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Karbach
Eine Woche im Wald: Freiwillige pflanzen 2000 Bäume in Karbach
17 Freiwillige schlossen sich dem Bergwaldprojekt an, das heuer wieder in Main-Spessart Halt machte. Was die Gruppe erreichte und warum Menschen eine Woche im Wald verbringen.
Teilnehmer Veit Schumann aus Weimar hackt ein Loch im Karbacher Wald, um dort einen jungen Spitzahorn einzusetzen.
Foto: Nicolas Bettinger | Teilnehmer Veit Schumann aus Weimar hackt ein Loch im Karbacher Wald, um dort einen jungen Spitzahorn einzusetzen.
Nicolas Bettinger, Volontär, Mediengruppe Main-Post
Nicolas Bettinger
 |  aktualisiert: 07.04.2020 13:14 Uhr

Die Erde unter den Füßen ist matschig und bleibt an den Schuhen hängen, aus der Ferne klopft ein Specht, der Wind rauscht durch die Baumkronen. Bei 3 Grad läuft Henning Aulich mit einem massiven Holzstamm über der Schulter durch den Wald bei Karbach. "Bisher hat es gar nicht so viel geregnet", sagt der 39-Jährige, während ein paar Schneeflocken herunterrieseln. Aulich ist ein Leiter des Bergwaldprojekts, einem Verein aus Würzburg. Seit Jahren veranstaltet dieser Projektwochen für Freiwillige in ganz Deutschland. "Diese Woche sind wir wieder mal im Spessart", sagt Aulich, der eigentlich aus Brandenburg kommt.

Dieses Mal betreut der Natur- und Landschaftspfleger 17 ehrenamtliche Teilnehmer, die aus ganz Deutschland nach Karbach gekommen sind. Sie alle wollen sich für die Natur einsetzen. "In dieser Woche pflanzen wir hier 1975 Spitz- und Bergahhorne", sagt Aulich, der vom Ehrgeiz der Gruppe begeistert ist. "Das sind zwar Laien, aber sie sind hochmotiviert." In Kooperation mit dem Revierleiter Matthias Huckle vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Karlstadt bearbeitet das Bergwaldprojekt hier eine Fläche von einem Viertel Hektar. Dort, wo durch Sturm und Käfer-Befall kaum etwas übrig ist, soll nun ein neues Waldstück entstehen.

Um die jungen Ahorne vor dem Wild zu schützen, spannen die Teilnehmer einen Zaun um das Gelände.
Foto: Nicolas Bettinger | Um die jungen Ahorne vor dem Wild zu schützen, spannen die Teilnehmer einen Zaun um das Gelände.

"Draußen sein, anpacken, in der Erde wühlen"

Damit die knapp 2000 neugepflanzten Bäume ungestört wachsen können, muss die Fläche eingezäunt werden. Dafür spitzen die Freiwilligen Holzpfähle, rammen sie in die Erde und spannen Drahtzäune herum. "Solange die Bäume noch klein sind, müssen sie vor Wild und Verbiss geschützt werden", sagt Aulich an diesem kühlen Morgen. Ziel sei es, die ökologische Situation zu verbessern und die Teilnehmenden auch über die Projektwoche hinaus für eine nachhaltige Lebensweise zu sensibilisieren.

Behutsam setzt ein Teilnehmer einen Spitzahorn in die Erde.
Foto: Nicolas Bettinger | Behutsam setzt ein Teilnehmer einen Spitzahorn in die Erde.

Eine von ihnen ist Betty Lebuser aus Greifswald, Mecklenburg-Vorpommern. Die Studentin nutzt ihre Semesterferien, um mitzuhelfen und neues über das Ökosystem zu erfahren. "Draußen sein, anpacken, in der Erde wühlen. Ich nutze das auch zur Berufsorientierung", sagt die 22-Jährige. Der Klimawandel und die öffentliche Diskussion darüber hätten ebenso zur Teilnahme geführt. "Wir müssen handeln, den Wald erhalten und dazu muss ich Bescheid wissen", sagt Lebuser, während sie ein Stück Zaun an einem Pfahl befestigt.

Neben den praktischen Tätigkeiten soll die Wissensvermittlung in dieser Woche eine Rolle spielen. Immer wieder erklärt der Projektleiter den Teilnehmern etwas über den Wald, die Pflanzen und den richtigen Umgang mit der Natur. "Hier lernt man echt viel, beispielsweise wie der Wald umgebaut werden muss, damit er dem Wetter standhält", sagt etwa Björn Gonglach, ein Teilnehmer aus Bielefeld. Der 43-Jährige hat sich die Woche extra freigehalten, denn: "Das ist schon eine coole Urlaubsalternative, sinnvoller kann man die Zeit kaum verbringen."

Mit schwerem Gerät schlagen die Teilnehmer die Zaunpfähle in den Boden.
Foto: Nicolas Bettinger | Mit schwerem Gerät schlagen die Teilnehmer die Zaunpfähle in den Boden.

Teilnehmer kommen aus ganz Deutschland

Ein paar Meter weiter steht Jürgen Märker mit zwei weiteren Teilnehmern. Der Rechtsanwalt aus Bochum hat sich schon früher für die "berühmten Spessart-Eichen" begeistert. Nun habe die Zeit gepasst und der 65-Jährige ist froh, hergekommen zu sein. "Das ist hier schon abwechslungsreich, vor allem mit einer solch harmonischen Gruppe", sagt Märker. Er sei beeindruckt vom Engagement seiner Teamkollegen: "Schon erstaunlich, dass sich alle so reinhängen."

Auf einem Anhänger stehen noch reichlich Spitz- und Bergahorne.
Foto: Nicolas Bettinger | Auf einem Anhänger stehen noch reichlich Spitz- und Bergahorne.

Kurz nach 10 Uhr ist Zeit für ein zweites Frühstück. "Wir machen jetzt gleich Pause", sagt Leiter Henning Aulich, der seine Teilnehmer bei aller Motivation auch mal bremsen muss. Die Tage beginnen um 7.30 Uhr, Mittagessen gibt es auch im Wald. Dann nämlich wird eine Suppe über dem Feuer gekocht. Nur schlafen müssen die Teilnehmer, die kostenlos mitmachen, nicht unter freiem Himmel. Sie sind in der Sylvanhütte des Deutschen Alpenvereins untergebracht. Dort sorgt eine Köchin für das Wohl der Freiwilligen, die am Ende des Tages erschöpft ins Bett fallen.

Was ist das Bergwaldprojekt?
Das Bergwaldprojekt e.V. mit Sitz in Würzburg organisiert dieses Jahr in seiner 30. Projektsaison Freiwilligen-Einsätze in ganz Deutschland, in denen sich bisher mehr als 40 000 Menschen engagiert haben. 2020 finden 122 Projektwochen an 53 verschiedenen Orten statt. Laut Projektleiter Aulich steigt das Interesse und damit die Anzahl der Projektwochen von Jahr zu Jahr. Ziele der Einsätze sind, die vielfältigen Funktionen der Ökosysteme zu erhalten, den Teilnehmern die Bedeutung und die Gefährdung der natürlichen Lebensgrundlagen bewusst zu machen und eine breite Öffentlichkeit für einen naturverträglichen Umgang mit den natürlichen Ressourcen zu bewegen.
 
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