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Karlstadt
Felsen vom Gewicht eines Kleintransporters entfernt: Sperrung sorgt für Unmut in Laudenbach und Diskussion im Stadtrat
Die Laudenbacher griffen das Thema beim Faschingszug auf, nun diskutierte der Stadtrat über die gesperrte Straße. Warum die Arbeiten mehrere Monate dauern und eine Sperrung nötig ist.
Die Straße ST2300 ist zwischen Februar und Mai 2024 wegen Felssicherungsarbeiten gesperrt.
Foto: Tabea Goppelt | Die Straße ST2300 ist zwischen Februar und Mai 2024 wegen Felssicherungsarbeiten gesperrt.
Tabea Goppelt
 |  aktualisiert: 08.03.2024 02:50 Uhr

Schon beim Faschingszug kritisierten verkleidete "Bauarbeiter" das Staatliche Bauamt, das die Felsarbeiten bei Laudenbach veranlasst hatte. Nun landete ein Antrag der Grünen-Fraktion im Stadtrat, eine Ausweichstrecke auf dem Radweg neben der gesperrten Staatsstraße 2300 einzurichten – und fand nach intensiver Diskussion sogar Gegenstimmen in den eigenen Reihen.

Stadtrat Horst Wittstadt fasste die Forderung der Fraktion zusammen: Die Vollsperrung in Laudenbach dauere sehr lang, sie hätten einen kürzeren Zeitraum angenommen. Der Vorschlag wäre eine Ampellösung auf dem Radweg. Dazu müsse die Stadt die Bankette aufschottern. Die Verwaltung der Stadt Karlstadt hatte sich gegen eine Umleitung über den Radweg entschieden. "Die Laudenbacher sagen alle: Das ist für uns nicht nachvollziehbar", so Wittstadt.

"Alle Laudenbacher kann ich nicht bestätigen, das Thema ist da wirklich zweigeteilt", entgegnete Bürgermeister Michael Hombach (CSU). Er hatte eine Präsentation mit mehreren Bildern des Radwegs vorbereitet. Darauf zu sehen sind bereits Ausfahrungen auf den Banketten, weil der Weg wohl widerrechtlich von Fahrzeugen genutzt wurde. Hombach sagte, er verstehe die Laudenbacher gut, wenn teils mehrere Umweg-Fahrten am Tag zu machen seien.

Verwaltung sieht den Radweg als ungeeignet für Autoverkehr

Doch er listete einige Argumente auf, warum die Verwaltung den Radweg als ungeeignet für den Umleitungsverkehr bewertet hatte. Darunter etwa die Verkehrssicherungspflicht und die Radverkehrsfreundlichkeit; außerdem sei ein Aufschottern der Bankette mit dem Wasserwirtschaftsamt abzustimmen, da der Weg im Überschwemmungsbereich liege. "Die Empfehlung der Verwaltung ist, diesen Antrag abzulehnen", sagte Hombach.

Bei den Arbeiten zur Felssicherung rutschte kürzlich ein Baum auf die Fahrbahn.
Foto: Armin Renk-Kolozsvari, Staatliches Bauamt Würzburg | Bei den Arbeiten zur Felssicherung rutschte kürzlich ein Baum auf die Fahrbahn.

Stadtrat Wolfgang Tröster (Bündnis 90/ Die Grünen) versuchte in mehreren Anläufen, den Antrag zu verteidigen. Autofahrer seien nur durch Begegnungsverkehr auf die Bankette gefahren, der mit einer Ampel wegfallen würde, und müssten hinter Radfahrern herfahren, sodass er die Konfliktträchtigkeit als nicht gegeben ansieht. Er führte Mehrkosten beim Treibstoff an und einen Mehrausstoß von CO2. Zuletzt schlug er vor, die Strecke von halb 8 bis 9 Uhr aufzumachen. 

Stadtrat Eugen Köhler (CSU) drängte mit einem Antrag zur Geschäftsordnung auf eine Abstimmung, alle Argumente seien ausgetauscht. Daraufhin hat jede Fraktion die Möglichkeit für eine einmalige Gegenrede. "Warum soll man die Autos so gequält auf so ein Mini-Sträßle schicken?", fragte er. Hombach wurde bei den Ausführungen Trösters merklich ungeduldig. Mehrmals unterbrach er den Stadtrat mit den Worten "Das ist keine Gegenrede" und wurde letztlich lauter.

Antrag fand wenig Zustimmung

Der Bürgermeister zählte die Mail-Kontakte mit Tröster auf und den Besuch einer Bürgersprechstunde, in der er den Antrag habe zurücknehmen wollen. Schließlich appellierte er an die Stadträte: "Sie haben nicht nur die Verantwortung den Wählern gegenüber, sondern auch den Mitarbeitern im Rathaus gegenüber." Die Verwaltung hätte sich intensiv mit dem Thema beschäftigt. Das Staatliche Bauamt werde keine Anfrage der Stadt Karlstadt zur Sperrung bei Laudenbach mehr beantworten.

Schließlich schlug Anja Baier (Bündnis 90/ Die Grünen) vor, den Antrag zurückzuziehen; Horst Wittstadt bestand allerdings weiterhin darauf. Letztlich stimmten nur Tröster, Wittstadt und Janik Havla aus der Grünen-Fraktion für die Forderung aus dem Antrag, den Radweg für den Verkehr freizugeben.

