Barbara Ernwein sitzt auf einem riesigen Geldstapel. Nicht aus Banknoten, sondern aus Brennholz. "Jeder markierte Stamm ist bereits im System registriert und verkauft", sagt die Leiterin des Forstbetriebs Ebrach im Steigerwald. Rund 1500 Euro könnte der Polter am Ende bringen. Lange bleiben die Stämme hier nicht liegen. Holzhändler aus der Region schaffen die begehrte Ware schnellstmöglich aus dem Forst, um sie weiterzuverarbeiten für die Kamine ihrer Kunden.
Explodierende Energiepreise, ein mögliches Embargo von russischem Gas, all das hat viele Menschen umdenken lassen. Sie möchten unabhängiger sein, entscheiden sich für einen Holzofen, auch in den Haßbergen. Doch der massenhafte Umstieg macht sich inzwischen massiv auf dem Markt bemerkbar. Der Bedarf steigt, und mit ihm der Preis. Eine Entwicklung die es nicht erst seit Putins Einmarsch in die Ukraine gibt.
Steigende Nachfrage auch im Steigerwald
Barbara Ernwein bekommt die steigende Nachfrage deutlich zu spüren. 420 private Haushalte hätten sich in dieser Waldsaison beworben, um im Forstgebiet Ebrach eigenhändig Brennholz zu schlagen. "Vergangenes Jahr waren es 350!", erklärt sie. Seit dem Frühjahr - dem Beginn von Putins Krieg gegen die Ukraine und den damit verbundenen Entwicklungen auf dem Energiemarkt - gebe es vermehrt auch Anfragen von Brennholzhändlern aus ganz Deutschland. Doch die ernten vor allem Absagen: "Wir bedienen nur regionale Kunden", sagt die Leiterin des Forstbetriebs.
Florian Häfner ist Holzhändler im Haßbergkreis. "Die Menschen haben jetzt schon Angst, dass sie im Herbst kein Holz mehr kriegen", weiß der Geschäftsmann aus Gemeinfeld bei Burgpreppach. Sie legen ihren Vorrat deshalb schon jetzt an, im Frühjahr. "Der Andrang war noch nie so groß wie gerade." Häfner, der seinen Handel gemeinsam mit einem Partner betreibt, bezieht seinen Nachschub nicht aus dem Steigerwald. "Wir kaufen regional ein, aus der näheren Umgebung." Er nennt Waldgenossenschaften aus dem Kreis und Gemeinden wie Königsberg und Burgpreppach. Das Brennholz - vorzugsweise Buche und Eiche - verarbeitet Häfner selber.
Auch ihn treffen die Teuerungen auf dem Energiemarkt inzwischen. Steigende Spritpreise etwa müsse der Händler an seine Kunden weitergeben. Der Energiebedarf bei der Verarbeitung sei hoch. Um knapp sechs Prozent ist der Preis für einen sogenannten Schüttraummeter seines Brennholzes im Frühjahr gestiegen, "von 68 auf 72 Euro", so Häfner.
Holzklau in den Haßbergen bislang kein Problem
Während das nachwachsende Brennmaterial ein immer teureres und begehrteres Gut wird, mehren sich bundesweit die Berichte von Diebstählen. So verzeichneten die Bayerischen Staatsforsten einen deutlichen Anstieg, vor allem von professionell geplantem Holzklau. Im Steigerwald scheint dieses Problem noch nicht angekommen zu sein. "Bei einem Fall recherchieren wir noch, ob der Fehler bei uns liegt", erklärt Barbara Ernwein. Ansonsten sei in ihrem Dienstbereich bislang kein Diebstahl bekannt geworden. Vorsicht scheint trotzdem geboten: "Wir kontrollieren vermehrt", sagt Ernwein.
Auch Florian Häfner hat bislang keine schlechten Erfahrungen gemacht. "Ich wohne wenige Meter neben der Lagerhalle", sagt der Brennholzhändler, ein paar neugierige Blicke gebe es immer mal wieder, aber: "Mir persönlich ist noch nicht aufgefallen, dass etwas weggekommen ist. Jan Stoll, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Haßfurt, untermauert dieses Gefühl mit Zahlen. Seit Beginn des Jahres hätten Beamte im Zuständigkeitsbereich seiner Dienststelle drei Diebstahlsdelikte erfasst, "bei denen das erlangte Gut Holz war". In zwei Fällen hätten sich die Täter im Wald bedient, in einem handelte es sich offenbar um einen Ladendiebstahl. Die Tatorte: Schweinshaupten und Zeil sowie Haßfurt.
Eine Entwicklung hin zu einem Kriminalitätsschwerpunkt sei nicht erkennbar, entsprechende Konsequenzen nicht nötig. So zählte die PI Haßfurt für das Jahr 2021 fünf Fälle des Holzdiebstahls, 2020 waren es sechs und 2019 drei Fälle. Aber, das ergänzt Stoll: Bei den Zahlen handele es sich um das sogenannte "Hellfeld", also um die bekannt gewordene Straftaten. Die Dunkelziffer könnte hier höher liegen. Insbesondere beim Blick auf den steigenden Bedarf.
Keine Ausweitung des Brennholzeinschlags im Steigerwald
Zumindest aus dem Steigerwald kann die private Nachfrage nicht weiter bedient werden. "Unser Kontingent ist erschöpft", sagt Barbara Ernwein. Eine Ausweitung des Einschlags, nur um den Hunger nach Holz zu stillen, kommt für sie nicht in Frage. "Wir werden deshalb den Wald nicht leerräumen, nur weil die Nachfrage hoch ist." Stattdessen halte man sich an den bestehenden Plan der Forsteinrichtung.
Dieser sehe für eine Fläche von gut 16.500 Hektar einen Einschlag von 95.000 Festmetern vor. Verkauft werden nur 80.000 Festmeter, der Anteil an Brennholz liegt bei rund 15 Prozent, sagt Ernwein. Der Rest des Einschlags verbleibe im Wald. Vor allem die Kronen gefällter Bäume dienen den Pflanzen und Tieren des Waldes als Nahrung oder Lebensraum. "Zuerst erfüllen wir unsere Totholzziele", sagt die Leiterin des Forstbetriebs. Dann sei das Brennholz an der Reihe. Aus dem Steigerwald, das macht Ernwein deutlich, könnten Privathaushalte erst ab Herbst 2022 wieder bedient werden. Bis dahin rechnet sie noch einmal mit einem Anstieg der Nachfrage.