
Im Landkreis Main-Spessart gibt es ein Rufbus-System. Es ergänzt den Linienbusverkehr zu den weniger frequentierten Randzeiten, also morgens und abends, und an Wochenenden. Bis zu acht Fahrgäste passen in einen solchen Bus. Als Mitarbeiterin dieser Redaktion hat sich Jennifer Weidle auf eine Fahrt durch den Landkreis Main-Spessart gemacht, um das Angebot zu testen:
Statt Rufbus sollte er vielleicht besser Anrufbus heißen. Denn nutzen kann man ihn nur nach vorherigem Telefonat. Die Verbindung habe ich mir in der App der Deutschen Bahn (DB-App) herausgesucht. "Von wo nach wo möchten sie denn?", fragt die Frau am Servicetelefon des Verkehrsunternehmens-Verbundes Mainfranken (VVM). Meine Route: vom Bahnhof Retzbach-Zellingen zum zentralen Omnibus-Bahnhof (ZOB) Marktheidenfeld mit der Linie 621, und weiter mit dem 660 nach Bischbrunn.
"Und das Gleiche wieder retour", sage ich ins Telefon, "aber mit zwei Stunden Aufenthalt in Marktheidenfeld". Das sei kein Problem, meint die Frau am Servicetelefon. Angeben muss ich noch die Personenanzahl, ob ich schon mal mit dem Rufbus gefahren bin und meine Telefonnummer. Ich bin an diesem Tag mit einem zweiten Erwachsenen, einem Kind und einem Dackel unterwegs. Und ja, ich habe zuvor schon mal den Rufbus genutzt.
Erster Eindruck und Ausstattung der Rufbusse
Den Bahnhof in Zellingen erreichen wir mit der Bahn von Wernfeld mit 22 Minuten Verspätung. Doch der schwarze Minivan wartet und steht für uns bereit. Ausgestattet ist er mit automatischen Türen und einer Klimaanlage. Der Dackel ist auch willkommen. Einen Kindersitz haben wir von zu Hause mitgenommen; hätten wir aber nicht gemusst. Denn bei der Anmeldung eines Kindes sorgt das jeweilige Busunternehmen bei Bedarf für einen Sitz.

Aktuell betreiben fünf Firmen den Rufbusverkehr im Landkreis Main-Spessart, so die Beauftragten für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) am Landratsamt Nicole Beetz. Rund zwölf Fahrzeuge seien dafür im Einsatz.
Reibungslose Fahrt und Umstieg in Marktheidenfeld
Darunter auch das Unternehmen Wandervogel, das an diesem Tag den Van samt Fahrer ab Zellingen stellt. Auf meine Fragen, ob ich ihm welche stellen dürfe, während er fährt, sagt der junge Mann auf Englisch: Deutsch spreche er nicht. Er sagt, er heiße David, seinen Nachnamen will er nicht nennen, und sei 22 Jahre alt. Vor einem Jahr sei er aus der Ukraine gekommen. Seinen Magisterabschluss als Maschinenbauingenieur habe er in Polen gemacht. Am Wochenende fahre er Rufbus. Ja, es mache ihm Spaß. Nein, in Deutschland wolle er nicht bleiben, er bewerbe sich im Ausland.
In gemütlichem Tempo geht es nach Marktheidenfeld. Dort am ZOB herrscht bei uns kurze Verwirrung. Denn wo der Rufbus steht, weiß man vorher nicht. Doch die Fahrerin eines weißen Minibusses öffnet nach Blickkontakt die Tür. Christine Hans erzählt, ihr sei die Zeit seit der Rente zu langweilig gewesen. Da habe die ehemalige Hauswirtschaftsleiterin der Burg Rothenfels angefangen, für das Unternehmen Grasmann Reisen zu fahren. Meist fahre sie Montag bis Freitag, so die 65-Jährige. Aber nur abends, denn sie schlafe morgens gerne aus.
Fahrgäste nutzen Rufbus gerne zum Pendeln
Oft hab sie die gleichen Fahrgäste: Menschen, die den Rufbus zum Pendeln nutzen. Da werde der auch schonmal voll. Die Mitnahme von unangemeldeten Fahrgästen sei nicht so einfach. "Es liegt in meinem Ermessen, ob ich jemanden spontan einsteigen lasse." Die Stationen, an denen sie die Menschen zusteigen lässt und auch deren Daten bekommt sie vorab. "Wenn jemand nicht an der Haltestelle ist, rufe ich an", sagt sie. Denn kurzes Warten auf die Fahrgäste sei meist möglich.

Ihr Bus sei oft voll, meint sie. Auch die ÖPNV-Beauftragte gibt an, dass die Fahrgastzahlen seit der Einführung des Deutschlandtickets stark angestiegen sind. 2022 gab es mehr als 10.500 Rufbus-Buchungen in Main-Spessart, im Jahr 2023 mehr als 14.600. Gerne genutzt würden die späteren Fahrten zwischen 19 und 22 Uhr. Dann bringen die Fahrerinnen und Fahrer der Rufbusse ihre Passagiere sogar bis vor die Haustüre.
Preis-Leistungs-Verhältnis: Rufbusse als kostengünstige Alternative
Die Hin- und Rückfahrt von Wernfeld nach Bischbrunn inklusive Aufenthalt im dortigen Biergarten hat uns gekostet: nichts. Denn in den Rufbussen gilt, genau wie in den normalen Linienbussen, das 49-Euro-Ticket. Es ist natürlich möglich, auch andere Fahrscheine zu nutzen.
Die Buchung war unkompliziert, benötigt jedoch etwas Planung. Denn bestellen muss man einen Rufbus 90 Minuten vor Fahrtantritt. Das Landratsamt empfiehlt sogar, drei Stunden vor Abfahrt anzurufen. Doch es soll bald eine digitale Lösung als Ergänzung zum Telefonanruf geben. Die Einführung ist laut Beetz für diesen Herbst geplant. Das Landratsamt teilt zudem mit, dass ab 1. August ein Komfortzuschlag in Höhe von 1,50 Euro pro Rufbusfahrt fällig wird.
Das Servicetelefon des Verkehrsunternehmens-Verbundes Mainfranken (VVM) ist für Buchungen des Rufbusses unter Tel.: (0931) 36 886 886 erreichbar.
Glück für Sie, dass sie an einem Bahnhof starten wollten, wenn ich nämlich zB. von Steinfeld aus "nur " nach Steinbach, oder Karlburg fahren möchte, ist dass nämlich überhaupt nicht möglich. Also Geselligkeit in kleinen Orten pflegen scheint nicht erwünscht, man muss sein Vergnügen schon mindestens in Lohr oder Karlstadt suchen !!! Soviel zum Thema unser Landkreis soll , gerade auch für jungen Menschen attraktiver werden. Da ist der "Komfortzuschlag" noch das geringste Übel
Sehr aberwitzig finde ich auch, dass an Werktagen ein regulärer Bus um 22:19 Uhr ab Würzburg den halben Landkreis bis Lohr abklappert(mit ehr mäßiger Besetzung), und am Wochenende ( wo er gerade bei Kiliani, Weinfest, fürs Kino etc. gute Dienste leisten würde) dieser Bus ein Rufbus ist.
Das Menschen den Rufbus zum Pendeln auf die Arbeit benötigen, ist eigentlich auch ehr Armutszeugnis für unseren ÖPNV.