zurück
Kitzingen
Schön und grün trotz Hitze und Dürre: Tipps für den Garten der Zukunft
Trockenphasen gehören inzwischen auch im Kitzinger Landkreis zur Normalität. Wie können Gärten auch in Zeiten des Klimawandels schön und nachhaltig angelegt werden?
Hubert Siegler von der Landesanstalt für Gartenbau vor einem Apfelbaum. 
Foto: Johannes Kiefer | Hubert Siegler von der Landesanstalt für Gartenbau vor einem Apfelbaum. 
Autorenköpfe Volos       -  Nargis Silva
Nargis Silva
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:35 Uhr

Der Klimawandel wird langfristig dafür sorgen, dass es in der Region immer häufiger zu Wasserknappheit und Dürrephasen kommt. Hubert Siegler von der Bayerischen Gartenakademie, mit Zuständigkeit für Bayern, gibt im Interview Tipps für Gartenbesitzerinnen und -besitzer, wie sie künftig ihren Garten nachhaltig und wasserschonend gestalten können. 

Frage: Herr Siegler, der Landkreis Kitzingen gehört zu den heißesten und trockensten deutschlandweit. Was muss mit dem Rasen künftig anders gemacht werden? 

Hubert Siegler: Der Zierrasen ist ein Verlierer des Klimawandels, denn seine Pflege ist zu aufwendig und er braucht zu viel Wasser und Dünger. Eine Alternative zu großen Rasenflächen in Vorgärten sind Blumenwiesen und extensive Rasenflächen. Diese werden im Sommer nur sporadisch gewässert und nicht gedüngt. Selbst wenn man den Rasen stark vertrocknen lässt im Sommer, wird er nach größeren Regenmengen später wieder grün. 

Welche Pflanzenarten eigenen sich am besten für Gärten, um Hitze und Trockenheit besser standzuhalten, während sie gleichzeitig eine ansprechende Umgebung schaffen?

Siegler: Wichtig ist, keine Thuja-Hecken zu nehmen. Sie leiden in der Hitze besonders stark. Dadurch dass sie gestresst sind, sind sie anfällig für Schadpilze und Schädlinge. Stattdessen kann man gemischte Hecken, am besten Blühhecken pflanzen, die bis zu vier Meter hoch werden können und dadurch auch Schatten spenden. Man kann da beispielsweise die Liguster, Spierstrauch, Bauernjasmin, Feuerdorn, die heimischen Pfaffenhüttchen, Haselnuss und vor allem Strauchrosen nehmen. Manche haben eine wunderschöne Herbstfärbung und bieten Bienen bzw. Vögeln Nahrung.

Kann man den Garten auch mit hitzeresistenten Bäumen bepflanzen?

Siegler: Geeignet ist zum Beispiel der Zierapfel, er wird nicht so groß, oder eine Magnolie. Außerdem der Rotdorn oder der Apfeldorn. Diese Bäume haben zwar dornige Triebe, aber tragen trotzdem schöne Blüten und Früchte und bleiben im Wuchs eher klein. Im Nutzgarten kann man natürlich auch Obstbäume pflanzen. Es gibt dafür spezielle Veredelungsunterlagen, die das Wachstum schwächen, so dass der Baum nicht zu groß wird. Da kann man dann mehrere Gehölze davon im Garten unterbringen.

Besonders Gemüsebeete benötigen intensive Pflege, um gut zu gedeihen. Der Experte empfiehlt Schattiernetze.
Foto: Johannes Kiefer | Besonders Gemüsebeete benötigen intensive Pflege, um gut zu gedeihen. Der Experte empfiehlt Schattiernetze.
Und welche Pflanzen kommen noch in Frage?

