
Der Rufbus kommt in Main-Spessart zu Zeiten, in denen kein regulärer Linienbus fährt. Wie der Name schon verrät, fährt er aber nur, wenn die Fahrt vorher angemeldet wurde. "Der Rufbus ist an sich ein total gutes System", findet der Esselbacher Tobias Eckert. Doch er hat sich an die Redaktion gewandt, da er einige Kritikpunkte an der Organisation hat. Er bekomme auch regelmäßig von anderen Menschen mit, die Probleme mit dem Rufbus hätten.
Was Eckert am meisten stört: Die Buchung des Rufbusses ist nur zu bestimmten Zeiten und nur telefonisch möglich. Die Zentrale ist Montag bis Freitag von 9 bis 19 Uhr, am Samstag von 9 bis 18 Uhr erreichbar. Gleichzeitig muss eine Fahrt aber mindestens 90 Minuten vorher angemeldet werden. Das führt laut Eckert häufig zu Problemen. Als Beispiel nennt er den Bus, der am Montagmorgen um 9.08 von Marienbrunn nach Marktheidenfeld fahren würde. "Den muss man am Samstag bis 18 Uhr gebucht haben", sagt Eckert. Man könne aber nicht immer schon zwei Tage vorher wissen, ob man den Bus brauche, findet er.
Fahrten können am Wochenende oder abends nicht abgesagt werden
Ein weiterer Punkt, der Eckert missfällt: Wenn man eine Fahrt gebucht hat, dann aber krank wird oder zum Beispiel der Zug, mit dem man am Bahnhof ankommt, Verspätung hat, dann kann man den Bus am Wochenende oder abends nicht absagen. Der Esselbacher konnte gebuchte Fahrten bereits mehrmals nicht antreten, aus verschiedenen Gründen. "Der Fahrer hat zwar meine Nummer und kann anrufen, wenn ich nicht am Bussteig stehe. Aber ich kann ihn nicht anrufen", erklärt Eckert. Er fände es gut, wenn man den Fahrer direkt kontaktieren könnte, damit dieser nicht umsonst fährt oder warten muss.
Auch habe er bereits erlebt, dass Personen nicht mitfahren durften, weil sie sich nicht angemeldet hatten – der Bus aber eigentlich leer war. Das sei ohne weitere Erklärung für die Menschen unverständlich, findet Eckart.
Rund 1000 Fahrten pro Monat mit dem Rufbus
Verantwortlich für den Rufbus ist das Landratsamt Main-Spessart. Ausgeführt werden die Fahrten von Busunternehmen, teilweise auch Taxigesellschaften, die Organisation der Buchungen läuft über eine Mobilitätszentrale. "Derzeit gehen wir von durchschnittlich rund 1000 Fahrten pro Monat aus", teilt die Pressestelle des Landratsamtes mit. Gerade durch die Einführung des 365-Euro-Tickets für Schülerinnen und Schüler sei die Nutzung stark angestiegen, denn der Rufbus kann mit dem regulären ÖPNV-Ticket ohne zusätzliche Kosten genutzt werden.

Mit der gestiegenen Nutzung ist laut Landratsamt auch die Zahl der Leerfahrten gestiegen, also gebuchte Fahrten, die dann aber nicht angetreten werden. "Diese Fahrten verursachen Kosten und belasten Personal und Fahrzeug unnötig", erklärt das Landratsamt. Gleichzeitig räumt die Behörde ein, dass das Problem der kurzfristigen Absage einer Fahrt außerhalb der Öffnungszeiten der Zentrale "noch nicht zufriedenstellend für alle Beteiligten gelöst werden konnte". Das Thema wurde auch schon einmal im Kreistag angesprochen, unter anderem vom Esselbacher Bürgermeister Richard Roos, der den Rufbus ebenfalls nutzt.
Online-Plattform soll die Buchung des Rufbus erleichtern
Eine Ausweitung der Erreichbarkeit auf andere Medien und zusätzliche Zeiten würde allerdings immense Kosten verursachen. Außerdem bräuchte man dafür zusätzliches Personal, das es derzeit nicht gebe, so das Landratsamt.
Auch dass nicht einfach jeder in den Bus ohne Buchung einsteigen kann, auch wenn dieser nicht voll ist, kann das Landratsamt erklären. Die Entscheidung darüber könne das Fahrpersonal treffen. Wenn aber im Verlauf der Fahrt weitere Personen die Strecke gebucht haben, könne der Fahrer niemanden spontan mitnehmen. Hinzu komme die Frage der Haftung. Denn bei der Buchung entsteht ein Vertrag zwischen dem Mitfahrenden und dem Unternehmen, der bei einem spontanen Einstieg fehlt.
Zumindest beim Buchungsprozess ist allerdings laut Landratsamt Besserung in Sicht: Durch eine neue Online-Plattform sollen digitalisierte Angebote und persönliche Erreichbarkeit künftig kombiniert angeboten werden. Was das konkret bedeutet, erklärt die Behörde aber noch nicht. Die Anpassungen müssten noch mit allen beteiligten Verkehrsunternehmen abgestimmt werden. "Wir hoffen, schon im zweiten oder dritten Quartal 2024 erste Anläufe einrichten und erproben zu können", teilt die Pressestelle mit.
Das Bestellen und Absagen ist manchmal tatsächlich etwas unkomfortabel. Eine digitale Lösung wäre super. Ich hoffe, es wird auf bestehende Lösungen zurückgegriffen und nicht für viel Geld etwas Neues entwickelt, das in fünf Jahren noch nicht fertig ist.