Gekochte Eier, Eierlikör, Nudeln und Kuchen: An Ostern werden viele Eier gebraucht. Im vergangenen Jahr hat statistisch betrachtet jeder Deutsche 230 Eier gegessen. Auch auf dem Schwalbenhof in Marienbrunn ist vor den Festtagen Hochsaison. In der Karwoche verkaufen Martin Hock und Reinhard Wolz mit ihrem Team im Hofladen, im 24-Stunden-Eierautomat und auf dem Marktheidenfelder grünen Markt etwa 7000 rohe Eier.
Den Großteil legen die eigenen Hühner, die in zwei mobilen Ställen und umgebenden Freiflächen am Ortsrand von Marienbrunn leben. 1000 weitere Eier kaufen die Landwirte vom Hühnerhof Dietrich in Lohr zu, um den Bedarf zu decken, zusätzlich 2000 gekochte farbige Eier.
Reinhard Wolz mischt Kraftfutter selbst
Eine der autarken mobilen Stallanlagen bewohnen 650 braune Hennen mit zwei Hähnen. Technik sorgt dafür, dass die Tiere mit Wasser und Futter versorgt werden. Jedes Huhn frisst täglich etwa 115 Gramm Kraftfutter. Es besteht aus selbst angebautem Getreide, Mineralfutter zur Stärkung der Knochen, Kalk, um die Eierschale zu bilden und gentechnikfreiem Sojaschrot als Eiweißträger. "Das ist die ideale Mischung, um wohlschmeckende Eier zu produzieren und gesunde Hühner aufzuziehen", sagt Reinhard Wolz (61 Jahre).
Auch auf dem Biohof von Jasmin und Johannes Preising in Zellingen leben die Hennen, 303 an der Zahl, zusammen mit fünf Hähnen in einem mobilen Heim. Die Lichtverhältnisse sind so gesteuert, dass es das ganze Jahr über gleich viele Stunden am Tag hell ist. Das ist wichtig, damit die Hennen zuverlässig Eier legen. In regelmäßigen Abständen ziehen die Tiere mit ihrem mobilen Stall um, damit sie ständig frisches Gras zum Fressen haben – das braucht ein Huhn auch, schließlich pickt es 5000 Mal am Tag, weiß die 35-jährige Jasmin Preising.
Dem Biohof Preising bringen die Hühner ein festes Einkommen
Auch wenn es von der Zellinger Ortsmitte bis zur Verkaufshütte auf dem Aussiedlerhof mehr als ein Kilometer Strecke ist, kommt die Kundschaft vor allem an warmen Tagen gerne zu Fuß oder mit dem Rad. Denn die Preisings verkaufen nicht nur Eier, Hühnersuppe oder Amaranth, sondern bieten auch eine Tasse Kaffee und Eis aus der Truhe an. Für den Sommer plant die Familie einen "Stadtstrand" am Hofrand.
"Ich finde es schade, dass viele landwirtschaftliche Höfe nicht zugänglich sind", sagt Johannes Preising (39 Jahre). Dabei wollten die Menschen doch wissen, wo ihre Lebensmittel herkommen. Patenschaften für Hühner, Basteln mit Kindern oder Teambuilding für Erwachsene: Ideen, wie sie Menschen den Biohof näherbringen können, hat Jasmin Preising. Um das pädagogische Angebot zu erweitern, macht sie eine Weiterbildung zur Erlebnisbäuerin.
Die Legehennen sind für den Nebenerwerbslandwirt Johannes Preising eine Möglichkeit der Risikoverteilung: "Selbst wenn es ein Jahr lang nicht regnen und die Ernte ausfallen würde, bringen die Hühner trotzdem ein festes Einkommen." Ein Ei kostet bei ihm 50 Cent, egal wie groß es ist.
Reinhard Wolz vom Schwalbenhof sagt: "Tiere, die Lebensmittel erzeugen, sind keine Maschinen, deren Produktion man beliebig steigern kann" – etwa wenn Eier zu den Feiertagen besonders beliebt sind.