Siegler: Stauden eignen sich hervorragend, um der Wasserknappheit in Zukunft entgegenzuwirken. Das sind mehrjährige Pflanzen, die Blüten tragen und es gibt viele, die hitzeverträglich sind. Darunter sind die Blauraute, Katzenminze, Schafgarbe, Rainfarn, der Sonnenhut und die  Königskerze, um nur ein paar zu nennen. Die kommen alle mit wenig Wasser aus. Auch die meisten Ziergräser sind wassersparsam. Wichtig ist jedoch immer: Der Boden muss leicht und locker, also abgemagert und nicht zu fett sein. 

Gibt es kreativen Ansätze, um eine effektive Beschattung im Garten zu integrieren?

Siegler: Man kann Sonnenschirme und Segel tagsüber nutzen, um gewisse Stellen im Garten zu beschatten. Wenn Pflanzen in mobilen Gefäßen sind, zum Beispiel in großen Balkonkästen und Kübeln, können sie bei extremer Hitze in den Halbschattenbereich gestellt werden. Im September kann man sie wieder in den sonnigen Bereich verlegen. Wer Gemüsebeete im Garten hat, kann mit Schattier- und Gemüsefliegenschutznetzen arbeiten, um die extreme Einstrahlung abzupuffern, vor allem über frisch gepflanzte Gemüsebeete.

Auch Wasserknappheit ist zunehmend ein Thema. Wie kann man ressourcenschonend Pflanzen mit Wasser versorgen?

Siegler: Primär gilt es, in Zisternen bzw. Tonnen gesammeltes Regenwasser zu nutzen. Beim Entleeren im Herbst bringt man das Wasser unter Bäumen und Hecken aus. So gelangt es auch in tiefere Schichten, die meist noch trocken sind. Bei täglichem Gießen mit weniger Wasser bleiben die unteren Bodenschichten trocknen. Also seltener, aber dafür durchdringend gießen – und nicht über den Pflanzenbestand, sondern an die Wurzeln ausbringen. Offener Boden sollte außerdem gehackt werden, denn kahle Flächen verdunsten viel Wasser oder verkrusten. Einmal Haken spart zwei Mal gießen, lautet eine alte Bauernregel.

Ein Eichhörnchen frisst die Nüsse von einem Haselnussbaum, der viel Schatten spendet.
Foto: dpa/Sven Hoppe | Ein Eichhörnchen frisst die Nüsse von einem Haselnussbaum, der viel Schatten spendet.
Wie kann man den Boden noch verarbeiten, um Wasser zu sparen?

Siegler: Den Boden im Gemüsebeet und unter Hecken sollte man mulchen. Das heißt, ihn mit organischen Materialien bedecken, etwa mit Rasenschnitt. Den kann man zwischen den Reihen dünn ausbringen. Zu dicke Schichten können schimmlig werden und Schnecken anlocken. Grundsätzlich schränkt das Mulchen die Verdunstung ein. Der Boden bleibt darunter feucht, offenporig und verkrustet nicht. So kann das Wasser in den Boden dringen, wenn Regen einsetzt.

Haben Sie noch weitere Tipps, um die Wärmebelastung zu reduzieren?

Siegler: Keine Schottergräten anlegen und keine zu großen Stellplätze, die gepflastert oder betoniert sind. Für Autostellplätze kann man Rasenfugen nehmen. Das sind Pflaster mit breiteren Fugen dazwischen, wo spezielle Rasenmischung eingesät werden können. Was auch für viele schön ist, ist ein Obstspalier mit Apfel oder Birnen an der Wand sowie Fassadenbegrünung mit Efeu, Clematis und Wildem Wein. 

Weitere Infos unter www.lwg.bayern.de/Freizeitgartenbau

Anmerkung der Redaktion: In der ersten Fassung stand, dass Herr Siegler für Unterfranken zuständig ist. Seine Zuständigkeit erstreckt sich jedoch bayernweit. Wir bitten diesen Fehler zu entschuldigen.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Kitzingen
Nargis Silva
Clematis
Gemüsebeete
Stauden
Trinkwasser
Wasserknappheit
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top