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Arnstein
Erster Warnstreik bei MIWE legt Produktion lahm: 200 Beschäftigte fordern mehr Lohn
Im Tarifstreit zwischen der IG Metall und MIWE in Arnstein gab es am Dienstagmorgen den ersten Warnstreik. Die Angestellten waren vor allem frustriert.
Etwa 200 Personen versammelten sich am Dienstag vor den Werkstoren von MIWE und legten ihre Arbeit für eine Stunde nieder. 
Foto: Peter Schlembach | Etwa 200 Personen versammelten sich am Dienstag vor den Werkstoren von MIWE und legten ihre Arbeit für eine Stunde nieder. 
Autorenköpfe Volos       -  Die neuen Volos sind da: Peter Schlembach startet am 1. April 2023 in ihr zweijähriges Volontariat.
Peter Schlembach
 |  aktualisiert: 13.11.2023 02:49 Uhr

Der Frust ist groß bei den Beschäftigten von MIWE in Arnstein und entlud sich beim ersten Warnstreik vor den Werkstoren des Backmaschinenherstellers. "Die Produktion steht still", sagte Gürcan Erdinc, der Betriebsratsvorsitzende des Backmaschinenherstellers in Arnstein. Rund 200 Personen versammelten sich am Dienstagmorgen vor den Werkstoren und auch im Homeoffice wurde von etwa 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gestreikt, so Erdinc. Er sei stolz, dass sich die Belegschaft nicht spalten lasse.

Beschäftigte von MIWE in Arnstein lassen ihren Frust beim Warnstreik ab

"Ich kann gar nicht so schlecht arbeiten, wie ich bezahlt werde" oder "Dieses Plakat ist fast so erbärmlich wie eure Verhandlungsbereitschaft" war auf den Schildern der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von MIWE zu lesen. Alexander Schmitt, ein Angestellter von MIWE, sagte im Gespräch mit der Redaktion: "Wir sind 18 Jahre lang verarscht worden und haben zwei Stunden umsonst gearbeitet." Er wolle vor allem fair behandelt und bezahlt werden.

Der Frust bei den Beschäftigten ist groß, sie fordern mehr Lohn und wollen einen Tarifvertrag. 
Foto: Peter Schlembach | Der Frust bei den Beschäftigten ist groß, sie fordern mehr Lohn und wollen einen Tarifvertrag. 

Auch Ralf Lercher fühlt sich "verarscht". Er streike vor allem, weil ihm die Zukunft der jungen Menschen wichtig sei. "Nach der Ausbildung gehen die Leute zu anderen Betrieben, weil die dort mehr verdienen", sagte Lercher, der selbst Lehrlinge ausbildet. Er selbst profitiere daher kaum noch von den möglichen Ergebnissen, weil er in vier Jahren in Rente gehe. "Der Frust ist groß", sagt Rainer Schneider aus der Tarifkommission bei MIWE. "Wir bringen alle gute Leistungen und möchten angemessen bezahlt werden", so Schneider. 

Kritik am Verhalten der Geschäftsleitung von MIWE in Arnstein

"Die Geschäftsleitung hat diesen Warnstreik provoziert", sagte Norbert Zirnsak von der IG Metall in Würzburg in seiner Rede. Erst ein angedrohter Warnstreik Anfang Oktober habe dazu geführt, dass sich die Geschäftsleitung zu Verhandlungen bereit erklärte. "Die Termine hat man kurzerhand abgeblasen", so Zirnsak weiter, "das hat nichts mehr mit Seriosität zu tun." 

Vor allem Interimsmanager Hagmann wurde von Zirnsak und Erdinc stark kritisiert. "Er kann hier recht einfach den harten Manager markieren. Er ist ja in einem guten Jahr wieder weg", sagte Zirnsak. Erdinc findet, dass Hagmann auf "Krawall gebürstet ist". "Wir wollen dem Unternehmen nicht schaden, sondern eine angemessene und faire Bezahlung", sagte der Betriebsratsvorsitzende. Sollte sich die Geschäftsleitung nach dem Warnstreik nicht verhandlungsbereit zeigen, schließt Zirnsak auch Erzwingungsstreiks nicht aus.  "Dann stehen die Bänder bei MIWE solange still, bis es einen Tarifvertrag gibt." Auf Nachfrage möchte sich die Geschäftsleitung von MIWE aktuell nicht zu dem Tarifstreit äußern.

Nach einer Stunde war der Warnstreik beendet. "Wir brauchen einen langen Atem", sagte Zirnsak zu den Streikenden am Ende. Ihre roten Westen behielten die Beschäftigten von MIWE. "Die brauchen wir noch", waren sich die Streikenden einig. 

 
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  • Bleibt standhaft - das Verhalten von MIWE ist unter aller Kanone. Ich drücke euch die Daumen und wünsche viel Durchhaltevermögen.
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  • Richard Baumann
    11 % mehr Lohn und noch 2 Stunden weniger arbeiten?
    Da spielt doch kein Arbeitgeber mit.
    Wenn ja, dann mit dem Ziel, 20 % der Arbeitnehmer in naher Zukunft durch Roboter zu ersetzen.
    Dann doch vielleicht etwas kürzer treter?
    Viel Freizeit kostet auch viel Geld...
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  • Bruno Hattel
    Markus Hattel: Da wird schon seit langem dermaßen schlecht bezahlt, dass 11% und die 35-Stunden-Woche durchaus gerechtfertigt sind. Ich hatte nach meiner Nichtübernahme bei Miwe 2003, im "Sachs", allerdings mit 3 Schichten aber nur 35 Stunden, netto gut das Doppelte bei leichterer Arbeit.
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  • Helga Scherendorn
    @Bruno, es bleibt doch jedem frei dorthin zu gehen, wo die Bezahlung besser ist. Nicht jammern, kündigen und was aus dem eigenen Leben machen. ich habe auch gekündigt, weil ich woanders wenigstens 30 Euro die Stunde angeboten bekommen habe.
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