Veganuary schadet regionalen Kleinvermarktern
Seine Frau Elisabeth Hock-Wolz kritisiert, dass Organisationen und Unternehmen dazu aufrufen, sich beispielsweise im Januar einen Monat lang vegan zu ernähren ("Veganuary"). "Das bedeutet für uns, dass wir einen Teil unserer frischen Produkte nicht verkaufen und die Kosten nicht decken können." In der Landwirtschaft sei man sowieso schon von vielen nicht beeinflussbaren Faktoren, wie dem Klima, dem Marktpreis oder der politischen Einflussnahme abhängig. Statt vollständig auf tierische Produkte zu verzichten, sollten die Menschen regional und saisonal einkaufen, um zu wissen, wo ihre Lebensmittel herkommen.
Den Preis für ihre Eier – 32 Cent pro Stück mittlerer Größe – legen die Marienbrunner Landwirte selbst fest: "Wir versuchen den Preis zu erzielen, den wir brauchen, um unsere Kosten zu decken", so Reinhard Wolz. Die Energiekosten für die Schrotmühle und die Preise für Soja waren zuletzt sehr teuer. Anders als im Supermarkt, in dem die Eier vor Ostern sehr viel mehr kosten als beispielsweise im Sommer, bleiben die Preise des Schwalbenhofs und des Biohofs Preising stabil.
Legehennen werden als Jungtiere gekauft
Die Landwirte kaufen die Jungtiere, wenn diese etwa 18 Wochen alt sind. Eier selbst auszubrüten und Küken aufzuziehen, sei zu teuer. "Das machen wir nur mal, um der Enkelin zu zeigen, wie die Kleinen schlüpfen", sagt Reinhard Wolz. Etwa drei bis vier Wochen später fangen die Hennen an, erste Eier zu legen.
"Je größer und älter die Hühner, desto größer die Eier", erklärt er. Oft würden Kundinnen und Kunden nach Eiern mittlerer Größe verlangen – weil das in den meisten Backrezepten angegeben sei. Man könne aber stattdessen von kleinen Eiern auch zwei mehr verwenden.
Wer erwartet, dass alle Hühner in ihrem Wesen gleich sind, der irrt: Manche Hühner sind besonders schüchtern und zurückhaltend, andere hingegen eher vorwitzig oder draufgängerisch. Die Weißen, von denen auf dem Schwalbenhof 350 in einer Schar zusammenleben, sind schreckhaft und zum Teil sogar aggressiv, sagt Wolz.
Die Farbe des Gefieders spielt für die Farbe der Eierschale übrigens keine Rolle, entscheidend ist die Hühnerrasse. Die Eierschale besteht zum Großteil aus weißem Kalk. Bei Hühnern, die weiße Eier legen, werden keine Farbpigmente in der Schale eingelagert, bei anderen schon. Vom Aussehen einer reinrassigen Henne kann man oft trotzdem auf die Eierfarbe schließen: Sind die Federn der sogenannten Ohrscheiben eines Huhns braun, werden die Eier braun.
Wie viele Eier kommen bei den Landwirten auf den Tisch?
Bis sie zirka 15 Monate alt sind, legen die Hennen zuverlässig, dann sinkt die Leistungskurve üblicherweise. Um noch einen Nutzen zu erzielen, werden sie geschlachtet und als Suppenhühner verkauft. "Sie schmecken dann fast wie Hähnchen", sagt Wolz. Der Biohof Preising hat sich verpflichtet, auch die Bruderhähne aufzuziehen. Sie werden zu "Gockelsuppe" verarbeitet und als Brühe im Glas verkauft.
Jasmin Preising erzählt, dass sie anfangs keine Eier ihrer Hennen essen wollte, die Tiere schienen zur Familie zu gehören. Mittlerweile habe sich das aber geändert. Und wie viele Eier kommen bei Reinhard Wolz auf den Tisch? Mit Eiern, bei denen die Schale gebrochen ist, backt seine Frau Kuchen. Und: "Ich esse jeden Tag ein gekochtes Ei, nicht zum Frühstück, aber zwischendurch."