, geborene von Stein, errichten. In den Wirren des Dreißigjährigen Krieges verlor die Familie von Thüngen allerdings den Besitz an einen Herren von Fronhofen. Aus dieser Zeit stammt der noch heute gängige Name des Gebäudes „Fronhofer Schlösschen“.

Hans Karl von Thüngen gelang es 1699, das Schloss wieder in den Besitz der Familie von Thüngen zu bringen. Es blieb bis Anfang der 1990er Jahre deren Eigentum. Damals erwarb ein Frankfurter Anwalt das Anwesen und begann mit Renovierungsarbeiten, die allerdings nie abgeschlossen wurden. So blieb das Haus lange Zeit, bis auf kurze Ausnahmen, unbewohnt, was zu etlichen Schäden an Heizung, Elektrik und Wasserleitungen führte. Unter den neuen Besitzern, Bernard Esposito und Brigitta Böhme, soll sich das nun ändern. Nach Abschluss der Restaurationsarbeiten soll das Schloss wieder dauerhaft bewohnt werden.

Genug Raum bietet das Schlösschen dafür: Durch den Zugang über den Treppenturm gelangt man in das Erdgeschoss und die beiden Obergeschosse. Darüber hinaus gibt es im Garten Zugänge zu den vier Kellern. Bei zweien von ihnen handelt es sich um Gewölbekeller. Diverse Renovierungsarbeiten, die oft nicht zu Ende geführt wurden, prägen heute das Gebäude. So finden sich im Schloss Elemente aus den vergangenen vier Jahrhunderten. Die neuen Eigentümer aus Paris haben es sich nun zur Aufgabe gemacht, das Anwesen wieder originalgetreu zu restaurieren. (loh)

Wasserschaden: Brigitta Böhme zeigt Mängel in den Lehmwänden.
Foto: Lorenz Hofmann | Wasserschaden: Brigitta Böhme zeigt Mängel in den Lehmwänden.
Gewölbekeller: Hier könnte ein Weinkeller entstehen.
Foto: Lorenz Hofmann | Gewölbekeller: Hier könnte ein Weinkeller entstehen.
Schlossbesitzer: die neuen Besitzer Bernard Esposito und Brigitta Böhme im Eingang.
Foto: Lorenz Hofmann | Schlossbesitzer: die neuen Besitzer Bernard Esposito und Brigitta Böhme im Eingang.
 
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