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ZELLINGEN
Weiter Keime im Wasser westlich von Würzburg
Trinkwasser       -  Symbolfoto: Trinkwasser aus der Leitung.
Foto: Oliver Berg, dpa | Symbolfoto: Trinkwasser aus der Leitung.
Angelika Kleinhenz
 |  aktualisiert: 27.04.2023 07:21 Uhr

Verunreinigtes Trinkwasser: Noch gibt es keine Entwarnung für die  Bewohner der Gemeinden westlich von Würzbur g und im Landkreis Main-Spessart, die ans Netz des Zweckverbands Fernwasserversorgung Mittelmain (FWM) angeschlossen sind. Sie müssen ihr Leitungswasser weiterhin abkochen.

Der Grund: Im Wasser des Hochbehälters Zellingen (Lkr. Main-Spessart) wurde der Grenzwert für Enterokokken (Fäkalkeime) geringfügig überschritten. Enterokokken sind Bakterien, die Übelkeit und Durchfall auslösen können. Die Warnung des Gesundheitsamtes wird frühestens am Montag aufgehoben, sagt Hermann Löhner, Werkleiter der Fernwasserversorgung Franken.

Diese Gemeinden sind betroffen

Betroffen ist der Versorgungsbereich West des Zweckverbands Trinkwasserversorgung Mittelmain. Dazu gehören die Gemeinden:

  • Eisingen
  • Erlabrunn
  • Helmstadt (mit Holzkirchhausen)
  • Hettstadt
  • Höchberg
  • Kist
  • Leinach
  • Neubrunn (mit Böttigheim)
  • Thüngersheim
  • Uettingen
  • Waldbüttelbrunn (mit Roßbrunn und Mädelhofen)
  • Zell am Main im Landkreis Würzburg
  • Zellingen (mit Retzbach) im Landkreis Main-Spessart

Wer dort das Wasser aus der Leitung trinkt, Obst, Gemüse, Salat oder andere Lebensmittel damit wäscht, Geschirr von Hand reinigt, sich mit Leitungswasser die Zähne putzt oder Eiswürfel herstellt, sollte das Wasser vorher einmal kurz und kräftig sprudelnd aufkochen, um Krankheitserreger abzutöten.

Für Säuglingsnahrung sollte vorübergehend auf Mineralwasser zurückgegriffen werden. Auch für medizinische Zwecke wie zur Wundreinigung oder Nasenspülung sowie als Trinkwasser für empfindliche Haustiere sollten Bewohner der betroffenen Gemeinden das Leitungswasser vorsorglich abkochen. Unbedenklich ist es dagegen, das Wasser für Geschirrspüler, Waschmaschine oder zum Duschen zu verwenden.

Leitungswasser wird vorsorglich gechlort

Das Wasser wird derzeit mit Chlor desinfiziert, informiert Hermann Löhner. Daher kann es sein, dass mancherorts das Leitungswasser nach Chlor rieche. Die Menge an Chlor sei jedoch gesundheitlich unbedenklich und mit den Gesundheitsämtern des Landkreises Würzburg und Main-Spessart abgestimmt.

Die deutsche Trinkwasserverordnung regelt, bis zu welcher Konzentration Eisen, Natrium, Sulfat oder auch Chlor im Trinkwasser vorkommen darf. Damit wollen die Experten das Wasser von Enterokokken reinigen. Wie die Fäkalkeime überhaupt in den Hochbehälter in Zellingen gelangt sind, wo sie bei einer Routinekontrolle am Freitag entdeckt wurden, ist noch unklar. Ob die Verunreinigung etwas mit Baumaßnahmen in der Nähe des Behälters zu tun hat, wird derzeit noch untersucht.

Laut Trinkwasserverordnung dürfen keine Enterokokken in Trinkwasser vorkommen. Der Befund der Probe lag jedoch bei drei Enterokokken je 100 ml Trinkwasser. Alle anderen mikrobiologischen Parameter lagen unter den Grenzwerten beziehungsweise bei Null.

Update: Chlor hat sich im Wassernetz aller betroffenen Gemeinden verteilt

Das von der FWM zugesetzte Chlor hat sich bereits in alle Ortsnetze verteilt, sagte Löhner am Sonntagnachmittag. Dafür wurde der Verbrauch am Wochenende künstlich gesteigert, das Wassernetz sozusagen durchgespült. Trotzdem gilt weiter das Gebot des Gesundheitsamtes, das Leitungswasser vorsorglich abzukochen, bis sich die Experten sicher sind, dass die Wasserqualität wieder stimmt.

Ergebnisse frühestens am Montag

Dafür waren Mitarbeiter der FWM am Wochenende an mehr als 20 Standorten unterwegs, um Wasserproben einzusammeln. Den Chlorgehalt im Wasser können die Experten vor Ort digital messen, nicht aber die Mikrobiologie. Die Proben müssen also erst ins Labor. Wird nach 48 Stunden ein Bakterienwachstum festgestellt, muss das Leitungswasser weiterhin abgekocht werden. Bleibt die Wasserprobe klar, kann das Gesundheitsamt die Warnung wieder aufheben. Ergebnisse werden frühestens am Montag erwartet.

