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Gräfendorf
"Führt mich in den Ruin": Jason McKinney muss sich durch die Saale-Sperrung für Kanus neu aufstellen
Der Betreiber der Freizeitanlage in Gräfendorf bekommt die Auswirkungen der Sperrung der Fränkischen Saale direkt zu spüren. Er ärgert sich über die Behörden, hat sich aber einiges Neues einfallen lassen.
Jason McKinney auf seiner Außenanlage, in der mit Pfeil und Bogen auf Drachenfiguren schießen.
Foto: Wolfgang Schelbert | Jason McKinney auf seiner Außenanlage, in der mit Pfeil und Bogen auf Drachenfiguren schießen.
Wolfgang Schelbert
 |  aktualisiert: 02.07.2024 02:43 Uhr

Jason McKinney durchlebt mit seinem Freizeitcamp in Gräfendorf seit der Sperrung der Fränkischen für Wasserfahrzeuge im Landkreis Bad Kissingen harte Zeiten. Ausgedehnte Kanufahrten sind nicht mehr möglich. Die Gäste bleiben aus und der Umsatz ist stark eingebrochen, berichtet er. Mit neuen Freizeitangeboten versucht er, sich über Wasser zu halten und neue Gäste zu gewinnen.

McKinney ist enttäuscht über das Verhalten des Wasserwirtschaftsamtes und des Landratsamtes Bad Kissingen. "Die Vernachlässigung des Uferbewuchses an der Fränkischen Saale musste doch zu einer Einschränkung der Nutzung der Flussanlage führen. Das war doch absehbar", sagt der Betreiber der Freizeitanlage. Dort kann man unter anderem Kanus leihen, Bootswanderungen machen, aber auch zelten oder in Hütten übernachten. Aktuell darf die Saale von Morlesau bis Gemünden befahren werden. Eine Entscheidung über die weitere Strecke soll laut Landratsamt frühestens im September fallen.

"Da ist die Saison herum und das Jahr gelaufen", so der ausgebildete Erlebnispädagoge. Seit 26 Jahren ist er im Kanugeschäft tätig, hat sich vor 18 Jahren selbständig gemacht und betreibt seit sechs Jahren die Anlage in Gräfendorf. "Die Auflagen von Corona waren schon existenzschädigend. Doch die Saalesperrung vertreibt mir die Kunden und führt mich in den Ruin", sagt McKinney.

Auf lebensgroße Ziele auf über vier Kilometer Länge schießen

Mit neuen Angeboten im Bereich des Outdoor-Sports versucht er deshalb, auf sein Unternehmen aufmerksam zu machen. Dazu bietet er zum Beispiel Floßbauen auf dem Main an, Kanutouren auf Saale und Main, Stand-Up-Paddling, Geo-Caching mit GPS-Empfängern, intuitives Bogenschießen, aber auch verschiedene Ballspiele und "Archery Attack" – ein Spiel mit speziellen Pfeilen und Bögen, das im Prinzip wie Völkerball gespielt wird.

McKinney hat außerdem in einen 3D-Bogenparcours investiert, der mit 30 lebensgroßen Zielen aus Hartschaumstoff auf 4,5 Kilometer Länge in einem Waldstück oberhalb seines Freizeitcamps aufgebaut ist.

Jason McKinney vor der Schießanlage in der Halle mit Pfeil und Bogen.
Foto: Wolfgang Schelbert | Jason McKinney vor der Schießanlage in der Halle mit Pfeil und Bogen.

In seiner 4D-Bogenanlage in der großen Halle können Gäste auch bei schlechtem Wetter oder am Abend dem Bogenschießen nachgehen oder Wettbewerbe austragen. Auf einer 4 x 2,7 Meter großen Schaumwand werden dort über einen Beamer mehr als 100 Szenarien für feststehende Ziele wie eine Zielscheibe, ein Dartboard, Tiere oder auch bewegliche Ziele in Form von Wildtieren in der Natur, Tontauben oder Vögel am Himmel oder laufende bzw. schwebende Ziele angezeigt.

