zurück
Zellingen
Erlebnisbäuerin Jasmin Preising macht den Biohof in Zellingen zum Ort für Selbsterfahrung
Jasmin Preising hat der Liebe wegen ihre Pumps gegen Gummistiefel und ihren Job im Vertrieb gegen den auf dem Bauernhof getauscht. Warum sie dort ihre Berufung gefunden hat.
Jasmin Preising hat sich zur Erlebnisbäuerin ausbilden lassen. Wenn Kinder zu Besuch kommen, dürfen sie im Kreis auf Strohballen sitzen. Preising bereitet dort den 'Unterricht' vor.
Foto: Dorothea Fischer | Jasmin Preising hat sich zur Erlebnisbäuerin ausbilden lassen. Wenn Kinder zu Besuch kommen, dürfen sie im Kreis auf Strohballen sitzen. Preising bereitet dort den "Unterricht" vor.
Dorothea Fischer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:11 Uhr

Wenn Jasmin Preising aus Zellingen "ihre Mädels" besucht, trägt sie Gummistiefel und jetzt im Sommer einen stylischen Hut, der sie vor der Sonne schützt. Die "Mädels" sind etwa 300 Legehennen und fünf Hähne, die zwischen hochgewachsenen Gräsern und Blumen viel Auslauf haben. Denn Preising (35) ist Erlebnisbäuerin auf dem Hof ihres Mannes Johannes (39).

Sie hat sich zur Erlebnisbäuerin qualifiziert, um die erlebnispädagogischen Angebote auf professionelle Füße zu stellen. Der mehrwöchige Kurs zielt darauf ab, andere für die Landwirtschaft zu begeistern und eine zusätzliche Einkommensquelle aufzubauen (siehe Infokasten).

"Wenn ich andere Menschen, die nichts mit einem Bauernhof zu tun haben, mit Kleinigkeiten beeindrucken kann, dann macht mich das stolz", sagt die 35-Jährige. Sie zeigt Kindern zum Beispiel, dass man ein hartgekochtes Ei schnell und gleichmäßig drehen kann, fast wie einen Kreisel. Ein rohes Ei hingegen ist schwerfälliger. "Die Kids sind stolz, wenn sie zu Hause mit ihrem Wissen beeindrucken können." 

Jasmin Preising will Teams stark machen

Dieses Verhalten kennt sie von ihren eigenen Kindern, die fünf und zwei Jahre alt sind. Der Große lernt auf dem Hof nebenbei zählen: "Eins, zwei, drei Strohballen." Doch der Bauernhof solle nicht nur Lernort sein, findet Preising: "Für mich ist es interessanter, Menschen wachsen zu sehen."

Sie will Teams stark machen: indem sie Kinder und Jugendliche dabei unterstützt, ihr Selbstbewusstsein zu fördern und indem sie Trainings für Erwachsenengruppen anbietet. Bevor die Kinder kamen, war Preising im Vertrieb tätig. Sie habe in diesem Job gelernt, wie sie auf andere wirkt und wie man jemanden dazu bringt, etwas zu kaufen. Das habe ihr zwar Spaß gemacht – doch rückblickend nicht erfüllt. Sie habe dann überlegt, Verkaufstrainings anzubieten. Doch: "Ich bin sehr empathisch." Es habe ihr widerstrebt, Menschen auszubilden, die nur Profit machen wollen.

Frische Luft hilft, Gedanken schweifen zu lassen

Den Seminarort Bauernhof findet Jasmin Preising ideal: "Draußen kann man freier denken als in einem geschlossenen Raum." Ablenkung bieten auf dem Biohof höchstens Vogelgezwitscher, Hühnergackern oder das Blätterrascheln der Bäume.

"Hätte mir vor zehn Jahren jemand gesagt, dass ich meine Pumps gegen Gummistiefel eintausche, hätte ich sicher nur laut gelacht", sagt sie. Mit der Landwirtschaft hatte sie nichts zu tun, bevor sie ihren Mann Johannes kennenlernte. Anfangs habe sie für ihn Büroarbeiten übernommen, später dann ihre Ideen mit der Direktvermarktung, den Hühnerpatenschaften oder Veranstaltungen umgesetzt. Was auf dem Hof und bei "den Mädels" los ist, zeigt sie regelmäßig auf dem Instagram-Profil des Biohof Preising.

