Bei der Gestaltung von Kreisverkehren war der Stadt Gemünden bisher kein Glück beschieden. Der neue aber am Trabold-Frischemarkt soll originell und ein richtiger Hingucker werden. Das wünschen sich die städtische Touristinfo und der Stadtmarketingverein "Gemünden aktiv". Der Bastler und Hobbykünstler Gert Pröschl will dafür seiner Heimatstadt lebensgroße Betonfiguren stiften. Sie stellen ein Fischerpaar dar und symbolisieren somit die große Tradition der Stadt mit einer über 450 Jahre alten Fischerzunft. Außerdem hat der bald 79-jährige ehemalige Postbeamte noch eine Meerjungfer geschaffen – sie könnte auf einem Pfeiler der Alten Saalebrücke einen Sitzplatz finden.
Noch stehen bzw. sitzen die Figuren unterm Dach des Carports von Pröschls Eigenheim. Dort in der akkurat eingerichteten Werkstatt sind sie entstanden, die ersten Großplastiken des Hobbykünstlers. Angefangen hatte er vor Jahren mit Deko-Artikeln aus Beton wie (Weihnachts-)Sternen, Vögel, Fische, Pilze, Delfine . . . Fünf Vögelchen auf den Zweigen eines dürren Asts grüßen Passanten und Besucher am Eingang zum Grundstück. Gert Pröschl bemalt seine Figuren nicht, sondern belässt sie betongrau. Das hat er mit dem Gemündener Künstler Paul Bode gemein, der mit lebensechten Betonfiguren bekannt geworden ist und über den der Pensionär zu Zement als Werkstoff gefunden hat. Davor arbeitete Pröschl in Holz.
Handwerk im Ferienspaßprogramm
Zusammengefunden hatten die Beton-Freunde 2008 und 2009, als sie gemeinsam für das Ferienspaßprogramm der Stadt Gemünden das "Holznagelhausen" organisierten: An jeweils drei Tagen bauten die Kinder am Bolzplatz auf der ehemaligen Mörtl-Wiese am Main unter Anleitung Holzhütten, in denen sie zum Schluss dann einmal übernachteten. Die Hütten sowie eine Sitzgruppe und Bänke fielen 2010 Vandalismus zum Opfer. Später boten Pröschl und Bode im Ferienspaßprogramm das Basteln mit Beton an.
Gewerblich hat Gert Pröschl das Hobby nie betrieben. Seine Arbeiten waren Geschenke für Freunde, und einiges verkauften seine Kinder und Enkel auf Basaren für den Familientreff Kunterbunt und die ESV-Triathlonabteilung. Auf dem Dachboden über der Werkstatt lagern noch viele Werke. Das Schöne an dem Hobby? "Ich kann gut dabei abschalten", erklärt der 78-Jährige.
Die Arbeit mit Zement ist nicht leicht, einige Finessen dabei hat er selbst entwickelt. Der Korpus einer Figur braucht Stabilität, dafür nutzt er Metallreste aus der Firma seines Sohns Rainer (Wärme-Wasser-Service Schönau). Den Stil von Paul Bode kopiert der Pensionär nicht. "Solche Gesichter wie Paul (der Gipsabdrücke nimmt) kann ich nicht", sagt er.
Ein Denkmal für den Dapser Hannes
Allerdings wollte sich der Pensionär auch einmal an großen Plastiken versuchen. So kam er auf die Idee mit dem Fischerpaar. Die beiden nennt er in Erinnerung an den Fischermeister Johann Edmund Roth (1840 bis 1924) – ein für seine Streiche bis heute bekanntes Gemündener Original – "Dapser Hannes un sei Frääle Babett". Gert Pröschl und die Leiterin des städtischen Kulturamts, Jasna Blaic, könnten sich vorstellen, dass die beiden in einem richtigen Schelch auf die Mitte des Kreisverkehrs gesetzt werden. Ob die Fischer betongrau bleiben oder die Gemündener Tracht bekommen oder bemalt werden, ist ihrem Schöpfer gleichgültig.
Auf die Frage, wie lange er an einer Figur arbeiten muss, antwortet Gert Pröschl: "Das kann ich nicht sagen, das kommt auf Lust und Laune an." Eine vierte Figur besetzt derzeit noch halbfertig die Werkbank. Auch sie möchte der 78-Jährige der Stadt überlassen. Und was danach kommt? "Zurzeit habe ich kein Projekt. Ich denke, dass das meine letzte Figur wird." Dann setzt Pröschl verschmitzt hinzu: "Mal sehen, vielleicht muss ich noch mal nach Karlstadt, einen Sack Zement holen. Kostet 54 Euro." Und noch viel mehr Zeit und Arbeit.