Es geht den beiden angehenden Grundschul-Lehrkräften gut, auch nach mehreren Monaten im Referendariat. Diese ersten zwei Jahre im Lehrerleben gelten als sehr stressige Zeit. Henrik Dürr und Stefanie Kranz müssen schon unterrichten und werden gleichzeitig selbst benotet, müssen Unterrichtsentwürfe abgeben und haben Unterrichtsbesuche. Wir begleiten die beiden seit den Sommerferien 2023 und fragen immer wieder nach, wie die Lage ist. Diesmal unter anderem zu den Fragen, wie viel Urlaub eigentlich in den Ferien steckt – und warum sie genau überlegen, ob sie sich krankmelden.
Stefanie Kranz: Wir waren beide letztes Schuljahr schon im Einsatz (Anm.: Kranz als sogenannte Drittkraft, Dürr als mobile Reserve). Da habe ich schon gemerkt, aus der Uni heraus bei den Kindern, dass ich wirklich oft erkältet war. Es ist auf jeden Fall besser geworden, aber ich hatte jetzt die größeren Krankheiten – Corona und Bronchitis.
Henrik Dürr: Das Gleiche kann ich auch sagen. Ich weiß noch genau: Als ich letztes Jahr angefangen habe, das war kurz vor Fasching. Da hat es keine Woche gedauert und ich hatte Halskratzen und Schnupfen. Davon bin ich dieses Jahr eher verschont geblieben.
Dürr: Solange man alle Pflichtangelegenheiten erledigt und man keine ausufernd hohen Fehltage hat, sollte das nicht großartig zum Problem werden. Es geht allerdings ein riesiger Organisationsaufwand damit einher: Wer vertritt, was kann ich vorbereiten? Kann ich überhaupt etwas vorbereiten? Weil eigentlich bin ich ja krank. Deswegen überlegt man sich oft zwei- oder dreimal, ob man sich krankmeldet.
Kranz: Mich hat es im Februar getroffen, als ich Corona hatte. Da hatte ich eine BUV-Stunde (Anm.: Besondere Unterrichtsvorbereitung; Unterrichtsstunden, die den Seminarleitern vorgeführt werden). Die musste ich dann nachholen. Damit schmeißt sich auch der Plan für die anderen BUV-Stunden um.
Dürr: Es ist ganz schwierig, einen Moment herauszugreifen. Man bekommt jeden Tag Feedback durch die Kinder. Kleine Dinge freuen mich auch schon, wenn sich ein Kind zum Beispiel besonders weiterentwickelt. Bei den Unterrichtsbesuchen des Seminars mag ich den Nervenkitzel ganz gern. Das ist eine Chance, sich zu beweisen – manchmal bin ich aber auch nervös.
Kranz: Jeder Tag ist anders. Wenn ich merke, dass bei den Kindern etwas hängen geblieben ist, gibt es mir ein gutes Gefühl. Ein Erlebnis fällt mir noch ein: Mit dem Seminar waren wir im Schullandheim und durften ausprobieren, was wir dort mit unseren Klassen machen könnten.
Dürr: Der größte Zeitfresser sind die besonderen Unterrichtsstunden. Das kann man gar nicht aufwiegen, wie viel Zeit man da in eine dreiviertel Stunde Unterricht investiert. Die Methoden, die ich für die Stunde mit den Kindern erarbeite, kann ich aber auch nach der BUV wieder einsetzen.
Kranz: Am Ende ist es die Summe aller Dinge, die man zu erledigen hat: Vorbereitung, Nachbereitung, ein umfangreiches Schriftwesen, Zusatzstunden … Ich schreibe das auf eine To-do-Liste und hake das ab. Das fühlt sich gut an, so machen es andere aus dem Seminar auch. Bisher war zum richtigen Zeitpunkt alles immer fertig und man konnte eine Stunde zeigen.
Dürr: Von einwöchigen Ferien hat man wenig bis gar nichts. Da muss man die Möglichkeit nutzen, um sich für die Zeit danach einen Puffer zu erarbeiten. Bei zweiwöchigen Ferien kann man sich ein paar Tage Pause gönnen. Die Sommerferien will ich mir nicht zu sehr verplanen, da steht die schriftliche Hausarbeit an.
Kranz: In zweiwöchigen Ferien habe ich bisher eine Woche gearbeitet und eine Woche für mich genommen. Ich bereite meist Aufwendigeres vor, damit das im Alltag nicht parallel laufen muss.
Dürr: Wir haben Lernentwicklungsgespräche zum Halbjahr geführt, das heißt, es gab kein wirkliches Zeugnis. Das ist ein Sechs-Augen-Gespräch zwischen der Lehrkraft, dem Elternteil und dem Kind. Insgesamt glaube ich, dass die Kinder damit um einiges mehr anfangen können. Als ich die erste Probe geschrieben habe, war ich schon sehr aufgeregt. Das ist natürlich auch eine Rückmeldung für mich als Lehrer, was ich imstande war, den Kindern zu vermitteln.
Kranz: Ich bin in einer vierten Klasse eingesetzt, da läuft es ein bisschen anders. Die haben vor kurzem Übertrittszeugnisse bekommen. Ich versuche die Kinder auf die Noten vorzubereiten: Es wird bewertet, was du an diesem Tag hingeschrieben hast. Das bist nicht du. Ich habe versucht dieses Bild "Oh, ich habe eine Vier, ich bin schlecht" ein bisschen wegzuschieben, weil vor allem in der Zeit des Übertritts diese Noten sehr präsent sind.
Kranz: Es war Thema an der Schule und wurde im Kollegium auch diskutiert. Meines Wissens nach soll das erst im nächsten Schuljahr gelten.
Dürr: Bei uns wurde es auch schon diskutiert und wir suchen nach einer Lösung.
Dürr: Ich bin an meiner Schule zusammen mit zwei anderen Referendaren Sportverantwortlicher. Da sind wir mit der Planung der Bundesjugendspiele beschäftigt, weil die in Bayern nicht mehr als Wettkampf, sondern als Wettbewerb ausgetragen werden sollen. Dadurch haben vielleicht noch einmal mehr Kinder Spaß. Dafür haben wir uns ein paar Stationen wie Sackhüpfen und Medizinball-Weitwurf ausgedacht.
Kranz: Ich habe mir vorgenommen, wenn vor den Sommerferien keine Unterrichtsbesuche mehr anstehen, ein bisschen andere Sachen auszuprobieren. Zum Beispiel mit Tablets zu arbeiten oder in den zwei vierten Klassen nach dem Übertrittszeugnis mit einem offeneren Konzept zu arbeiten.