Das Staatliche Bauamt ist der Baulastträger für die Maßnahme entlang der Staatsstraße 2300. Warum die Vollsperrung der Straße erforderlich ist und warum die Arbeiten mehrere Monate andauern, erklären im Pressegespräch Daniela Baumgärtner-Kerlin von der Stabstelle Öffentlichkeitsarbeit sowie Alexander Müller und Armin Renk-Kolozsvari von der Abteilung Konstruktiver Ingenieur- und Brückenbau.

Felsarbeiten des Staatlichen Bauamts nahe des Karlstadter Stadtteils Laudenbach: Dieser zwei bis drei Tonnen schwere Felsblock musste auf die Straße geworfen werden.
Foto: Armin Renk-Kolozsvari, Staatliches Bauamt Würzburg | Felsarbeiten des Staatlichen Bauamts nahe des Karlstadter Stadtteils Laudenbach: Dieser zwei bis drei Tonnen schwere Felsblock musste auf die Straße geworfen werden.

Renk-Kolozsvari ist für die Sicherheitsbauwerke entlang der Staats- und Bundesstraßen im Landkreis zuständig, kontrolliert diese mithilfe der vier Straßenmeistereien regelmäßig und erfasst neue Gefährdungsbereiche – so wie in Laudenbach. Die Gefahren entdeckte das Bauamt dort im Januar 2023 durch mehrere kleinere Steinschläge und Dellen in den Leitplanken, die auf Felsbrocken zurückzuführen waren. Hinter Bäumen und Gestrüpp verbirgt sich eine bis zu zwölf Meter hohe und ziemlich senkrechte Felswand, ähnlich wie an der B 27 kurz vor Karlstadt, erklärt Renk-Kolozsvari.

Mit einer computergestützten Steinschlagsimulation konnte ein Planungsbüro errechnen, dass herabfallende Felsbrocken unten an der Straße mit einer Sprunghöhe von bis zu acht Metern Höhe ankommen können. Deshalb entschied das Bauamt, auf der Mitte des Hanges Zäune zu errichten – dort liegt die Sprunghöhe bei etwa vier Metern. Drei Zäune mit einer Länge von jeweils 70 Metern sollen eventuell herabfallende Steine aufhalten.

Felsbrocken mit dem Gewicht eines Kleintransporters entfernt

Im Dezember wurde bereits ein Fels mit einem Gewicht von zwei bis drei Tonnen, also etwa dem Gewicht eines Kleintransporters, vom Hang entfernt. Der drei Meter hohe und etwa zwei Meter breite Brocken stand nur noch auf einem kleinen Fuß, wurde von der Wand weggedrückt und fiel auf die Straße, abgefedert durch Strohballen und Sicherheitszäune. Das musste noch vor der Frostperiode passieren, weil sonst das Risiko für den Verkehr zu groß gewesen wäre, erklärt Müller. Auch dazu war die Straße für mehrere Tage voll gesperrt.

Mit dieser "Felsberäumung" starteten die Arbeiten für die Sicherung der Straße unterhalb der Felswand, wenn auch verzögert: Von Herbst 2023 verschob sich das Vorhaben auf Frühjahr 2024, weil es sonst zwei Sperrungen gleichzeitig in diesem Bereich gegeben hätte. Bis Ende Februar mussten nun in einem Korridor um die Zaunelemente die Bäume und Sträucher entfernt werden und eine Schneise für einen Spezialbagger bis zur Straße hinunter freigeschnitten werden. 

Diese Baumfällarbeiten waren einer der Gründe, die eine Vollsperrung nötig machten: Kürzlich schoss ein Baum den Hang herunter und landete quer über der Straße. Während die Schulbusse als einziger Ausnahmeverkehr die Sperrung passieren, muss die Baufirma den gesamten Bereich absichern und die Arbeiten einstellen. Als nächster Punkt muss nun im Bereich der Schneise auf der Straße eine Art Rampe für den Bagger aufgeschüttet werden. 

Diese Strohballen sollten den herabfallenden, tonnenschweren Felsbrocken abfedern.
Foto: Armin Renk-Kolozsvari, Staatliches Bauamt Würzburg | Diese Strohballen sollten den herabfallenden, tonnenschweren Felsbrocken abfedern.

Die Sperrung sei mit der Verkehrsbehörde, der Polizei, den Rettungskräften und den Schulbusbetrieben abgesprochen worden. Im Notfall könne der Rettungsdienst den Radweg benutzen, erklärt Müller. Alle anderen Verkehrsteilnehmenden sind von dieser Möglichkeit ausgeschlossen. Der Weg sei zu schmal und für ein solches Gewicht nicht ausgelegt. Im Dunkeln würde die ungewohnte Nutzung auch eine Gefahr für Radfahrerinnen und Fußgänger darstellen.

Als Nächstes müssen die Pfeiler der Schutzzäune mit Nägeln und Betonfundamenten in der Wand festgemacht werden. Dazu muss zwischen drei und sechs Meter tief in den Fels gebohrt werden und der Beton muss bis Ende März aushärten, bevor es an die Montage geht. Dabei wird sogar ein Helikopter im Einsatz sein. Der Bereich um die Zäune herum wird anschließend mit einer speziellen Saatmischung wieder bepflanzt. So wird von der Straße aus von den Sicherheitsmaßnahmen wenig zu sehen sein im Nachgang, so Müller. Das Staatliche Bauamt geht aktuell davon aus, die Arbeiten bis zum 1. Mai fertigstellen zu können.

 
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