Update: nicht betroffen sind die:

  • Gemeinde Güntersleben
  • Gemeinde Retzstadt
  • Markt Randersacker
  • Markt Rimpar mit Ortsteil Maidbronn
  • Gemeinde Veitshöchheim
  • Trinkwasserversorgung Würzburg GmbH
  • Wasseregewinnung Würzburg-Estenfeld GmbH

da diese Gebiete sowie Unternehmen mit Wasser der Fernwasserversorgung Franken (FWF) versorgt werden.  Sie gehören zum Versorgungsbereich Ost des Zweckverbands Fernwasserversorgung Mittelmain (FWM). Bei diesem Wasser handelt es sich um ein Mischwasser aus verschiedenen Grundwassergewinnungsanlagen. Im Hochbehälter Eckberg wird das Wasser physikalisch getrennt, daher ist beispielsweise Retzstadt nicht betroffen. -> siehe Karte.

 

Wasserversorgung in Unterfranken

Die Wasserversorgung ist in Unterfranken wie in ganz Deutschland eine kommunale Aufgabe. Das Wasser kommt aus über 560 Brunnen und 200 Quellen von rund 300 Unternehmen und Verbänden. Die kleinteilige, dezentrale Versorgungsstruktur ist historisch bedingt, weil viele Gemeinden beim Thema Wasser selbstständig bleiben wollten. Einige Gemeinden und Städte übernehmen die Aufgabe selbst – wie Würzburg, das die Wasserversorgung an die städtische Trinkwasserversorgung Würzburg GmbH übertragen hat. Diese fördert Wasser aus eigenen Quellen und bezieht zusätzlich rund 1,5 Millionen Kubikmeter vom Zweckverband Fernwasserversorgung Mittelmain (FWM). (akl)
 
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Kommentare
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  • to-mu@gmx.net
    Vielleicht wäre es auch möglich die Messwerte anzugeben. Was bedeutet eine "geringfügige Überschreitung" denn konkret in Zahlen?
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  • Plecherbub
    Zulässiger Höchstwert für Enterokokken ist 0,00, also ist jeder Befund eine Überschreitung. Was eine geringe Überschreitung ist bleibt scheinbar der Fantasie überlassen.
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  • reutjo
    " Alle Jahre wieder .... im Herbst "

    Nach der Getreideernte bringen ringsum WÜ die Landwirte "ihre Fäkalien" als Dünger auf die Stoppelfelder. Ein paar Wochen später werden dann wie alle Jahre Keime im Wasser gefunden. Diesmal ist es im westlichen Landkreis. Die letzten Jahre wurde der südliche Landkreis damit konfrontiert. Mit mehr Aufklärung wäre " die Vergiftung " vielleicht zu verhindern. Die Güllefässer werden ja immer grösser. Das sind rollende
    " Trinkwasserbomben...... allein der Geruch der übers Land wabert ist schon ekelhaft.
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  • georg-ries@web.de
    Nichts als ein laienhaftes Statement! Die Informationspolitik FWM war schon immer verbesserungsfähig. Aber das Geschwurbel über die Gülle ist hahnebüchen. Schon mal gehört, wo das Waser herkommt? Und wie lange Gülle braucht um zu versickern? Regen Fehlanzeige in den letzten Monaten....
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  • man sollte halt die ganzen Ortschaften durchlesen. helmstadt - Neubrunn - Holzkirchen auch diese haben Probleme mit den keimen im wasser.
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  • Kleindienst
    Schade das die bisherigen Kommentrae von der Main-Post nicht weitergeführt werden.

    Zum Versorgungsgebiet des Zweckverbands Trinkwasserversorgung Mittelmain - hier FWM möchte ich doch mal auf die Karte zum Versorgungsgebiet hinweisen:

    https://www.fwm-wue.de/Versorgungsgebiet.html

    Hier erschließt sich für mich als Nicht-Fachmann nicht, wieso Retzbach und Thüngersheim betroffen ist und der ganze andere Strang und, wieso ausgerechnet alle anderen Hochbehälter vorsorglich auf der Seite Zellingen einbezogen wurden und auf der anderen Seite nur Retzbach un Thüngersheim. Bei Nachfragen bei verschiedenen Stellen auch dem Zweckverband, konnte mir das auch keiner erklären. Nun vielleicht bringt ja die Main-Post Licht ins Dunkel.

    Oder steht auf der anderen Seite am Hochbehälter jemand der eine "weiße" Fahne schwinkt und sagt hier ist STOP??????????
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  • al-holler@t-online.de
    Tja, das is halt so, wenn man ein "Nicht-Fachmann" ist, dass man manches nicht versteht - aber halt auch keine Verantwortung für mögliche Folgen eines Handelns oder Nicht-Handelns trägt...
    Ich möchte in keines Verantwortlichen Haut stecken, wenn dann doch was passiert!
    Schönen Sonntag, mein Drahtesel scharrt schon mit den Hufen....
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    Für Trinkwasser gibt es sehr genaue Bestimmungen. Keine Angst, die wissen schon, was sie tun. Niemand wird sterben.
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  • achim.muth@mainpost.de
    Offenbar wurde vor kurzem eine Verbindung gebaut, die beide Orte, Retzbach und Thüngersheim, anschließt: https://www.mainpost.de/regional/wuerzburg/Mehr-Flexibilitaet-bei-der-Wasserversorgung;art736,9641152
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