Der Klimawandel wird langfristig dafür sorgen, dass es in der Region immer häufiger zu Wasserknappheit und Dürrephasen kommt. Hubert Siegler von der Bayerischen Gartenakademie, mit Zuständigkeit für Bayern, gibt im Interview Tipps für Gartenbesitzerinnen und -besitzer, wie sie künftig ihren Garten nachhaltig und wasserschonend gestalten können.
Hubert Siegler: Der Zierrasen ist ein Verlierer des Klimawandels, denn seine Pflege ist zu aufwendig und er braucht zu viel Wasser und Dünger. Eine Alternative zu großen Rasenflächen in Vorgärten sind Blumenwiesen und extensive Rasenflächen. Diese werden im Sommer nur sporadisch gewässert und nicht gedüngt. Selbst wenn man den Rasen stark vertrocknen lässt im Sommer, wird er nach größeren Regenmengen später wieder grün.
Siegler: Wichtig ist, keine Thuja-Hecken zu nehmen. Sie leiden in der Hitze besonders stark. Dadurch dass sie gestresst sind, sind sie anfällig für Schadpilze und Schädlinge. Stattdessen kann man gemischte Hecken, am besten Blühhecken pflanzen, die bis zu vier Meter hoch werden können und dadurch auch Schatten spenden. Man kann da beispielsweise die Liguster, Spierstrauch, Bauernjasmin, Feuerdorn, die heimischen Pfaffenhüttchen, Haselnuss und vor allem Strauchrosen nehmen. Manche haben eine wunderschöne Herbstfärbung und bieten Bienen bzw. Vögeln Nahrung.
Siegler: Geeignet ist zum Beispiel der Zierapfel, er wird nicht so groß, oder eine Magnolie. Außerdem der Rotdorn oder der Apfeldorn. Diese Bäume haben zwar dornige Triebe, aber tragen trotzdem schöne Blüten und Früchte und bleiben im Wuchs eher klein. Im Nutzgarten kann man natürlich auch Obstbäume pflanzen. Es gibt dafür spezielle Veredelungsunterlagen, die das Wachstum schwächen, so dass der Baum nicht zu groß wird. Da kann man dann mehrere Gehölze davon im Garten unterbringen.
Siegler: Stauden eignen sich hervorragend, um der Wasserknappheit in Zukunft entgegenzuwirken. Das sind mehrjährige Pflanzen, die Blüten tragen und es gibt viele, die hitzeverträglich sind. Darunter sind die Blauraute, Katzenminze, Schafgarbe, Rainfarn, der Sonnenhut und die Königskerze, um nur ein paar zu nennen. Die kommen alle mit wenig Wasser aus. Auch die meisten Ziergräser sind wassersparsam. Wichtig ist jedoch immer: Der Boden muss leicht und locker, also abgemagert und nicht zu fett sein.
Siegler: Man kann Sonnenschirme und Segel tagsüber nutzen, um gewisse Stellen im Garten zu beschatten. Wenn Pflanzen in mobilen Gefäßen sind, zum Beispiel in großen Balkonkästen und Kübeln, können sie bei extremer Hitze in den Halbschattenbereich gestellt werden. Im September kann man sie wieder in den sonnigen Bereich verlegen. Wer Gemüsebeete im Garten hat, kann mit Schattier- und Gemüsefliegenschutznetzen arbeiten, um die extreme Einstrahlung abzupuffern, vor allem über frisch gepflanzte Gemüsebeete.
Siegler: Primär gilt es, in Zisternen bzw. Tonnen gesammeltes Regenwasser zu nutzen. Beim Entleeren im Herbst bringt man das Wasser unter Bäumen und Hecken aus. So gelangt es auch in tiefere Schichten, die meist noch trocken sind. Bei täglichem Gießen mit weniger Wasser bleiben die unteren Bodenschichten trocknen. Also seltener, aber dafür durchdringend gießen – und nicht über den Pflanzenbestand, sondern an die Wurzeln ausbringen. Offener Boden sollte außerdem gehackt werden, denn kahle Flächen verdunsten viel Wasser oder verkrusten. Einmal Haken spart zwei Mal gießen, lautet eine alte Bauernregel.
Siegler: Den Boden im Gemüsebeet und unter Hecken sollte man mulchen. Das heißt, ihn mit organischen Materialien bedecken, etwa mit Rasenschnitt. Den kann man zwischen den Reihen dünn ausbringen. Zu dicke Schichten können schimmlig werden und Schnecken anlocken. Grundsätzlich schränkt das Mulchen die Verdunstung ein. Der Boden bleibt darunter feucht, offenporig und verkrustet nicht. So kann das Wasser in den Boden dringen, wenn Regen einsetzt.
Siegler: Keine Schottergräten anlegen und keine zu großen Stellplätze, die gepflastert oder betoniert sind. Für Autostellplätze kann man Rasenfugen nehmen. Das sind Pflaster mit breiteren Fugen dazwischen, wo spezielle Rasenmischung eingesät werden können. Was auch für viele schön ist, ist ein Obstspalier mit Apfel oder Birnen an der Wand sowie Fassadenbegrünung mit Efeu, Clematis und Wildem Wein.
Weitere Infos unter www.lwg.bayern.de/Freizeitgartenbau
Anmerkung der Redaktion: In der ersten Fassung stand, dass Herr Siegler für Unterfranken zuständig ist. Seine Zuständigkeit erstreckt sich jedoch bayernweit. Wir bitten diesen Fehler zu entschuldigen.