
Autonomes Fahren gilt als Mobilität der Zukunft. Was sich für den Straßenverkehr allerdings noch in der Erprobungsphase befindet, ist in der Landwirtschaft bereits Realität. Nach der Ernte ihrer Bio-Zuckerrüben ziehen Simon Franz vom Backöfnerhof in Leinach und Johannes Preising aus Zellingen ein begeistertes Fazit zum Einsatz ihres solarbetriebenen Feldroboters.
Bisweilen argwöhnisch belächelt von Kollegen, hatten die beiden Biobauern ihre insgesamt 16 Hektar Rübenfläche in diesem Jahr erstmals mit dem futuristisch anmutenden Gerät bewirtschaftet - von der Aussaat bis kurz vor die Ernte. Die 75 000 Euro teure Investition in das außergewöhnliche Ackergerät wurde vom Bayerischen Landwirtschaftsministerium aus dem Programm "Digitalisierung in der Landwirtschaft" mit 40 Prozent gefördert. Einzigartig in Unterfranken, wird das mutige Projekt zukunftsorientierter Landwirtschaft am kommenden Freitag, 24. September, um 19 Uhr im BR-Fernsehen in der Sendung "Unser Land" vorgestellt.
Anbauversuch mit 50 Jahre alter Technik
Rund dreißig verschiedene Ackerfrüchte, von Dinkel und Linsen über Speisekürbisse bis Sonnenblumen, bauen die jungen Bio-Landwirte auf den Feldern ihrer Betriebe an. Zur Erweiterung ihres Portfolios hatten sie sich mit 50 Jahre alter Technik zunächst auf einer nur 2,5 Hektar großen Fläche im Bio-Anbau von Zuckerrüben versucht.
Größte Erschwernis ist dabei die Unkrautbekämpfung. Weil Biobauern keine chemischen Unkrautvernichter einsetzten dürfen, müssen die Bestände spätestens alle zehn Tage gehackt werden. Johannes Preising erinnert sich deshalb noch gut an die Erkenntnis aus dem Feldversuch: "Wenn wir eine größere Rübenfläche biologisch anbauen möchten, benötigen wir entweder Fremdarbeitskräfte oder einen Feldroboter."
Roboter arbeitet rund um die Uhr
Zu Jahresbeginn stand der "Farmdroid 20" auf dem Backöfnerhof in Leinach. Das von einem sechs Quadratmeter großen Solarmodul gespeiste Gerät kann mit einer maximalen Geschwindigkeit von einem Kilometer pro Stunde völlig selbstständig Rüben säen und hacken. Das mutet wenig an, dank des eingebauten Akkus kann der Farmdroid aber sogar nachts selbstständig arbeiten. Die Modellbezeichnung des dänischen Herstellers steht dabei für die maximal mögliche Bewirtschaftungsfläche von 20 Hektar.
Ein weiterer Vorteil des Roboters ist sein geringes Gewicht. Mit 700 Kilogramm verdichtet er den Boden weit weniger als tonnenschwere Schlepper. "Wegen der bunten Positionslichter hielten manche das Gerät sogar für ein Ufo", schmunzelt Simon Franz.
Im März hatten Franz und Preising ihre Rübenäcker für die Aussaat hergerichtet. Trotz aller theoretischen Vorbereitungen wurde es dann für die beiden Bio-Landwirte spannend. Alle erforderlichen Parameter für die Programmierung des Roboters mussten selbst herausgefunden und abgespeichert werden. Nach dem Prinzip "learning by doing" waren auch während des Jahres Korrekturen erforderlich - dank des mit einer Smartphone-App gekoppelten Bedienmoduls kein großes Problem.
Jedes Saatkorn wird zentimetergenau erfasst
Der Farmdroid ist mit zwei GPS-Antennen ausgestattet, über die schon bei der Aussaat die Position jeder einzelnen Saat-Pille erfasst und gespeichert wird. Auf diese Daten greift das Gerät später im Hack-Modus zurück und weiß zentimetergenau, wo Rüben wachsen und welche Pflanzen entfernt werden können. Lediglich bei der Ernte greift auch der Bio-Landwirt auf die schwere und vertraute Technik zurück, den Rübenroder.
Während die konventionell angebauten Zuckerrüben noch auf den Feldern stehen, ist die Ernte der Bio-Zuckerrüben bereits vorüber. Sie werden vor der Hauptkampagne verarbeitet, um einen Kontakt mit konventionellen Erträgen auszuschließen. Die Rüben von Simon Franz und Johannes Preising kamen zur Hälfte ins Südzucker-Werk nach Rain am Lech, die andere Hälfte geht zur Firma Rebio in der Schweiz. Auch der Transport dorthin erfolgt nach ökologischen Geschichtspunkten mit der Bahn, statt mit dem Lkw.

Könnte man den Vertrieb nicht an die lokal weitverbreitete Biobox anschließen?
Bezüglich deiner Frage, einige Produkte, wie z.B. Kichererbsen, Amaranth und Kidneybohnen kann man über den Online-Shop Korncorner beziehen und bei Johannes kann man ab Dezember die Produkte im neuen Hofladen, Zellingen Leinacher Weg, erwerben. Die Kürbisse kommen nach Steinfeld und werden über Georg Thalhammer an verschiedene Supermärkte verkauft.