
Der Morgenkreis zählt auch im Kindergarten Hofstetten zur morgendlichen Routine. Weil die Kinder sich das Thema Pferde und Einhörner ausgesucht haben, zeigt die kleine Marie den anderen staunenden Kindern ein mit Glitzerfarben bemaltes Anmaleinhorn. Danach wird noch "Der Herbst ist da" gesungen und eine zweite Marie sucht sich für das Spiel "Schmetterling, du kleines Ding" diverse Tänzerinnen aus.
Kindergartenalltag in einem der kleinsten Kindergärten in Bayern. Der ist mit seinen momentan 18 Kindern und bald noch zwei zusätzlichen voll belegt. Dass es den Kindergarten in der alten Schule überhaupt seit 25 Jahren gibt, ist dem Engagement Hofstettener Bürgerinnen und Bürger zu verdanken, die den Kindergartenverein 1997 gegründet haben und die Einrichtung in privater Trägerschaft führen.
Der Kindergarten ist einer der Mittelpunkte im Ort
Andreas Fasel ist seit 2015 im Kindergartenvorstand. Damals war sein Sohn, Jahrgang 2017, noch gar nicht geboren. Den Job habe er von seiner Tante übernommen, erzählt der 41-Jährige. "Man macht es ja nicht nur für die eigenen Kinder, sondern fürs ganze Dorf." Der Kindergarten sei einer der Mittelpunkte im Ort. Die Kinder beteiligen sich an der Kirchweih mit einem eigenen kleinen Baum und einer Aufführung, machen einen Martinszug und beim Weihnachtsmarkt mit. "Das alles wäre ohne den Kindergarten relativ strümpfig", findet Fasel. Er selbst musste in den 1980ern noch nach Gemünden in den Kindergarten. "Das ist natürlich toll, dass man eine eigene Einrichtung im Dorf hat."
Während der noch kleinere Landkindergarten in Massenbuch 2015 aufgrund von Kindermangel schließen musste, war der Bestand des "Höschter" Kindergartens bislang nicht bedroht, sagt Fasel. Heute besuchen Kinder aus Massenbuch auch die Einrichtung in Hofstetten.
Um überhaupt 20 Kinder in den Kindergarten Hofstetten aufnehmen zu dürfen, brauchte es eine Sondergenehmigung, erzählt die Leiterin Silke Großmann. Denn für Kinder unter drei Jahren, die ebenfalls aufgenommen werden, sei der Personalschlüssel höher. Derzeit gibt es neben Großmann eine weitere Erzieherin und drei Kinderpflegerinnen in Teilzeit. Der Leiterin zufolge hat sich die jetzt neu eingestellte zweite Erzieherin bewusst für Hofstetten entschieden, weil die Einrichtung so klein sei.
Bei nur einem Gruppenraum ist Flexibilität gefragt
In gewisser Weise ist der kleine Kindergarten auch ein Stück heile Welt, Probleme mit verhaltensauffälligen Kindern gebe es derzeit nicht. "Die Großen gucken viel nach den Kleinen", sagt Großmann. Wenn was sein sollte, kommt die Oma vorbei, um ein Kind abzuholen. Und wenn die größeren Kinder im Sommer einmal in der Woche in den Wald gehen, dann stellt ein Opa vorher Tische und Bänke auf, und jemand mäht die Brennnesseln. Der Kindergarten ist eben ein Projekt des ganzen Dorfes.

Während die Moden, auf was die Kinder gerade stehen, wechseln – "Die Eiskönigin" sei wieder out, "Paw Patrol" schon noch in –, gehen Kinderbuchklassiker immer, erzählt Großmann. "Die Raupe Nimmersatt" etwa. Überhaupt seien Kinderbücher weiterhin gefragt.
Natürlich haben Kinder mit zwei Jahren andere Bedürfnisse als solche mit sechs, sagt Großmann. Bei nur einem Gruppenraum sei das manchmal schwierig. Eine Kleinkindgruppe gibt es nicht, nur eine Kleinkindecke, aus der die Kleinen aber oft schnell wieder draußen seien. Wenn die Größeren im Wald sind, würden es die Kleinen genießen, auch mal den Raum für sich zu haben. Mit den Älteren gehe sie zum Zahlenüben in einen Raum im Untergeschoss, den der Kindergarten mitbenutzen dürfe. Der solle noch etwas aufgehübscht werden, berichtet Kindergartenvorstand Andreas Fasel.
Als Großmann 2014 als Leiterin in Hofstetten anfing, habe es auch Jahre mit nur zehn Kindern gegeben. Da waren sie als Kindergärtnerinnen nur zu zweit und die Leiterin freitags ganz allein. Um genug Kinder zu haben, habe man damals zusätzlich Schulkindbetreuung angeboten. Seit 2018/19 aber sei der Kindergarten ausgelastet.
Derzeit besuchen auch zwei Kinder aus Harrbach und eins aus Kleinwernfeld die Einrichtung, ab kommendem Jahr kommt auch wieder eins aus Massenbuch in die Einrichtung. Und obwohl es dieses Jahr acht Vorschulkinder gibt, also im Sommer möglicherweise acht Kinder auf einmal den Kindergarten verlassen, macht sich die Leiterin angesichts der Nachfrage nach Plätzen keine Sorgen.
Im Untergeschoss befindet sich noch das Hofstettener Feuerwehrgerätehaus, aber die Feuerwehr will bald in ein neues Gebäude umziehen. Vielleicht gebe es dadurch noch Erweiterungsmöglichkeiten für den Kindergarten, meint Fasel.