In der ganzen Karlstadter Altstadt ist das Knattern der Pressluftbohrer zu hören. Wer hinaufschaut zur Karlsburg, sieht sie dort hängen: Männer arbeiten in der Felswand unterhalb der Ruine. Ziel ist eine Felssicherung mit Spritzbeton. Ehe der Beton zum Einsatz kommt, werden Felsnägel tief im Gestein verankert. Und dafür muss gebohrt werden.
Die neunköpfige Truppe der Firma Feldhaus Bergbau aus Schmallenberg im Sauerland hat am Montag die Baustelle eingerichtet. Gleichzeitig hat eine Biologin sichergestellt, dass sich keine Fledermäuse in den Felsspalten aufhalten. Wichtig für die Sicherheit der Arbeiter war vor allem, ein horizontal verlaufendes Sicherungsstahlseil auf der Karlsburg zu installieren, an dem sie ihre Kletterseile mit Karabinern einklinken können. Auf die Eisenstangen zwischen den Zinnen wollte sich keiner verlassen. Dieses Sicherungsseil ist mit zwei Meter langen Stahlstangen im Boden verankert.
Sicherungsautomat packt notfalls zu
Jeder Arbeiter hat zusätzlich zu seinem eigentlichen Kletterseil noch ein zweites mit einem Sicherungsautomaten, der selbsttätig zupackt, sollte am eigentlichen Kletterseil etwas schiefgehen. So lassen sie sich in der Wand ab, um mit Pressluftbohrern mehr als drei Meter tief Löcher in den Fels zu treiben. Einen Durchmesser von 8,5 Zentimetern werden diese nach dem letzten Bohrdurchgang haben. "Das Gestein ist knüppelhart", sagt Polier Ionut Ciuhan. Er rechnet mit zehn Tagen für die 50 Löcher. Sie werden genau nach einem Plan gebohrt, den ein Gutachter erstellt hat.
In diese Löcher werden die Felsnägel einbetoniert. Unter dem Begriff "Nagel " sind hier drei Meter lange Stahlstangen mit einem Durchmesser von 2,8 Zentimetern zu verstehen. Sind sie in die Löcher eingeführt, werden sie mit Zementmörtel verpresst. An den Stangen werden Baustahlmatten befestigt als Armierung für den dann folgenden Spritzbeton. Der wird 25 bis 75 Zentimeter stark aufgetragen – je nach Ausbildung der Felsen. Damit ändert sich auch das Aussehen der bisherigen Felswand. Bekannt ist dies beispielsweise schon von den Felsen zwischen Karlstadt und Himmelstadt. Die Maßnahmen sind mit dem Denkmalschutz abgestimmt.
Beton aus der Düse
"Wasser wird erst im letzten Moment in der Spritzbetondüse hinzugefügt", erklärt der Polier. Vorher durchströmt das Betongemisch den Schlauch trocken. Ungefähr zwei Wochen werden die Betonarbeiten in Anspruch nehmen. Zur Dauerhaftigkeit des Spritzbetons trägt eine Drainage bei. Das sind zehn Zentimeter dicke Kunststoffrohre, die verlegt werden, ehe betoniert wird. Sie transportieren Wasser ab, das aus dem Fels austritt.
An einer Stelle ist auch ein ganzer Felsturm mit der Felswand zu verbinden. Andernfalls könnte das Gebilde eines Tages komplett zu Tal stürzen.
Im Frühjahr wurden Bäume gefällt und mit einem Hubschrauber abtransportiert. In fünf oder sechs Wochen soll abermals ein Hubschrauber kommen und den Schutzzaun einfliegen. Der bestehende Zaun, der 2008 für rund 80 000 Euro errichtet wurde, wird um 30 Meter verlängert. An dem Hang unterhalb der Karlsburg wurde früher Wein angebaut. Wegen der Verbuschung werden die alten Weinbergsmauern mehr und mehr instabil.
Ein etwa 30 mal 20 mal 20 Zentimeter großer Felsbrocken war im vergangenen Jahr bis auf eine Terrasse eines der Häuser unterhalb der Ruine Karlsburg gekullert. Das Landratsamt – übrigens Eigentümerin der Karlsburg und darunter liegender Hanggrundstücke – hat daraufhin das Betreten des betroffenen Bereichs untersagt. Die Felssicherung, die seit vergangenem Jahr läuft, wird voraussichtlich 220 000 Euro kosten.