Mit Pfeil und Bogen können die Schützen dabei aus einer Distanz von acht Metern auf die Ziele schießen und die Treffer über den Computer auswerten lassen, erklärt McKinney. Die 25 Zentimeter dicke Schaumwand hält über 100.000 Schuss aus, ehe einzelne Schaumplatten ausgetauscht werden müssen.

Verbindung mit der Natur ist dem Erlebnispädagogen wichtig

Außerdem bietet er Teambuilding-Events für Firmen und erlebnispädagogische Veranstaltungen für Jugendgruppen, Vereine oder Klassenausflüge an. Dazu hat er Finnhütten, Tipis und einen Zeltplatz herrichten lassen und die große Halle umgebaut. Sogar Hochzeiten können dort gefeiert werden.

Dem Erlebnispädagogen ist besonders die Verbindung mit der Natur wichtig. Er versucht die Menschen weg von der Technik und hinein in die Natur zu führen. "Nur wer die Natur genießt, kann sie auch schützen", findet er. "Dieses Interesse versuche ich mit sportlichen Aktivitäten in der freien Natur zu wecken", umschreibt der leidenschaftliche Sportlehrer seine Ambitionen. Was die Sperrung der Saale betrifft, versucht er es mit Gelassenheit: "Was ich nicht ändern kann, darüber rege ich mich auch nicht auf."

 
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  • Anton Müller
    Wir sind letzten Sonntag die Strecke von Morlesau bis Gemünden gefahren. Wir haben die Einstiegsstelle beim Biergarten genutzt. Der Biergartenbesitzer hat uns ungläubig angesehen, als ich ihm erzählt habe, dass die Strecke von Morlesau bis Gemünden befahren werden darf. Auf unserer Tour haben wir zwei(!) andere Kajaks gesehen und ansonsten noch ein paar Angler. Sollte die Strecke im LK Bad Kissingen nächstes Jahr nicht wieder zur Verfügung stehen werde ich es auf eine Strafe ankommen lassen. Mir geht einfach nicht ins Hirn wieso ich als Angler stundenlang zwischen den ach so gefährlichen Bäumen sitzen kann, aber als Paddler nicht für wenige Sekunden an den Bäumen vorbei fahren darf.
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  • Peter Koch
    Fehlt nur noch, dass Sie ein Betretungsverbot für alle Wege fordern weil überall irgendwelches Getier rumkrabbelt.
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  • Christa Steinmüller
    Das ist schon richtig, dass auf solchen Bächen/Flüsschen das Bootsfahren verboten wird.
    Durch die Ruder wird der Flussgrund laufend umgegraben, was für die dort lebenden Tiere nicht besonders förderlich ist.
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  • Garry Gridley
    das betrifft aber meist motorisierte Boote, glaube kaum das ein Paddler den Flussgrund umgraben.
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  • Wolfgang Sobtzick
    Die Fränkische Saale hat i.d.R. eine ausreichende Tiefe für's Paddeln. Abgesehen davon wurde der Fluss noch weit bis in das 20. Jh. hinein von Schelchen befahren, die wurden sogar gestackt. Letztendlich war der Fluss auch im Mittelalter (bis mind. nach Salz) bis in die Neuzeit ein Schiffsweg , belegt seit dem 8. Jhd.
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  • Günther Schreiber
    Wenn man keine Ahnung hat sollte man sich nicht äussern. Was für ein Käse. Sind Sie schon mal gepaddelt …..?
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  • Christa Steinmüller
    ja bin ich, und habe beim Spazierengehen an flacheren Stellen auch schon häufig Paddler gesehen, die sich schön am Grund abstoßen, und ihn dabei umgraben. ;-)
    Sorry, war so!
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  • Garry Gridley
    Jetzt werden auch die die ein und ausstiegsstellen noch verwildert gelassen, das dort nicht mal mehr dort ein normaler Zugang möglich ist. Die Zecken Freuen sich.
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  • Christa Steinmüller
    Sie steigen da ein, wo laufend Kanus anlegen?
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  • Garry Gridley
    Es gibt Menschen die gerne mal zum Flussufer gehen und sich mal umschauen und genießen.
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