
Erstmals seit Beginn der Affäre Anfang November wohnte Felbinger am Montagabend wieder einer Stadtratssitzung im Gemündener Rathaus bei. Persönliche Erklärungen gab er dort trotz Aufforderung nicht ab.
Nachdem aufgekommen war, dass der 53-jährige Landtagsabgeordnete mithilfe von Werkverträgen – teils mit sich selbst abgeschlossen – getrickst haben soll, war er zunächst aus dem öffentlichen Leben verschwunden. Seit ein paar Tagen nimmt er wieder Termine wahr. Zunächst in Bad Neustadt als Laudator bei der Ehrung eines Sportkameraden, dann in seiner engeren Heimat, beim Vorlesetag in der Grundschule Wiesenfeld. Am Freitag wohnte er der Ehrung eines Verwandten durch den Landkreis Main-Spessart in Karbach bei, wurde als Abgeordneter begrüßt, hielt sich jedoch nicht bei den Ehrengästen, sondern bei seiner Familie auf.
Auch an Sitzungen des Landtags nimmt Günther Felbinger wieder teil. Er habe sich im Bildungsausschuss zweimal zu Wort gemeldet; von den Landtagskollegen werde er nicht geschnitten – „wir gehen professionell miteinander um“, berichtet der FW-Abgeordnete Hans Jürgen Fahn. Die Frage, ob Felbinger seine Mandate zurückgeben sollte, stellen die Freien Wähler auf Orts-, Kreis- und Bezirksebene zurück, bis die juristische Aufarbeitung erfolgt ist. Es können noch Monate bis zu einer Anklageerhebung vergehen, so es dazu kommt.
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In der Gemündener Stadtratssitzung am Montag war dem 53-Jährigen die Belastung der vergangenen Wochen anzusehen. Ganz gegen seine Gewohnheit verhielt sich der Vorsitzende der FW-Stadtratsfraktion still, sein Laptop blieb zugeklappt. Nur einmal meldete er sich zu Wort, mit einer Anfrage zu einem Problem in seinem Heimatdorf Langenprozelten. Den Tagesordnungspunkt „Anfragen“ nutzte das Ratsmitglied Matthias Risser (CSU-Fraktion) ihn anzugehen: Risser wollte von Bürgermeister Jürgen Lippert wissen, ob Felbinger ihm erklärt habe, „wie der aktuelle Stand ist“. Lippert antwortete: „Nein. Muss er auch nicht.“
Als der Bürgermeister darauf verwies, das obligatorische gemeinsame Jahresschlussessen der Stadträte werde von ihrem Sitzungsgeld bestritten, wurde unter Beobachtern gefrozzelt: Man könne dafür auch einen Werkvertrag abschließen . . . Spießrutenlaufen wird Felbinger bis auf Weiteres nicht erspart bleiben.
Abwarten bis über die Sache Gras gewachsen ist, dann sind wir wieder groß da.
Der Bürger vergißt doch so schnell - leider.