
Könnte die eingleisige, 39 Kilometer lange Werntalbahn (WTB), die das südwestlich von Schweinfurt gelegene Waigolshausen mit Gemünden verbindet, für den Personenverkehr reaktiviert werden? Der Wunsch dazu ist vorhanden, allerdings gibt es auch Hürden, die eine Umsetzung erschweren. Das ist kurz zusammengefasst das Ergebnis einer Veranstaltung des Verkehrsclubs Deutschland (VCD), die vergangene Woche in der Arnsteiner Stadthalle stattfand.
Die Folgen der bisherigen Verkehrspolitik seien für jeden tagtäglich spürbar, durch Verbrennermotoren werde die Atmosphäre immer weiter aufgeheizt, sagte VCD-Mann Manfred Röder vor dem rund 100-köpfigen Publikum.
Deshalb wäre für seinen Kollegen Julian Glienke die Reaktivierung der elektrifizierten WTB "ein Riesengewinn". Auf der Stecke verkehren derzeit 10.828 Züge im Jahr und damit durchschnittlich 30 am Tag. Zum größten Teil seien dies Güterzüge, lediglich am Wochenende werde die Strecke auch von wenigen Personenzügen genutzt – allerdings nur zur Durchfahrt ohne Halt. Laut Glienke könnte man auf der Strecke durchaus noch zwei Züge pro Richtung und Stunde fahren lassen.
Anzahl der erwarteten Reisenden nicht hoch genug
Glienke zufolge wird eine Reaktivierung der WTB derzeit durch eine Studie der Bayerischen Eisenbahngesellschaft ausgebremst. Laut dieser Studie seien auf der Strecke pro Tag lediglich 823 Reisende zu erwarten, statt der für Streckenreaktivierungen festgelegten 1000.
Dieser Maßstab sei aber aus Sicht des VCD nicht sinnvoll, sagte Glienke, denn auf mehr als der Hälfte der bayerischen Bahnnebenstrecken seien weniger als 823 Reisende pro Tag unterwegs. Außerdem brächte ihm zufolge die Einbindung der Werntalbahn bei der Verbindung des Rhein-Main-Gebiets mit Oberfranken 30 Minuten Zeitgewinn. Bahnstrecken seien leiser und klimaschonender als Autobahnen, so Glienke, und forderte ein Umdenken.
Er schlug vor, auf der WTB zunächst einmal mit wenigen Haltestellen zu beginnen: in Arnstein, Eußenheim und Thüngen. Der von den Kommunen zu leistende Bau der notwendigen Bahnsteige und Parkplätze an den Haltestellen werde mit bis zu 90 Prozent bezuschusst.
Landkreise haben eigenes Gutachten in Auftrag gegeben
Er sei "ein großer Befürworter" der WTB, betonte der CSU-Landtagsabgeordnete Thorsten Schwab. Er ging davon aus, dass mittlerweile aufgrund geänderter Rahmenbedingungen das Kriterium von 1000 Fahrgästen pro Tag zu schaffen sein müsste; die Landkreise Main-Spessart und Schweinfurt hätten diesbezüglich ein eigenes Gutachten in Auftrag gegeben.
Schwabs Landtagskollege Paul Knoblach (Grüne) meinte, eine Reaktivierung der WTB "wäre eine enorme Bereicherung" und böte die Möglichkeit, "das eine oder andere Auto stehen zu lassen".
Im ländlichen Raum sei immer noch das Auto das Hauptverkehrsmittel, sagte Susanne Keller, Managerin der kommunalen Allianz ILE Werntal. Allerdings müsse man das Ziel verfolgen, die Anzahl der Autos pro Familie zu reduzieren, beispielsweise durch Radwege, Parkplätze an den Bahnhöfen, Car-Sharing und Miet-Lastenräder. Wichtig sei, dass Buchung und Bezahlung für Nutzer einfach sein müssten.
Für Arnstein sei der ÖPNV eine große Herausforderung, sagte Bürgermeister Franz Josef Sauer. Bei der Finanzierung der Verkehrswende brauche man die Unterstützung von Bund und Land. Es gebe viele Gründe, für die WTB zu kämpfen, meinte auch Lorenz Strifsky, Bürgermeister von Thüngen. Wichtig sei, dies gemeinsam zu tun.
Benötigte Flächen oft in Privatbesitz
Die Diskussion mit den Besuchern der Veranstaltung – die meisten outeten sich als Befürworter einer Reaktivierung der WTB – verlief konstruktiv und harmonisch. Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, als ein Mann, nach eigenen Angaben Mitglied der Arnsteiner Grünen, die geplante B 26n ins Spiel brachte und diese als nicht mehr zeitgemäßes "Wahnsinnsprojekt" bezeichnete.
Als daraufhin die Stimmung im Saal zu kippen drohte, griff Thorsten Schwab ein. Es gehe hier um die WTB und es sei nicht fair, das Nebenthema B 26n aufzumachen. Damit kehrte wieder Ruhe ein.
Ein Mann, der sich als Befürworter der WTB bezeichnete, mahnte an, realistisch zu bleiben. Für den Bau von Bahnsteigen und Parkplätzen an den künftigen Bahnhaltestellen müsse man nicht nur mit Kosten von zig Millionen Euro rechnen, sondern auch mit Umsetzungsproblemen, da die meisten der benötigten Flächen privat seien.
Das bestätigte Eußenheims Bürgermeister Achim Höfling, der sich als Fan einer Reaktivierung der WTB bezeichnete. In Thüngen hingegen sieht es anders aus. Dort habe die Gemeinde geeignete Flächen, sagte Bürgermeister Strifsky.
"Das wird alles nicht einfach", räumte VCD-Mann Röder ein. Dennoch appellierte er an die Lokalpolitik, nach geeigneten Flächen für Parkplätze zeitnah Ausschau zu halten.
Marita Schwab (VCD Mainfranken/Rhön)
Die Werntalbahn dient als Entlastung der Strecke GEM-WÜ, der meistbefahrenen Bahnstrecke Deutschlands (!) und ist mit Güterzügen nahezu voll ausgelastet. Die Güter sollen ja bekanntlich auch runter von der Straße.
Da kann Herr Buechner gerne mal mit seiner Modelleisenbahn zuhause ausprobieren, wieviele Personenzüge man da noch zusätzlich fahren lassen kann und wo auf der eingleisigen Strecke an den wenigen Begegnungsstellen man die Güterzüge "parken" will.
Tolle Lichter, ich lach mich schief