Vor fünf Jahren hatten der Franzose Bernard Esposito und seine Ehefrau, die gebürtige Schwäbin Birgitta Böhme, das über 400 Jahre alte Fronhofer Schlösschen in der Burgsinner Kreuzgasse gekauft. Trotz erheblichem Sanierungsbedarf hatte es der 1607 errichtete Renaissancebau den beiden in Paris lebenden Geschichts- und Schlossenthusiasten schon bei der ersten Besichtigung angetan. Seit dem Frühjahr arbeiten Handwerker an der Restauration und Sicherung des geschichtsträchtigen Gemäuers. Alle vier bis sechs Wochen reisen die Schlossbesitzer aus der französischen Hauptstadt in den Sinngrund, um sich über den Fortgang der Arbeiten zu überzeugen. In loser Folge begleiten wir sie in ihrem künftigen Domizil und entdecken immer wieder Überraschungen.
Inzwischen haben Handwerker die alten Biberschwänze vom Dach entfernt. Eine Plane schützt vor eindringendem Regen. Die beiden Eigentümer führten zuerst in den Kellerraum, in welchem beim ersten Besuch im August die gesamte Decke fehlte. Aus statischen Gründen musste der imposante, noch originale, jedoch marode Eichenbalken entfernt werden. Er wurde durch einen mächtigen Stahlträger ersetzt. Mittlerweile sind auch schadhafte Deckenbalken ausgetauscht. Der hölzerne Fehlboden wurde in mühevoller Handarbeit eingepasst. Manche Deckenbalken wurden mit schweren Winden händisch gehoben, um die Auflage auf dem neuen Stahlelement zu gewährleisten, erzählt Birgitta Böhme.
Viel Licht durch ein Doppelfenster
Auch im ersten Obergeschoss gibt es Fortschritte. So wurde von den Fachfirmen direkt unter einem Wandgebälk ein 30 Zentimeter starkes Stahlträgerpaar eingezogen, um die Wand zu stützen. In einem anderen Raum empfahl der Architekt, eine Zwischenwand zu entfernen, um ein breites historisches Doppelfenster in seiner gesamten Fülle in den Raum zu integrieren, der einmal als Speisezimmer genutzt werden soll.
Die aufwändigsten Sanierungsarbeiten mit den größten handwerklichen Herausforderungen standen im Dachgeschoss an. Nachdem alle Ziegel entfernt wurden, sind die Dachsparren sichtbar, die zum Teil über 400 Jahre auf dem Buckel haben. Große Planen schützen sie derzeit vor Regen. Jeder einzelne Sparren im Bereich der Traufe musste in zeitintensiver Handarbeit in unterschiedlichen Stärken ausgeglichen werden, um später eine gerade Dachfläche zu erhalten.
Jeder Dachsparren wird an der Bodenpfette mittels einer Metallkonstruktion befestigt, um bei Sturm die Stabilität des Daches zu gewährleisten. Manche Sparren wurden durch ein weiteres Kantholz verstärkt, um Platz für die Isolierung zu schaffen. In einem Bereich wurden bei der Dachöffnung die angekohlten Sparren sichtbar, die ein Brand im Jahr 1910 verursachte.
Ein Stein im Giebel fehlt
Bernard Esposito und Birgitta Böhme zeigten einen jetzt erst sichtbar gewordenen Schaden an der Gesimsmauerlatte, auf der alle Dachsparren aufliegen. Auf einer Länge von rund sieben Metern ist dieser mächtige Eichenbalken total verrottet. Er muss aufwändig ausgetauscht werden. Vermutlich ist über Jahrhunderte Regenwasser eingedrungen, da das Gebäude an der Westseite noch nie eine Dachrinne besaß, mutmaßte der Zimmerer.
An der Giebelseite trat jetzt bei der Dachöffnung zutage, dass ein Stein des prägenden Schweifgiebels fehlt, der das Schlösschen überhaupt als Renaissancebau adelt. Den fehlenden Sandstein haben Vorbesitzer einfach mit profanen Backsteinen ersetzt. Ersatz aus Sandstein muss erst durch einen Steinmetz gefertigt werden, sodass sich die Dachschließung weiter verzögert.
Schatz unter dem Fußboden des Dachbodens
Unter der Lehmfüllung des Fußbodens im Dachgeschoss entdeckten die Schlossbesitzer einen kleinen Schatz: Nein, keine Truhe mit alten Goldmünzen, sondern einige Flaschen, die recht alt aussehen. Bernhard Esposito entdeckte zum Beispiel einige kleine Glasfläschchen, die er als Kenner sofort als Behältnis für das Petroleum der Lampen identifizierte. Die Funde sollen später einen Ehrenplatz im Haus erhalten.
Nach Fertigstellung der Zimmererarbeiten wird das gesamte Dach mit Spanplatten verschalt und dann wieder mit Biberschwänzen eingedeckt. Ob dies jedoch noch in diesem Jahr erfolgen kann ist ungewiss. Zuerst muss der Steinmetz den fehlenden Stein für den Schweifgiebel fertigstellen.