Die nicht zuletzt infolge des Ukraine-Kriegs stark gestiegenen Energiepreise zwingt vielerorts die Frage auf: Wo und wie lässt sich Energie einsparen? Besonders der Marktpreis für Erdgas ist in den vergangenen Monaten sprunghaft angestiegen. Das Blockheizkraftwerk, das das Freizeitbad Geomaris in Gerolzhofen mit Wärme versorgt, läuft mit Gas. Wird hier künftig gespart und müssen sich die Badegäste auf kühlere Wassertemperaturen in den Schwimmbecken einstellen? Einige Badbetreiber, etwa in Würzburg, haben solche Schritte bereits angekündigt.
Wenn es nach dem Betriebsleiter des Gerolzhöfer Schwimmbads geht, dann steht dieser Schritt weiter nicht zur Debatte. Wolfgang Schulz sieht zwar durchaus Einsparpotenzial, wenn das Wasser in den Becken ein oder zwei Grad niedriger wäre. Doch der Imageschaden und das Ausbleiben von Besuchern, die sich mit niedrigeren Wassertemperaturen nicht anfreunden können, würden schwerer wiegen als der Nutzen durch das eingesparte Gas, meint er. Aktuell hat das Sportbecken rund 29 Grad, das Familien- und Kinderbecken 30 Grad.
Betriebsleiter möchte neue Geldquellen erschließen
Statt an der Wassertemperatur zu schrauben, würde Schulz sich lieber nach zusätzlichen Einnahmemöglichkeiten umschauen, etwa durch Fördergelder oder eine Beteiligung der übrigen Kommunen der Verwaltungsgemeinschaft Gerolzhofen an den Betriebskosten des Geomaris'.
Mit genauen Zahlen hält sich der Betriebsleiter etwas zurück. Doch er spricht von rund 60.000 Euro, die pro Jahr für das im Geomaris verfeuerte Gas ausgegeben würden. Auf der anderen Seite sieht er das jährliche Defizit des Badbetriebs, das laut den aktuell vorliegenden Haushaltszahlen für das Jahr 2020 unter Einberechnung des Schuldendienstes und aufgrund der Corona-Einschränkungen bei gut 1,2 Millionen Euro lag. Doch auch in den kommenden Jahren sollen es um die 900.000 Euro sein, die dem Bad in jeder Jahresbilanz zur Schwarzen Null fehlen werden – unbeachtet des noch nicht absehbaren Endes der Energiekostensteigerung.
Gaspreis dürfte im Herbst mit neuem Vertrag steigen
Doch selbst wenn die Gaskosten künftig ein Vielfaches des aktuellen Betrags ausmachten, sieht er darin nichts, was ihm große Sorgen bereitet. Der aktuelle Gas-Liefervertrag mit im Vergleich zur aktuellen Marktsituation recht günstigen Lieferkonditionen laufe Ende September 2022 nach dreijähriger Gültigkeit aus. Ausgemachte Sache dürfte es sein, dass die Preise pro Kilowattstunde im Oktober deutlich steigen werden. Davon geht Schulz aus, auch wenn er noch keine Details zu den laufenden Verhandlungen mit möglichen Gaslieferanten nennen kann. Er rechnet allerdings nicht auf Dauer mit Energiepreisen auf dem derzeitigen Niveau.
Zum Einsparpotenzial durch eine abgesenkte Wassertemperatur in den Schwimmbecken gibt es durchaus andere Einschätzungen. Die Deutsche Gesellschaft für das Bäderwesen (DGfdB), ein Verein, der unter anderem bundesweit Badbetreiber berät, forderte vor wenigen Tagen beispielsweise dazu auf, die Wassertemperatur um zwei Grad zu senken. Deren Sprecherin Ann-Christin von Kieter bezeichnete dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) gegenüber die Absenkung der Wassertemperatur als das beste Mittel, um Energie zu sparen.
Verdunstung aus Wasserbecken als "größte Wärmefresse"
Die Verdunstung von der Wasseroberfläche sei "der größte Wärmefresser in einem Hallenbad", zitiert das RND die Sprecherin. Darüber könnten bis zu einem Viertel des Gesamtenergieverbrauchs eines Hallenbades eingespart werden. Für beheizte Außenbecken gelte gar die Überlegung, diese ganz geschlossen zu halten, oder erst später zu öffnen, wenn es draußen wärmer ist und man die Becken nicht mehr so stark heizen muss.
