Weiß, modern, mit weichen Kanten und lichtdurchfluteten Klassenzimmern präsentierte sich der neue schulische Funktionsbau in Gemünden bei seiner Einweihung am sonnigen Mittwochnachmittag. Ein freudiges Ereignis, sowohl für das Friedrich-List-Gymnasium (FLG) als auch die Staatliche Realschule Gemünden. Das nun eröffnete Gebäude liegt nämlich nicht nur genau zwischen den beiden Nachbarschulen, sondern wird künftig auch von beiden gemeinsam genutzt werden.
Entsprechend groß war der Andrang zur Eröffnungsfeier nebst Musik und kirchlichem Segen, die das vereinte Blechbläserensemble beider Schulen im neuen Musiksaal der Realschule eröffnete. Nicht nur die Schulfamilien von Gymnasium und Realschule, sondern auch die kommunale Familie gab sich die Ehre, den von Landrätin Sabine Sitter (CSU) ausgerufenen "Meilenstein" gemeinsam zu zelebrieren.
Verzögerung der Eröffnung um ein Jahr und Kostensteigerung um 11 Prozent
Ein Meilenstein, der für die Schulen unter völlig verschiedenen Vorzeichen steht. Für die mittlerweile generalsanierte Realschule markierte die Eröffnung den Abschluss, für das FLG den Beginn der geplanten Sanierungsmaßnahmen. Corona, der Angriffskrieg auf die Ukraine und massive Lieferengpässe waren der Grund dafür, dass die Eröffnung statt Ostern 2023 nun ein Jahr später erfolgte, erklärte die Landrätin. Gegenüber den ursprünglich veranschlagten Baukosten gab es laut Sitter einen Anstieg von elf Prozent auf 11,8 Millionen Euro.
Für die Landrätin sei jedoch jeder Cent davon gut investiertes Geld, da es der Bildung der Kinder zugutekäme. Denen wolle man die bestmöglichen Rahmenbedingungen schaffen, denn: "Ein angenehmes Lernumfeld macht das Lernen leichter", so Sitter.
Neubau bietet der Realschule deutlich verbesserte Arbeitsbedingungen in zentralen Fächern
Als Beispiel dafür, wie sehr das neue Gebäude den Schulalltag erleichtern und verbessern wird, führte der Leiter der Realschule Stefan Braun den Werkraum und die neue Mensa auf. Mit zwei großen Werk- und einem Maschinenraum könne die Realschule ihren Schülerinnen und Schülern für das Abschlussprüfungsfach optimale Arbeits- und Lernbedingungen bieten. V0r allem müsse man dafür nun auch nicht mehr auf die Räumlichkeiten der Leo-Weismantel-Förderschule ausweichen, betonte Braun.
Durch die neue Mensa profitiere etwa die Offene Ganztagsschule ähnlich deutlich von dem Neubau. Auch die Ausstattung des Musiksaals mit zeitgemäßer Video-, Schnitt- und Lichttechnik böte in dem Fach, das "schon viele Jahre Aushängeschild der Schule" sei, völlig neue Möglichkeiten.
Keine Photovoltaikanlage trotz stromintensiver Nutzung
Ein "Leuchtturmprojekt", wie es sein Schulleiterkollege vom Gymnasium Ingo Schneider beschreibt. Die Grundlage dafür haben laut Schneider ihre beiden Vorgänger, Walter Fronczek und Thomas Feser, mit ihrer Vision gelegt. Doch auch für ihn sei damit ein Traum in Erfüllung gegangen, da die flexiblen Computer- und Gruppenräume sowie das stabile W-LAN die digitale Ausrichtung der Pilotschule im Versuch "Digitale Schule der Zukunft" des Kultusministeriums noch ein gutes Stück voranbringe.
Eine Menge Technik, die wie die Wärmepumpen und Kältetechnik eine Menge Stromverbrauch mit sich zieht. Photovoltaikanlagen sucht man auf dem Dach des Neubaus – anders als ursprünglich angedacht – jedoch vergeblich. Ein Umstand, den Frank Lehmann, Projektleiter vom Planungsbüro Zinßer-Ingenieure mit der ebenfalls auf dem Dach angesiedelten Lüftungstechnik erklärt. So seien auf dem Funktionsbau zwar ein paar Flächen für PV vorgerüstet, dafür generell jedoch wenig Platz.
Im Juli soll Ausweichschule stehen, in den Sommerferien die Sanierung des FLG beginnen
Mit der Neueröffnung vom Mittwoch endete nun der erste Bauabschnitt der 2014 vom Kreistag beschlossenen Generalsanierung des Friedrich-List-Gymnasiums und der zweite kann beginnen. Dafür soll laut Uwe Zieres, Sachgebietsleiter für Hoch- und Tiefbau am Landratsamt, in den Pfingstferien damit begonnen werden, die Ausweichschule aufzustellen. Sie wird aus einer kleinen und einer großen Containeranlage bestehen, die auf dem Schulhof der Realschule und zwischen dem Neubau und der Realschulturnhalle platziert werden. Dies werde etwa sechs bis acht Wochen in Anspruch nehmen. Im Juli solle dann mit dem Umzug begonnen werden und etwa die digitalen Tafeln vom Haupthaus in die Container verbaut werden, so der Sachgebietsleiter.
Dafür, dass der zuletzt neu gepflasterte Schulhof der Realschule dadurch keinen Schaden nimmt, sollen laut Frank Lehmann Kies und Bautenschutzmatten sorgen. In den Sommerferien starten laut Zieres dann planmäßig Abbruch und Sanierung des Haupthauses. Für den Abschluss dieser Arbeiten seien drei Jahre angesetzt. Wenn alles nach Plan läuft, können die Schülerinnen und Schüler des Gemündener Gymnasiums also das Schuljahr 2027/28 im grundsanierten Schulgebäude starten.