Anzeige für den Anbieter Instagram über den Consent-Anbieter verweigert

Kinder helfen gerne beim Ernten von Wassermelonen und Kartoffeln

Schon seit einiger Zeit kommen Familien auf den Hof, um dort Kindergeburtstage zu feiern oder die Kinder laden Freunde ein, die bei der Ernte der Wassermelonen oder beim Kartoffelklauben helfen. Viermal im Jahr kommen die Hennen-Paten auf den Hof, um gemeinsam zu basteln und zu spielen. 

16 Tage lang war Preising an unterschiedlichen Seminarorten in ganz Bayern. Im Anschluss hatte sie eine Prüfung, bei der sie ein Teamtraining für Erwachsene anleitete. Das will sie auch zukünftig schwerpunktmäßig machen.

Für die praktische Abschlussprüfung zur Erlebnisbäuerin wählte Jasmin Preising eine Gruppe junger Frauen aus. Die meisten von ihnen kannten sich zuvor nicht, wurden aber durch verschiedene Übungen zum Team.
Foto: Jasmin Preising | Für die praktische Abschlussprüfung zur Erlebnisbäuerin wählte Jasmin Preising eine Gruppe junger Frauen aus. Die meisten von ihnen kannten sich zuvor nicht, wurden aber durch verschiedene Übungen zum Team.

Jasmin Preising: Landwirtin klingt zeitgemäßer als Bäuerin

Preising wählte für ihre Prüfung eine Gruppe junger Frauen aus – die meisten kannten sich untereinander nicht. Mit dabei waren Mütter, die neben ihrer Tätigkeit als "Familienmanagerin" in Teilzeit arbeiten, ebenso wie kinderlose Vollzeit-Führungskräfte. "Es war toll zu beobachten, wie sich die Gruppendynamik entwickelte", erinnert sich die 35-Jährige.

Auch wenn sie jetzt Erlebnisbäuerin ist: Preising findet den Begriff "Bäuerin" sehr veraltet. Damit könne sie sich nicht identifizieren. Landwirtin klinge zeitgemäßer. Den Biohof hat Johannes Preising im Jahr 2016 als reinen Ackerbaubetrieb von seinem Vater im Nebenerwerb übernommen.

Obligatorischer Besuch bei den Hühnern

Nach und nach haben die beiden mit Unterstützung von Familie und Freunden den Hof umgestellt und bauen jetzt auch Früchte wie Amaranth, Linsen, Kidneybohnen, Zuckerrüben, Soja, Wassermelonen oder Kartoffeln an. Seit etwa 1,5 Jahren verkaufen sie unter anderem Blumensamen, Mehl, Nudeln aus eigenen Eiern, Hühnerbrühe, Eis oder Marmelade.

Familie Preising möchte nicht nur die Produkte weitergeben, sondern auch die Erlebnisse auf dem Hof mit anderen teilen. "Ich fühle mich dazu sogar verpflichtet. Unser Hof ist so groß, warum sollten wir das alles alleine nutzen?" Wie auf Bestellung fährt in diesem Moment eine Frau mit ihren beiden Enkeln mit dem Fahrrad vor. Sie kaufen eine Packung Eier und zwei Eis. Dann schauen sie nach den Hühnern – so wie es die meisten der Besucherinnen und Besucher des Hofs machen, sagt Preising.

Qualifizierung zur Erlebnisbäuerin

Wie werden Lebensmittel produziert und verarbeitet? Das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten bildet Bäuerinnen und Bauern aus, die ihre Höfe öffnen, um Einblicke in die Arbeitsabläufe zu geben.
Die Qualifizierung umfasst acht Module an unterschiedlichen Seminarorten. Die Teilnehmenden lernen, Konzepte auszuarbeiten und dabei auf Wirtschaftlichkeit, Verkaufsrhetorik und Sicherheit zu achten. Sie besichtigen unter anderem beispielhafte Erlebnisbauernhöfe, bauen Lernstationen auf und lernen, den eigenen Hof vorzustellen. Nach einer praktischen Prüfung erhalten die Teilnehmenden ein Zertifikat.
Ansprechpartner für Interessierte ist das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Ringstraße 51, Karlstadt, Tel.: (09353) 7908-0.
Quelle: StmELF
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Zellingen
Dorothea Fischer
Bauernhöfe
Biohöfe
Ernte
Instagram-Inhalte
Kindergeburtstage
Landwirte und Bauern
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top