Diesem Gedanken folgen in Würzburg die Betreiber des Nautilands und des Sandermare, wo die Temperatur in einigen Becken um bis zu zwei Grad gesenkt werden soll. Dies hatten die Betreiber gegenüber dieser Redaktion vor kurzem angekündigt. Sie begründeten den Schritt einerseits mit dem Aufruf von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, aufgrund der aktuellen Krise grundsätzlich Energie wo immer möglich einzusparen. Andererseits soll das eingesparte Gas auch dazu beitragen, die Eintrittspreise in den Würzburger Bädern vorerst stabil zu halten.
Eintrittspreise fürs Geomaris sollen ab Juni steigen
Die Geomaris-Besucher dagegen dürfen sich wohl ab 1. Juni auf höhere Eintrittspreise einstellen. Der Stadtrat berät an diesem Montagabend, 25. April, über die von der Verwaltung ausgearbeitete neue Gebührenordnung. Diese sieht laut Betriebsleiter Schulz für das Freizeitbad eine Verteuerung der Eintrittsgelder um etwa zehn bis 15 Prozent vor. Er betont allerdings, dass diese vorgeschlagene Erhöhung keineswegs ausschließlich mit den zu erwartenden Mehrkosten für Energielieferungen zu tun hat. Allein aufgrund der aktuellen Inflationsrate von annähernd zehn Prozent verteuere sich derzeit quasi alles – vom Putz- und Desinfektionsmittel, über Toilettenpapier bis hin zu Werbematerialien. Allein deshalb käme man nicht umhin, die Preise anzuheben, "um für die Stadt den wirtschaftlichen Rahmen zu halten" und das Defizit nicht noch größer werden zu lassen als es ohnehin schon ist.
Für den Badbesucher gebe es aber weiter auch Einsparmöglichkeiten, sagt Schulz und verweist beispielsweise auf die 500er Wertkarte, die bei den Eintrittspreisen eine Ersparnis von bis zu 30 Prozent gegenüber dem regulären Preis ermögliche. Wer solche Chancen nutze, für den verteuere sich laut Schulz' Rechnung der Badbesuch künftig nicht zwangsläufig.
Die gestiegenen Kosten bedeuten aber auch für das Geomaris selbst, dass es der Gürtel enger schnallen muss, berichtet der Betriebsleiter. Sparmaßnahmen, die während der Corona-Pandemie angelaufen sind, würden derzeit fortgesetzt. So würde beim Personaleinsatz gespart, Investitionen aufgeschoben und manche, nicht ganz dringliche Reparatur aufgeschoben – unabhängig vom Umstand, dass manches ohnehin liegen bleiben muss, weil es an Firmen fehlt, die Arbeiten ausführen können, und sei es, weil diese die bestellten Ersatzteile nicht erhalten.
Es gibt alternative Energiequellen für die Wärmegewinnung
Mittelfristig, meint Schulz, könnte sich das Geomaris auch unabhängig machen von fossilen Brennstoffen. Grundsätzlich denkbar sei es, ein Blockheizkraftwerk mit Wasserstoff zu betreiben, der aus regenativ erzeugtem Strom gewonnen wird, oder alternativ eine Eisspeicherheizung mit Wärmepumpe zu betreiben. Doch egal wie: Ein Umschwenken, weg vom Erdgas-Betrieb, ist mit Investitionen verbunden, die laut Schulz noch nicht durchgerechnet wurden. Und der Stadtrat müsste diese Ausgaben selbstverständlich genehmigen – wofür es bislang keine Anzeichen gibt. Zu bedenken wäre sicherlich auch der Umstand, dass das jetzige Blockheizkraftwerk mit dem Ende 2014 eröffneten Freizeitbad in Betrieb ging, also noch lange nicht abgeschrieben ist und laut Schulz problemlos läuft.
Grundsätzlich von Vorteil ist aus seiner Sicht, dass das erst gut sieben Jahre alte Bad, auf baulicher Seite einen hohen energetischen Standard hat. Durch die Gebäudehülle, sagt Schulz, gehe kaum Energie verloren. Hier gebe es insoweit auch wenig Einsparpotenzial, was den Energieverbrauch angeht.