Seit Beginn des Kriegs in der Ukraine sind die Preise für Erdgas nicht nur sprunghaft angestiegen. Auch ein Totalausfall der russischen Gaslieferungen könnte drohen, sollte sich die EU am Ende doch noch für einen umfassenden Lieferboykott entscheiden – oder Putin selbst den Gashahn zudrehen.
Die Folgen wären drastisch. Erdgas müsste in Deutschland wohl spätestens zu Beginn des nächsten Winters rationiert werden, wobei Privathaushalte zunächst ausgenommen werden sollen. Betroffen sein würden dagegen neben Teilen der Industrie-Bereiche zum Beispiel auch öffentliche Einrichtungen wie Hallenbäder, die ihre Energieversorgung mit Erdgas sicherstellen.
Laut einer Mitteilung der Deutschen Presseagentur haben erste Bäder in Bayern bereits die Wassertemperaturen heruntergefahren, um so nicht nur Energie, sondern auch Kosten zu sparen. Bei einem Stopp der Gaslieferungen aus Russland würde das aber nicht mehr reichen. Dann müssten mit Erdgas beheizte Schwimmbäder vermutlich sogar komplett geschlossen werden.
Wie ist die Situation in den Bädern von Mellrichstadt?
Was die Hallenbäder im Landkreis Rhön-Grabfeld betrifft, droht das aktuell nicht. Das liegt zum einen daran, dass nach wie vor genug Gas aus Russland nach Deutschland kommt. Zum anderen sind nicht alle Hallenbäder im Landkreis auf Erdgas als Energieträger angewiesen. "Wir werden ausschließlich über die örtliche Biogasanlage mit Wärme versorgt", so Wolfgang Fritz, Betriebsleiter der Mellrichstädter "Badelandschaft" mit ihrem Hallen-, Wellen- und Sportbad. Eine Schließung drohe deshalb bei einem Ausfall der russischen Gaslieferungen nicht. Auch eine Absenkung der Wassertemperatur mit bis zu 30 Grad an den Warmbadetagen sei nicht geplant.
In der glücklichen Lage, bei der Energieversorgung ihres Bades gänzlich ohne Erdgas auszukommen, ist auch die Stadt Ostheim. "Wir beziehen unsere Energie komplett über die Ostheimer Biogasanlage", so Klaus Keppner, der Urlaubsvertreter von Schwimmmeister Volker Schmitt auf Nachfrage der Redaktion. "Das Herunterfahren der Wassertemperatur oder eine drohende Schließung bei einem Erdgasengpass sind deshalb kein Thema."
In Bischofsheim ist das Wasser kälter geworden
Anders sieht es dagegen in Bischofsheim aus, wo das städtische Hallenbad über mit Gas betriebenen Blockheizkraftwerken mit Energie versorgt wird. "Wir wollten mit gutem Beispiel vorangehen und haben deshalb schon vor einigen Wochen die Wassertemperatur um ein Grad von 28 auf 27 Grad gesenkt", erklärt Manfred Markert, Dritter Bürgermeister in Bischofsheim in seiner Funktion als "Schwimmbadbeauftragter" der Stadt.
Ob mittel- oder langfristig eine Schließung des Bades droht, sei derzeit völlig offen. Das treffe auch auf die Entwicklung der Preise zu. Wegen langfristiger Verträge mit den Lieferanten schlügen die stark gestiegenen Gaspreise noch nicht zu Buche. "Wie sich das alles weiterentwickelt, muss man aber abwarten."
Welche Überlegungen gibt es in Bad Neustadt und Bad Königshofen?
Auch Joachim Stöhr, im Rathaus von Bad Neustadt zuständig für das Sachgebiet Schulen, Kitas und Sport, kann nur darüber spekulieren, was die Zukunft bringt. Wie in Bischofsheim werden auch im Triamare die Blockheizkraftwerke zur Energiegewinnung mit Erdgas betrieben. "Noch haben wir die Wassertemperatur noch nicht heruntergefahren, denken aber darüber nach", so Stöhr.
Auch in der Bad Königshöfer Frankentherme wurden die Wassertemperaturen nach Auskunft von Kurdirektor Werner Angermüller noch nicht abgesenkt. Dort gibt es ebenfalls mehrere mit Erdgas betriebenen Blockheizkraftwerke zur Strom- und Wärmeerzeugung. Der Unterschied zum Triamare in Bad Neustadt: Der Großteil der benötigten Wärme kommt von der Bad Königshöfer Biogasanlage in die Therme.
Noch 2022: Eine große Neuerung auf dem Dach der Frankentherme
"Ganz auf Erdgas werden aber auch wir kurzfristig nicht verzichten können", sagt Angermüller. Man arbeite jedoch schon länger daran, mittel- und langfristig möglichst autark vom Erdgas zu werden. So werde man noch in diesem Jahr auf dem Dach der Frankentherme eine Fotovoltaikanlage mit über 600 Modulen installieren, die im Jahr über 200.000 Kilowattstunden Strom produzieren.