Das Trinkwasser in Gemeinden des westlichen Landkreises Würzburg wurde mit Enterokokken verunreinigt und muss weiterhin abgekocht werden. Wir sprachen mit Prof. Ulrich Vogel vom Institut für Hygiene und Mikrobiologie der Universität Würzburgüber die Gefährlichkeit von Keimen im Trinkwasser.
Frage: Professor Vogel, worum handelt es sich bei Enterokokken eigentlich?
Ulrich Vogel: Enterokokken sind normale Darmbewohner bei Mensch und Tier. Außerhalb des Körpers können sie lange überleben. Sie werden daher in Toiletten oder bei mangelhafter Hygiene auch auf Lebensmitteln gefunden. Wenn man sie bei Regeluntersuchungen im Trinkwasser nachweist, wo sie laut Gesetzgeber nicht zu finden sein dürfen, weisen sie auf eine Verunreinigung des Wassers mit Fäkalien hin.
Also per se keine Schädlinge?
Vogel: Nein. Sie gelten als relativ wenig gefährliche Keime und spielen insbesondere bei schwerkranken Patienten als Krankenhauskeim eine Rolle.
Was können Enterokokken beim Menschen auslösen?
Vogel: Wenn Sie Enterokokken aus Wasser aufnehmen, passiert normalerweise nichts, weil diese Bakterien zum menschlichen Darm gehören. Die Infektionen, die man in Krankenhäusern beobachtet, stehen nicht in Zusammenhang mit Trinkwasserverunreinigungen.
Warum untersucht man die Enterokokken dann im Trinkwasser überhaupt?
Vogel: Eine große Zahl von Bakterien, Viren und Parasiten können Durchfall, Erbrechen oder anderen Erkrankungen nach dem Trinken von verunreinigtem Trinkwasser hervorrufen. Es ist nicht sinnvoll, bei Routineuntersuchungen des Trinkwassers nach all diesen Keimen zu fahnden. Vielmehr wurden Enterokokken oder Colibakterien ausgewählt, deren Nachweis im Trinkwasser auf fäkale Verunreinigungen hindeutet.
Aktuell wird dem Trinkwasser Chlor beigesetzt, um die Keime abzutöten. Kann Chlor eine gesundheitliche Gefahr sein?
Vogel: Die Trinkwasserverordnung erlaubt eine Chlorbeimengung in begrenzter Konzentration, um das Risiko durch Mikroorganismen zu minimieren. Diese Konzentrationen gelten als unbedenklich. In Deutschland muss die Öffentlichkeit auch darüber informiert werden. In anderen Ländern wie den USA wird wesentlich großzügiger mit der Trinkwasserchlorierung umgegangen.
Wo lauern aus medizinischer Sicht die größten Gefahren für das Trinkwasser?
Vogel: Verunreinigtes Wasser kann zu Durchfallerkrankungen führen. Durch die seit dem 19. Jahrhundert immer weiter verbesserte Trennung von Wasser und Abwasser sowie die Trinkwasserverordnung sind die Risiken in Deutschland sehr minimiert. Es gab hier seit vielen Jahren keine mit Trinkwasser verknüpften großflächigen Ausbrüche von Durchfallerkrankungen mehr. Im Fokus der Aufmerksamkeit stehen heutzutage hauptsächlich die Legionellen. Hier hat der Gesetzgeber den Betreibern von Trinkwasserinstallationen strenge Pflichten in Bezug auf den technischer Standard und die mikrobiologische Qualität auferlegt.
Haben Sie einen Rat für Verbraucher, wie man sich am besten vor Verunreinigungen im Trinkwasser schützen kann?
Vogel: Die betroffenen Menschen im westlichen Landkreis Würzburg sollten sich informiert halten und die Empfehlungen der Behörden befolgen – also aktuell das Wasser abkochen. Zu Hause sollte man Perlatoren regelmäßig reinigen und als Hausbesitzer die Warmwasserversorgung mit ausreichender Temperatur betreiben, um das Legionellenrisiko zu minimieren.