
"Ihr Gartenbesitzer spürt den Klimawandel mit seinen extremen Wetterereignissen schon seit Jahren", so Maximilian Markert, Kreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege für den Landkreis Main-Spessart. Über 30 Interessierte hatten sich am Wochenende zum Vortrag mit dem Titel „Den Garten fit für den Klimawandel machen“ eingefunden, den Markert beim Obst- und Gartenbauvereins (OGV) Sachsenheim hielt. Fabian Sulm, Vorsitzender des OGV, freute sich über die rege Teilnahme. „Das zeigt uns“, so Sulm, „dass das Bewusstsein und das Interesse auch bei der älteren Bevölkerung da ist.“
Markert zeigt Fotos der letzten trockenen Sommer: Aufgerissene Erde, Obst und Gemüse mit Sonnenbrand, Laubabwurf im Juli; gefolgt von Überschwemmungen und Hagelschäden. Zustimmendes Nicken geht durch die Reihen.
Im Dorf, das direkt an der unteren Wern liegt, lebt man selbstverständlich mit dem winterlichen Hochwasser. Markert erzählt, dass es jetzt jedoch auch schon zu Überflutungen an der Wernquelle, wo er lebt, kommt. Dabei habe sich statistisch betrachtet die Menge der Niederschläge kaum verändert. „Das Problem ist die Verteilung.“ Im Winter zu viel, im Sommer zu wenig. Wasser werde künftig zum begrenzenden Faktor der Pflanzenentwicklung.

Regenwasser sammeln und trockenheitsverträgliche Stauden einsetzen
Daher rät er Regenwasser, das für die Pflanzen am verträglichsten sei, zu sammeln. Und Wasser vom Dach auf dem Grundstück versickern zu lassen. Im öffentlichen Bereich nutze man bereits Baumrigolen: Versickerungsflächen, die um Bäume angelegt werden, um sie so mit Wasser zu versorgen. „Aber eigentlich“, so der Kreisfachberater, „müsste man als öffentliche Hand viel mehr tun; das meiste Wasser geht ja doch in den Kanal.“
Wer bereits Grün im Garten hat, der solle versuchen, es zu erhalten. Bestehende Hecken wurzelten oft bereits tief genug, um sich selbst zu versorgen. Für Neupflanzungen hat er gute Erfahrungen mit einem Gemisch aus 0-32er-Schotter und Kompost gemacht. Darin ließen sich trockenheitsverträgliche Staudenbeete anlegen, die pflegeleicht sind und Insekten einen Lebensraum bieten. Gut sei, die Pflanzen über den Winter stehenzulassen. „Das ist auch optisch ein Hingucker.“ Öffentliche Staudenbeete würden mittlerweile erst im März zurückgeschnitten.
Wiese nicht mähen und wärmeliebende Baumsorten wählen
Wiesen- und Grasflächen solle man nicht mehr kurz abmähen. Er zeigt ein Foto, auf dem brauner Boden zu sehen ist. „Da hatten wir gemäht. Alles von der Sonne verbrannt.“ Nebenan, wo nicht gemäht wurde, blühen stattdessen noch Schafgarben.
Wer Bäume pflanzen möchte, für den kämen Ahorn- und Lindenarten aus wärmeren Regionen in Frage. Doch mit der Wärme kommen auch neue Krankheiten und Schädlinge. „Es ist ein Probieren. Man hat keine Garantie, dass die Pflanzungen dauerhaft funktionieren.“ Bei Obst empfiehlt er wärmeliebende Sorten wie Khaki, Feige und Indianerbanane.
Pflege- und Schutzmaßnahmen anpassen
Auch die Pflege der Bäume seien an die neuen Bedingungen anzupassen. Dazu gehört für Markert der weiße Anstrich des Baumstammes. Dieser reflektiert das Sonnenlicht und verhindert, dass die Rinde bei Frost aufplatzt. Er rät außerdem zum Anlegen einer "Baumscheibe". Einen Meter im Durchmesser um den Stamm wird der Boden frei von Bewuchs gehalten und gemulcht. Ziel: Weniger Konkurrenz und Austrocknung. Von einem Sommerschnitt bei Obstbäumen, früher üblich, um mehr Licht in die Krone zu lassen, rät er ab. „Die Früchte profitieren vom Schatten der Blätter.“
Unschön, aber sinnvoll: Tropfschlauch und Netze
Der Gemüseanbau, meint er, gelingt am besten mit wassersparender Tropfschlauchbewässerung und dem Einsatz von Mulch. Überhaupt seien bei allen Pflanzungen – egal ob im Zier- oder Nutzgarten – zwei Dinge wichtig: Mischkultur und Bodenbedeckung. Wer sich Vielfalt in den Garten hole, könne Ausfälle kompensieren. Durch Bedeckung des Bodens trockne dieser langsamer aus und heize sich nicht so stark auf. „Wer dicht pflanzt, hat außerdem weniger Ärger mit unerwünschten Beikräutern.“
Beerenobst und Gemüse freue sich über Schattiernetze, wie sie im professionellen Gartenbau eingesetzt werden. „Auch, wenn das optisch im Hausgarten nicht so schön ist.“ Wer vor den vielen Problemen im Hochsommer zurückschrecke, für den bleibe ein positiver Effekt des Klimawandels: Die Anbauperiode beginnt früher und endet später. Mit Folientunneln und Gewächshäusern könne man diese Zeit gut nutzen.